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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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machte ich ihm klar, dass ich als Polizist über gewisse Dinge den Mantel der Verschwiegenheit decken musste.
    »Aber es hat ihn doch gegeben?«
    »Für Sie nicht, Mr. Thompson.«
    Er schluckte dies, ohne einen weiteren Kommentar zu geben. Sein Gesicht wirkte wie eingefroren, und er sagte auch nichts, als wir ihm klar machten, dass wir sein Schiff verlassen würden.
    »Das ist toll, wirklich. Die Fahrt war ein Reinfall. Es werden Schadensersatzansprüche auf mich zukommen. Man wird mir Fragen stellen. Können Sie mir sagen, wie ich die beantworten soll?«
    »Nein, nicht wir. Wenden Sie sich am besten an Sir James Powell, Superintendent. Er wird Ihnen helfen können.«
    »Mir nicht. Der Reederei, die Schiffe vermietet.«
    »Auch mit ihr wird er sich herumschlagen.«
    Der Mann schaute uns an, als hätten wir ihm etwas Schlimmes gesagt. Ich konnte mich gut in seine Lage hineinversetzen, aber ich musste an uns denken. Antworten auf seine Fragen würde er nicht erhalten, und deshalb ließen wir ihn stehen.
    Es gab keine weiteren Passagiere mehr auf dem Schiff. Nur die Mitglieder der Besatzung und die An-gestellten, die engagiert worden waren, um sich um die Gäste zu kümmern.
    Wortlos schritten wir an ihnen vorbei, und als wir festen Boden unter den Füßen hatten, atmete Glenda tief durch.
    So habe ich mir unseren Abend nicht vorgestellt. Manchmal verfluche ich deinen Job.«
    Ach, du gibst mir die Schuld?«
    »Das tue ich.«
    »Warum?«
    »Ich habe nachgedacht. Für mich war der Selbstmord des Engels genau an dieser Stelle kein Zufall. Der hat schon gewusst, was er wollte. Darauf kannst du dich verlassen.« Sie regte sich regelrecht auf. »Dieser Selbstmord kann durchaus ein Hilfeschrei gewesen sein, John. Anders kann ich es einfach nicht sehen.«
    »Darüber habe ich auch nachgedacht.«
    »Und?«
    »Ich kenne keine Antwort und versuche, die Dinge so neutral wie möglich zu sehen.«
    »Du wirst nicht neutral bleiben können.«
    »Das will ich auch nicht.«
    Glenda schwieg. Klar, die Stimmung war im Eimer. Wieder einmal hatte uns das Schicksal bewiesen, welche Kapriolen es für uns bereithielt. Ich stand mal wieder im Zentrum, ohne zu wissen, was noch auf mich zukommen würde.
    In unserer nahen Umgebung herrschte Trubel. Den Tower hatten wir passiert. Das Schiff war recht langsam gefahren, und so befanden wir uns etwa in der Mitte zwischen Tower und London Bridge. Gegenüber am anderen Ufer befand sich das berühmte London Dungeon. Nahe der Anlegestelle gab es genügend Lokale, die noch auf Gäste warteten. Wer eben konnte, hatte Tische und Stühle ins Freie gestellt.
    »Ich habe jetzt Durst«, sagte Glenda und steuerte auf die Außenanlage eines Pubs zu, die durch einen hellen Gartenzaun aus Plastik markiert war.
    Ein Tisch war noch frei. Glenda war schneller da als ich und ließ sich nieder. Die Stühle aus Plastik bogen sich unter unserem Gewicht. Nicht weit entfernt saß eine Gruppe von Gästen, die ich vom Schiff her kannte. Sie warfen uns nicht eben nette Blicke zu. Wahrscheinlich gaben sie uns eine Mitschuld an den Vorgängen.
    Alkohol wollten wir nicht trinken. Deshalb bestellten wir zwei große Flaschen Wasser.
    Glenda stemmte die Ellenbogen der angewinkelten Arme auf die Tischplatte und stützte ihr Kinn auf den Händen ab. »Wie soll es jetzt weitergehen, John?«
    »Ich weiß ebenso viel wie du.«
    »Und das ist wenig genug.«
    »Stimmt.«
    »Irgendwo müssen wir anfangen. Wir können nicht alles auf sich beruhen lassen.«
    »Du hast ja Recht. Nur sag mir bitte, wo ich anfangen soll. Ich habe keine Ahnung.«
    »Das ist...«
    Vielleicht war es Glück oder wieder ein Zufall, aber es meldete sich mein Handy, das ich nicht wieder ausgeschaltet hatte, weil ich vorgehabt hatte, die Kollegen anzurufen.
    Es war eine ungewöhnliche Zeit für einen Anruf. Wer auf meinem Handy anrief, der hatte es eilig oder ein Problem. Außerdem kannten nur wenige Personen meine Nummer.
    »Ja...«, meldete ich mich.
    Ich hörte einen Atemstoß. Danach ein Räuspern und dann die Stimme der Frau.
    »Ein Glück, dass ich dich erreiche, John. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.«
    Trotz der Hitze erlebte ich einen leichten Kälteschock auf meinem Rücken. Denn mit Maxine Wells hatte ich nicht gerechnet...
    ***
    Ich sagte zunächst auch nichts, weil ich einfach zu überrascht war. Das passte Glenda wiederum nicht.
    »Wer ist es denn?«
    »Maxine Wells.«
    »Die aus Dundee?«
    »Ja.«
    »Was will sie denn?«
    Ich gab Glenda keine

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