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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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umschlungen, als wollte sie sich wärmen. Dabei war es wirklich nicht kühl, aber es gibt auch eine innere Kälte.
    »Wir haben es nicht geträumt«, sagte ich zu ihr.
    »Ja, schon. Aber ich frage mich, ob das Zufall gewesen ist oder nicht, John.«
    »Kein Zufall.«
    »Nein?«
    »Er hat mich gesucht. Oder uns. Egal, wie du es siehst. Er hat sich diesen Ort gemerkt. Er wollte sich auf eine spektakuläre Art und Weise umbringen und uns auf etwas aufmerksam machen.«
    Glenda nickte. »Er muss in Not gewesen sein. Völlig verzweifelt. Einer, der keinen Ausweg mehr wusste. Der vom Bösen infiziert worden war. Ein Engel, der keiner mehr war und nur noch so ausgesehen hat. Das muss man sich mal vorstellen. Er sah keinen anderen Ausweg als sich umzubringen. Dazu muss er getrieben worden sein, John. Die Frage stellt sich nur, wer hat das getan? Wer steckt dahinter? Welche Kraft, die unheimlich stark sein muss?«
    »Gute Fragen.«
    »Hast du auch gute Antworten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Leider nicht, Glenda. Aber ich werde herausfinden, wer Engel in den Tod treibt. Wer ihnen so große Probleme bereitet, dass sie sich selbst umbringen. Dazu gehört schon etwas. Wir haben selbst gesehen, dass etwas in ihnen steckte, das durch die Kraft meines Kreuzes vernichtet wurde. Diese fressenden Käfer können ein Synonym für etwas gewesen sein, hinter dessen Rätsel ich noch kommen muss.«
    »Und wer hasst die Engel so stark, dass er sie in den Selbstmord treibt? Kannst du mir das sagen?«
    »Nein, das kann ich nicht. Wenn ich allgemein von der Hölle rede oder vom Teufel, wäre das zu einfach. Das glaube ich einfach nicht. Es steckt ein anderer Plan dahinter.«
    »Wen hast du in Verdacht, John?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Es war eine bezeichnende Geste. Ich wusste recht viel über die Engel, aber auch recht wenig. Beides hielt sich die Waage. Mir war auch bekannt, dass sie sich manchmal selbst nicht grün waren. Es gab da zu viele Gruppen, und nicht alles, was sich als Engel bezeichnete, konnte auch als solcher angesehen werden. Engel konnten verschieden aussehen. Sie mussten nicht unbedingt Flügel besitzen, das alles hatte ich schon erlebt. Sie konnten den Menschen positiv als auch negativ gegenüberstehen, und sie verfolgten oft genug eigene Pläne, das hatte ich oft genug erlebt.
    Natürlich gab es die Engel, die ihre Zeichen auf meinem Kreuz hinterlassen hatten. Es konnte durchaus sein, dass durch ihre Kraft dieser tote Engel endgültig vernichtet worden war, obwohl ich keine Strahlen von ihnen hatte abgehen sehen.
    Ich stand inzwischen an der Reling, schaute über den Fluss, doch ich war nicht in der Lage, ihn richtig zu sehen. Die Wasserfläche verschwamm vor meinen Augen, und die Lichter am anderen Ufer sahen aus wie eine helle verschwommene Wand.
    Erst als die Stimmen zu laut wurden, drehte ich mich wieder um. Ich stellte fest, dass wir abgelebt hatten, und dann war auch Glenda wieder bei mir.
    »Der Kapitän wird sich wundern, wenn er den Toten sucht.«
    »Ich kann nichts dafür, Glenda.«
    »Was wirst du ihm sagen?«
    »Die Wahrheit wohl nicht. Es ist auch nicht seine Sache, sie zu erfahren. Um alles Weitere werden wir uns kümmern.«
    »Gibt es denn etwas, um das wir uns kümmern müssten?« Glenda lachte leise. »Wir haben keinen Beweis, John. Der Engel ist vor unseren Augen verschwunden, und dafür hast du gesorgt. Mehr brauche ich dir wohl nicht zu sagen.«
    »Ich mache mir trotzdem keine Vorwürfe.«
    »Musst du auch nicht.«
    Jedenfalls brauchte ich die Kollegen nicht anzurufen. Unser Schiff hatte angelegt, und keinem der Passagiere war nach Feiern zu Mute. Jeder sah zu, so schnell wie möglich wieder festen Boden unter seine Füße zu bekommen.
    Nur die Mitglieder der Besatzung blieben an Bord. Und natürlich der Kapitän, der mehr wissen wollte und deshalb zu uns kam. Glenda und ich standen jetzt neben der Tanzfläche, ohne dem Mann allerdings die Sicht zu nehmen.
    Harold Thompson sagte nichts. Er schaute nur. Und wie er seinen Kopf bewegte und in die Runde blickte, dokumentierte uns sein Unverständnis. Er wusste nicht Bescheid, aber er suchte die Antworten auf seine Fragen bei uns.
    »Haben Sie ihn über Bord geworfen?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Er ist nicht mehr da, Mr. Sinclair.«
    »Nein, das haben wir nicht getan. Sie haben auch Recht, er ist tatsächlich nicht mehr da.«
    »Ja, wo ist er dann?«
    Ich konnte die Neugierde des Mannes verstehen. Die Wahrheit hätte er nie begriffen. Deshalb

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