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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas.
    Maxine und Carlotta sahen, dass zwei Käfer aus dieser widerlichen Hinterlassenschaft hervorkrochen. Zum ersten Mal wurde auch das Vogelmädchen damit konfrontiert, und es schüttelte sich, als sein Blick auf die Körper fiel.
    »Max, die gehen ein!«
    »Wie?«
    »Die sterben!«
    »Unsinn, ich...«
    »Sieh doch mal!«
    Nur widerwillig traute sich die Tierärztin näher. Als sie auf den Tisch schaute, musste sie ihrer Ziehtochter Recht geben. Die letzten beiden Käfer, die sich aus dem Schlamm hervorgedrückt hatten, lösten sich vor ihren Augen auf. Ihre Panzer zerknackten mit leisen Geräuschen, und aus den Rissen quoll diese cremige Masse hervor, die wie dunkle Zahnpasta aussah und sich in die andere Schmiere hineindrückte. Sekunden später war von den beiden Käfern nichts mehr zu sehen. Der tote Engel und das Böse, das in ihm steckte, hatten sich selbst vernichtet, als wäre in ihnen ein Chip implantiert worden, der ihnen den entsprechenden Befehl gegeben hatte.
    Maxime zitterte. Sie wollte es nicht, aber sie kam auch nicht dagegen an. Durch den offenen Mund atmete sie und flüsterte dabei etwas Unverständliches vor sich hin, das weder sie noch Carlotta verstanden. Als das Vogelmädchen sie anfasste, spürte es die Kälte der Haut.
    »Du musst dir keine Sorgen mehr machen, Max. Die Gefahr ist vorbei, ehrlich.«
    »Ja, ja, kann sein.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich verstehe das nicht. Ich weiß nicht, warum dies alles passiert ist und weshalb es uns wieder getroffen hat.«
    »Das werden wir noch herausfinden.«
    »Wie denn?«
    »Weiß ich auch nicht«, erwiderte Carlotta mit ihrem kindlichen Gemüt. »Aber wir schaffen es.«
    »Ich muss den Tisch säubern«, flüsterte Maxine.
    »Das kannst du später machen.«
    »Und sonst?«
    »Solltest du John Sinclair anrufen.«
    »Aber er meldet sich nicht.«
    »Versuch es trotzdem noch mal.«
    Maxine musste lächeln. »Wenn ich dich nicht hätte, Carlotta.«
    Sie winkte ab. »Ach, sag das nicht. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Aber jetzt greif noch mal zum Telefon...«
    »Ja, das tue ich. Und wenn ich Scotland Yard aufwecken muss...«
    ***
    Ein durch Selbstmord umgekommener Engel, der sich ohne sichtbare äußere Einwirkung veränderte.
    Glenda hatte richtig gesehen, und jetzt schaute auch ich hin. Es war kaum zu fassen, was meinen Augen geboten wurde. Die Gestalt lag rücklings auf dem Boden und öffnete sich. Ein Spalt war in seiner Körpermitte entstanden. Der reichte senkrecht vom Kopf bis zu seinen Füßen hin. Es war niemand da, der den Körper mit einem unsichtbaren Messer aufgeschnitten hatte, und doch hatten wir uns nicht getäuscht. Es gab diesen verdammten Schnitt.
    In diesen uns lang vorkommenden Momenten fühlten wir uns wie von den anderen Menschen abgetrennt. Auf dem Deck bildete die Tanzfläche eine Insel, die jeder mied.
    »Verstehst du das, John?«, hauchte Glenda.
    »Nein, leider nicht. Ich weiß nur, dass wir es mit keinem Menschen zu tun haben.
    »Ein Engel.« Sie musste lachen. »Einer, der einfach vom Himmel fiel und auf dieses Schiff stürzte. Als hätte man ihn abgeschossen.«
    »So ähnlich muss es auch gewesen sein.«
    »Und wer schießt Engel ab?«
    »Ich kann es dir nicht sagen.«
    Wir hatten bewusst gewartet und waren noch nicht näher an die Gestalt herangegangen. Und in dieser Zeit gab es auch eine Veränderung innerhalb des Körpers. Wir sahen sie deshalb, weil aus der Tiefe der Gestalt etwas strömte, das mich im ersten Moment irritierte.
    Es war ein fahles und kaltes Licht, das einen ungewöhnlichen Schein abgab. Als hell wollte ich ihn nicht bezeichnen. Dieses Licht war dunkel. Es verdiente den Namen kaum, aber es war trotzdem vorhanden und vermischte sich knapp über der Gestalt mit dem Schein der bunten Lampen, der ebenfalls über das Deck trieb.
    Ich hatte mir lange genug Zeit gelassen und bewegte mich auf den Engel zu. Auch Glenda ging. Sie blieb hinter mir. Während ich die kurze Strecke zurücklegte, jagten nicht nur zahlreiche Gedanken durch meinen Kopf, ich hielt auch den Kopf erhoben und schaute zum dunklen Himmel. Misstrauen war in mir hochgestiegen, denn wo ein Engel gefallen war, hätte auch gut noch ein zweiter fallen können.
    Das Kreuz hing nicht mehr lange unter dem dünnen Hemd verborgen. Ich streifte die Kette über den Kopf, und als ich dann mit den Fingern am Metall entlangstrich, merkte ich durchaus die leichte Erwärmung, die nicht von meiner Körpertemperatur stammte.
    Mit dem Engel war nicht alles

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