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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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weinen anfangen bei diesem Geschmackserlebnis. Es ist perfekt.«
    Maxon aß einen Bissen und lehnte sich zurück. »Glauben Sie wirklich, dass sie weinen würde?« Diese Vorstellung schien ihn nachhaltig zu amüsieren. Im Umgang mit weinenden Mädchen legte er ein seltsames Verhalten an den Tag.
    Ich dachte darüber nach. »Ja, das glaube ich wirklich. Sie ist sehr gefühlsbetont.«
    »Würden Sie Geld darauf wetten?«, fragte er rasch. Ich merkte, wie die anderen zwischen uns hin- und herschauten wie bei einem Tennismatch.
    »Wenn ich Geld genug zum Verwetten hätte: ja, würde ich.« Ich lächelte bei der Vorstellung, über Freudentränen Wetten abzuschließen.
    »Was würden Sie denn statt Geld setzen wollen? Sie scheinen ja Talent fürs Handeln zu haben.« Er schien dieses Spielchen zu genießen. Na schön. Ich würde mitspielen.
    »Was hätten Sie denn gerne?« Ich fragte mich, was um alles in der Welt man jemandem anbieten konnte, der bereits alles besaß.
    »Was hätten Sie denn gerne?«
    Das war eine interessante Frage. Ihm stand die Welt zur Verfügung. Was also wünschte ich mir von ihm?
    Ich war keine Eins, hatte jetzt aber diesen Lebensstil. Ich bekam mehr Essen, als ich zu mir nehmen konnte, und hatte das bequemste Bett, das man sich nur vorstellen konnte. Ich wurde von vorne bis hinten bedient, ob mir das nun gefiel oder nicht. Und wenn ich etwas brauchte, musste ich bloß danach verlangen.
    Aber eigentlich wünschte ich mir nur, dass dieser Ort sich nicht wie ein Palast anfühlte. Dass meine Familie hier wäre oder ich nicht dauernd so aufgetakelt sein müsste. Doch um Familienbesuch konnte ich nicht bitten. Ich hielt mich schließlich erst einen Tag hier auf.
    »Wenn sie weint, möchte ich eine Woche lang Hosen tragen«, brachte ich schließlich vor.
    Alle lachten, aber leise und höflich. Sogar das Königspaar schien meine Äußerung witzig zu finden. Und die Königin sah mich an, als sei ich jetzt keine Fremde mehr für sie.
    »Gilt«, sagte Maxon. »Und wenn sie nicht weint, sind Sie mir einen Spaziergang im Palastgarten schuldig, morgen Nachmittag.«
    Ein Spaziergang im Palastgarten? Nicht mehr? Das war doch nichts Besonderes. Ich erinnerte mich, dass Maxon am Vorabend gesagt hatte, er würde immer bewacht. Vielleicht wusste er nicht, wie er anders eine Weile allein sein könnte. Vielleicht verschaffte er sich auf diese Weise etwas, das er sonst nie haben konnte.
    Neben mir hörte ich einen missbilligenden Laut. Oh. Mir wurde klar, dass ich als Erste offiziell mit dem Prinzen alleine sein würde, falls ich die Wette verlor. Ich erwog, die Konditionen zu ändern. Aber wenn ich ihm wirklich helfen wollte, wie ich es versprochen hatte, konnte ich seinen ersten Anlauf für ein Treffen nicht ablehnen.
    »Sie verhandeln hart, Sir, aber ich nehme an.«
    »Justin?« Der Butler, mit dem er zuvor gesprochen hatte, trat vor. »Schicken Sie bitte ein Paket mit Erdbeertörtchen an die Familie der Dame. Jemand soll dort zusehen, wie die Schwester eines verspeist, und uns berichten, ob sie tatsächlich weint. Ich bin ausgesprochen gespannt auf das Ergebnis.«
    Justin nickte und verschwand umgehend.
    »Sie sollten Ihren Eltern einen Brief beilegen«, fuhr Maxon fort, »in dem Sie ihnen schreiben, dass es Ihnen gut geht. Das sollten Sie übrigens alle tun«, sagte er dann in die Runde. »Nach dem Frühstück schreiben Sie bitte alle einen Brief an Ihre Eltern, und wir sorgen dafür, dass diese ihn heute noch erhalten.«
    Alle Mädchen lächelten und seufzten erleichtert, weil sie endlich auch angesprochen wurden. Nach dem Frühstück gingen wir auf unsere Zimmer. Anne brachte mir Briefpapier, und ich machte mich sofort ans Schreiben. Obwohl mein Aufenthalt hier so eigenartig begonnen hatte, wollte ich vermeiden, dass meine Familie sich Sorgen machte, und bemühte mich um einen lockeren Tonfall.
    Liebe Mom, lieber Dad, liebe May, lieber Gerad,
    ich vermisse euch schon so sehr! Der Prinz möchte, dass wir unseren Familien schreiben, dass es uns gut geht. So ist es auch tatsächlich. Der Flug hat mir ein bisschen Angst gemacht, war aber auch ganz lustig. Die Welt sieht so klein aus von hoch oben!
    Man hat mir hier viele wunderschöne Kleider und Dinge gegeben, und ich habe drei liebe Zofen, die mir beim Ankleiden und Waschen helfen und mir sagen, wo ich hingehen muss. Selbst wenn ich ganz verwirrt bin, wissen sie immer, wo ich mich aufhalten soll, und helfen mir dabei, rechtzeitig dorthin zu kommen.
    Die meisten

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