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endgültig den Rest, und ich wandte mich abrupt ab.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Maxon hinter mir.
Ich sah ihn an und zuckte die Achseln.
»Was ist los?«
»Ich habe heute einfach keine Lust darauf, eine der Erwählten zu sein«, antwortete ich kurz angebunden.
Maxon trat zu mir und sagte leise: »Möchten Sie mit jemandem reden? Ich hätte zum Beispiel jetzt Zeit zum Zuhören.«
Ich seufzte und lächelte höflich. »Nein, danke. Ich muss einfach eine Weile nachdenken.« Ich wandte mich zum Gehen.
»America«, sagte Maxon ruhig. Ich blieb stehen und drehte mich wieder um.
»Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«, fragte er.
Ich zögerte. Sollte ich ihn fragen, weshalb er Natalie geküsst hatte? Sollte ich ihm erzählen, dass ich seit den Ereignissen zwischen uns das Zusammensein mit den anderen Mädchen furchtbar anstrengend fand? Sollte ich ihm gestehen, dass ich mich nicht verändern wollte und dass auch meine Familie so bleiben sollte, wie sie war? Ich wollte gerade loslegen, als ich hinter uns eine schrille Stimme hörte.
»Prinz Maxon?«
Wir drehten uns um und erblickten Celeste, die sich mit der Königin von Swendway unterhielt. Dabei wollte sie wohl Maxons Arm halten, denn sie winkte ihn herbei.
»Sie sollten hingehen«, sagte ich, wieder mit gereiztem Unterton.
Maxon sah mich an. Sein Blick besagte, dass wir eine Abmachung hatten. Freunde sind offen miteinander.
»Nehmen Sie sich vor der in Acht«, raunte ich, machte einen Knicks und entfernte mich.
Als ich auf den Palast zuging, sah ich Marlee. Eigentlich wollte ich jetzt nicht einmal mit ihr sprechen, aber sie saß in der gnadenlos heißen Sonne auf einer Bank, ganz alleine, wenn man von einem jungen Wachmann in ihrer Nähe absah.
»Marlee, was machst du denn? Du solltest in den Schatten gehen, bevor du einen Sonnenbrand kriegst.«
Sie warf mir ein reserviertes Lächeln zu. »Mir geht es gut hier, danke.«
»Nein, im Ernst«, sagte ich und fasste sie am Arm. »Du wirst bald aussehen wie meine Haare. Du musst unbedingt –«
Marlee zog ihren Arm weg, aber ihre Stimme war sanft, als sie sagte: »Ich will hierbleiben, America. Ich habe meine Gründe.«
Sie wirkte angespannt, versuchte es aber zu verbergen. Ich war mir ziemlich sicher, dass es nichts mit mir zu tun hatte, aber irgendetwas stimmte nicht.
»Na schön. Aber ich würde dir trotzdem raten, bald in den Schatten zu gehen. Sonnenbrand tut weh«, erwiderte ich möglichst nachsichtig und ging weiter.
Im Palast steuerte ich den Damensalon an. Ich durfte nicht zu lange wegbleiben, und dort würde ich auf alle Fälle alleine sein. Doch als ich hereinkam, sah ich Adele am Fenster sitzen. Sie beobachtete das Geschehen draußen im Garten. Als sie mich hörte, drehte sie sich um und lächelte mich an.
Ich setzte mich zu ihr. »Haben Sie sich ein Versteck gesucht?«
Sie lächelte wieder. »So ähnlich. Ich wollte die Erwählten kennenlernen und meine Schwester treffen. Aber ich finde es scheußlich, wenn das in offiziellem Rahmen stattfinden muss. Dabei fühle ich mich immer so unwohl.«
»Ich finde das auch nicht so toll«, gestand ich. »Ich könnte mir nicht vorstellen, so was dauerhaft durchzuhalten.«
»Kann ich mir denken«, sagte sie gedehnt. »Sie sind die verbliebene Fünf, oder?«
Aus ihrem Mund klang das nicht wie eine Beleidigung. Sondern eher wie die Feststellung, dass wir uns irgendwie ähnlich waren.
»Ja«, antwortete ich.
»Ich erinnere mich an Ihr Gesicht. Sie waren so reizend mit den Leuten am Flughafen. So hätte sie sich auch verhalten«, sagte Adele und wies mit dem Kopf auf den Garten. Dann seufzte sie. »Ich habe keine Ahnung, wie meine Schwester das alles hinkriegt. Sie ist stärker, als die meisten Leute glauben.« Adele griff nach ihrem Weinglas und trank mehrere Schlucke.
»Auf mich wirkt sie stark. Aber auch sehr damenhaft.«
Adele strahlte. »Stimmt. Doch da ist noch mehr. Schauen Sie mal genau hin.«
Ich beobachtete die Königin und sah, dass sie unentwegt in eine Richtung blickte. Auf Maxon. Er stand neben Celeste und sprach mit der Königin von Swendway, während einer seiner Großneffen sein Bein umklammerte.
»Er wäre ein wunderbarer Bruder geworden«, sagte Adele. »Amberly hatte drei Fehlgeburten. Zwei vor ihm, eine nach seiner Geburt. Sie muss immer noch daran denken. Und ich habe sechs Kinder. Ich bekomme jedes Mal Schuldgefühle, wenn ich hier mit meiner Rasselbande auftauche.«
»Aber das sieht Ihre Schwester bestimmt ganz anders«,
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