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komplizierter, als ich es mir vorgestellt hatte.«
»Wie meinst du das?«, fragte ich.
»Ich mag die meisten Mädchen hier, aber wenn ich dann höre, was Maxon mit den anderen macht, denke ich nur noch daran, wie ich sie übertrumpfen kann«, gestand Kriss. »Und dieses Gefühl gefällt mir gar nicht.«
»So was Ähnliches hab ich neulich auch zu Tiny gesagt«, berichtete Tuesday. »Sie ist ja ein bisschen schüchtern, aber sehr damenhaft, und ich denke, sie wäre eine gute Prinzessin. Ich kann gar nicht böse auf sie sein, auch wenn sie mehr Verabredungen mit Maxon hat. Selbst wenn ich die Krone selbst gerne haben möchte.«
Kriss und ich warfen uns einen kurzen Blick zu, und ich spürte, dass wir beide dasselbe dachten. Tuesday hatte die Krone gesagt, nicht den Prinzen . Aber ich ging nicht darauf ein, weil sie dann etwas zur Sprache brachte, das ich gut verstand. »Marlee und ich reden ganz oft darüber. Dass wir an den anderen viele Sachen so toll finden.«
Nun sahen wir uns alle drei an, und etwas fühlte sich anders an als zuvor. Plötzlich war ich nicht mehr so eifersüchtig auf Natalie und nicht einmal mehr so angewidert von Celeste. Wir durchliefen das Casting alle auf unterschiedliche Weise und aus unterschiedlichen Gründen. Aber wenigstens taten wir es gemeinsam.
»Vielleicht hatte Königin Amberly wirklich recht«, sagte ich. »Dass man einfach man selbst sein muss. Es wäre mir lieber, wenn Maxon mich heimschicken würde, weil er mich nicht mag, wie ich bin, als wenn er mich hierbehalten wollte, weil ich ihm etwas vorgemacht habe.«
»Stimmt«, bestätigte Kriss. »Und am Ende müssen ohnehin vierunddreißig Mädchen ausscheiden. Wenn ich übrig bleiben sollte, dann würde ich gerne wissen, dass die anderen mich unterstützen. Deshalb sollten wir versuchen, hilfreich füreinander zu sein.«
Ich nickte, weil ich ihre Meinung richtig fand. Und weil ich mir sicher war, dass ich mich so verhalten konnte .
In diesem Moment kam Elise hereingestürzt, gefolgt von Zoe und Emmica. Elise war normalerweise ruhig und bedächtig und erhob nie die Stimme. Doch jetzt drehte sie ihren Kopf und kreischte in den höchsten Tönen: »Schaut euch diese Kämme an!« Sie zeigte auf zwei Haarkämme, die mit Edelsteinen besetzt zu sein schienen. »Maxon hat sie mir geschenkt! Sind sie nicht wunderbar?«
Darauf waren alle aufs Neue enttäuscht oder aufgeregt, und meine guten Vorsätze verflogen.
Ich versuchte nicht enttäuscht zu sein. Schließlich hatte ich doch auch Geschenke erhalten. Und ich war geküsst worden. Doch als immer mehr Mädchen hereinkamen und ihre Geschichten zum Besten gaben, hätte ich mich am liebsten irgendwo verkrochen. Ich erwog, diesen Tag nur mit meinen Zofen zu verbringen.
Doch gerade als ich aufbrechen wollte, kam Silvia herein, die erschöpft und aufgeregt zugleich wirkte.
»Meine Damen!«, rief sie laut, um sich Gehör zu verschaffen. »Sind Sie vollzählig anwesend?«
Alle riefen Ja.
»Ein Glück«, sagte sie etwas beruhigt. »Ich weiß, das ist sehr kurzfristig, aber wir haben gerade erfahren, dass der König und die Königin von Swendway in drei Tagen auf Besuch kommen, und wie Sie alle wissen, haben wir Verwandte in deren Familie. Überdies werden Verwandte der Königin hier sein, sodass wir sehr viele Gäste gleichzeitig haben werden. Uns bleibt sehr wenig Zeit für Vorbereitungen, Sie sollten also Ihre Nachmittage frei halten. Unterricht im Großen Saal direkt im Anschluss ans Mittagessen«, verkündete sie und ging wieder hinaus.
Man hätte glauben können, dass die Bediensteten monatelang Zeit für die Planung gehabt hatten. Riesige Pavillons mit Buffets wurden im Garten aufgestellt und Weinbuden überall auf dem Rasen verteilt. Die Anzahl der Wachen wurde erhöht und ergänzt durch einige swendische Soldaten aus dem Gefolge des Königspaars. Die beiden waren sich offenbar der Gefährdung im Palast wohl bewusst.
In einem weiteren Zelt befanden sich Throne für König Clarkson, Königin Amberly, Maxon und das Königspaar von Swendway. Die swendische Königin – deren Namen ich einfach nicht aussprechen konnte – war fast ebenso schön wie Königin Amberly, und die beiden schienen eng befreundet zu sein. Die Königspaare hatten sich bereits in dem Zelt niedergelassen, während Maxon umherging und mit den Erwählten und seinen vielen Verwandten sprach.
Er schien sich sehr über die Begegnung mit seinen Cousins zu freuen, auch mit den ganz kleinen, die ihn am Anzug zupften
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