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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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komisch freundlich geworden und hat was von Gemeinde und Zusammenhalt geredet und dann von dieser Jagdgesellschaft. Dass ich zu der nun auch dazugehören würde.«
    »Also wissen Sie noch nicht, was passiert ist?«, hakte Bruno nach.
    »Nein, wieso?« Meinrad wirkte etwas erschrocken.
    »Dr. Günther Hellmann ist Samstagabend erschossen worden«, erklärte Franziska. »Mitten in Kleinöd. Direkt vor dem Haus seiner Verlobten.«
    Meinrad wurde blass und starrte sie an. »Das kann nicht sein. Ich kann das nicht glauben.«
    »So ist es aber.« Bruno ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen und holte tief Luft. Franziska roch, dass er draußen vor der Tür mindestens zwei Zigaretten geraucht hatte. Immer wenn sie diese Witterung aufnahm, hatte sie ein schlechtes Gewissen. Bruno hatte genau zu der Zeit mit dem Rauchen begonnen, als sie damit aufhörte. Später hieß es dann, sie sei in der Phase so finster drauf gewesen, dass es eigentlich niemand mehr mit ihr aushalten konnte. Vermutlich hatte sich Bruno vor ihr in die Nikotinsucht geflüchtet. Immer wenn er vom Rauchen kam, musste sie daran denken. Und immer hatte sie ein schlechtes Gewissen.
    »Wann haben Sie Günther Hellmann denn zuletzt gesehen?« Franziskas Kollege schien sich auf die Rolle des bösen Polizisten einzuschießen. Dabei passte das gar nicht zu ihm. Dazu war er viel zu elegant und gesittet.
    »Das ist schon lange her«, antwortete Meinrad höflich. »Irgendwann im Frühsommer. Noch bevor ich zur Malwine gezogen bin. Wissen Sie, ich wollte mir wirklich ganz sicher sein. Nicht dass ich mein Haus verkaufe, mich auf dem Brunnerhof wohlfühle, und dann muss ich doch wieder weg. Ich bin nun mal ein vorsichtiger Mensch.«
    Er beugte sich hinunter und streichelte den Hund.
    Als Meinrad und Joschi gegangen waren, gab Franziska ihrem Kollegen eine Kurzfassung des Gesprächs und berichtete ihm vom Projekt des Gläsernen Vilstals. Nachdenklich suchte Bruno in der Brusttasche seines dunkelbraunen Lederjacketts erneut nach den Zigaretten, klopfte eine von ihnen profihaft gegen seinen Handrücken, vielleicht um den Tabak darin in Form zu bringen, und stellte dann klar: »Dir ist schon bewusst, dass mit diesen Informationen die Halber Gertraud ins Spiel kommt, oder? Denn sie könnte schuldig am Tod ihres Verlobten sein, selbst wenn sie nicht selbst die Waffe in der Hand gehalten hat.«
    »Du spinnst doch.« Franziska tippte sich demonstrativ gegen die Stirn.
    »Jetzt hör mir doch mal zu. Wenn jemand das Organigramm, oder wie immer du es nennen willst, des Gläsernen Vilstals nebst all seinen kryptischen Blutsbanden an der Wand des Herrn Dr. Hellmann gesehen hat, dann ist das die Halber Gertraud. Oder willst du mir etwa erzählen, dass die sich zwar seit einem knappen Jahr kennen, sie aber noch nie in seiner Wohnung war? Und wenn sie in seiner Wohnung war, dann hat sie das Wandgemälde besichtigt und sofort ihre Schlüsse gezogen.«
    »Das ist aber reichlich weit hergeholt – und was für Schlüsse sollen das denn sein? Mir hat sie gesagt, dass immer er nach Kleinöd gekommen sei. Für mich hörte es sich so an, als sei sie nie in seiner Wohnung gewesen. Aber direkt danach gefragt habe ich sie natürlich nicht.« Franziska blieb skeptisch. »Nur weil sie dir nicht sympathisch ist, muss sie nicht gleich eine hinterhältige Verräterin sein.«
    »Frauen!« Bruno schüttelte den Kopf. »Mein Urteil, wie du es nennst, hat nichts mit Sympathie oder Antipathie zu tun, sondern baut auf logischem und kriminalistischem Denken auf.«
    »Aha, und was sagt dir dein logischer und glasklarer Verstand?«
    »Schau mal, die Gertraud und ihre Tante Charlotte, die kennen doch alle aus dem Ort, ach was, aus der ganzen Region. Und deine Gertraud hat zusätzlich auch noch bei der Zeitung gearbeitet. Da ist es doch nicht abwegig, dass möglicherweise beide die Informationen von Hellmanns Gläsernem Vilstal nutzen, um jemanden zu erpressen. Ich meine, einen Feind hat doch jeder, oder?« Er lachte. »Nein, im Ernst: Wer hat schon gern jemand Fremden an seiner Seite, mit dem er dann auch noch sein Erbe teilen muss? Einen, der aus dem Nichts kommt und dann absahnt. Um das zu verhindern, investiert man doch gern mal ein Scheinchen …« Er hielt kurz inne. »Sag mal, Franziska, gab’s da nicht schon mal einen Erpressungsfall in Kleinöd?«
    Sie sah ihn lange an. »Ja, da erinnerst du mich an was. Es war bei unserem ersten Fall, oder? Aber Erpressung konnte man das eigentlich nicht

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