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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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gelten, wurden sie als Zufall abgehakt.
    »So, da wären mir«, sagte Martha und parkte den Wagen.
    In diesem Moment hörte es auf zu regnen.
    Die beiden stiegen aus. Hinter einem Fenster des Wohnhauses hörte man einen Hund bellen.
    »Das ist der Joschi«, stellte Martha klar. »Der Malwine ihr Hund. Er war ihr vorhergesagt worden und hat im Tierheim von Passbrunn auf sie gewartet. Und seit sie ihn dort abgeholt hat, sind die zwei ein Herz und eine Seele gewesen.« Sie ging auf das Fenster zu und redete beruhigend auf das Tier ein. »Ja, so ein gutes Hunderl, bist heut ganz allein daheim. Armer kleiner Joschi, gell.«
    Sie sah sich nach ihrem Begleiter um, aber der war nicht mehr zu sehen. Martha Moosthenninger kniff mehrmals die Augen zusammen und schüttelte ratlos den Kopf. Schließlich entdeckte sie ihn. Er war unter das Zelt des Bohrlochs gekrochen. Einzig seine langen dünnen Beine in den schwarzen Röhrenhosen und die Schöße des kurzen schwarzen Mantels schauten hervor.
    »Was machen Sie denn da?«, fragte Martha und formulierte ihre Frage augenblicklich so um, dass er sie mit Ja oder Nein beantworten konnte: »Ach, ich weiß schon, Sie überprüfen dieses großartige Wunder der Agnes.«
    Bruder Ägidius robbte zurück, stieß mit dem Kopf an die Visitenkarte des Bürgermeisters und nickte stumm. Dann blieb er breitbeinig neben dem Zelt stehen und begann, in sein Notizbuch zu schreiben.
    Sie wartete. Sie hatte Zeit. Solange er schwieg und keine komplizierten Fragen stellte, war ihre Welt in Ordnung. Aus den Augenwinkeln heraus nahm sie wahr, wie das mit zwei Büroklammern an die Zeltplane geheftete Kärtchen zu Boden fiel. Sie hob es auf und las laut vor, was dort in Druckbuchstaben stand: »Eigentum der Gemeinde Kleinöd. Missbrauch wird strafrechtlich verfolgt.« Dann drehte sie die Karte um. Sie trug das Dorfwappen der Gemeinde und den Namen des Bürgermeisters: Markus Waldmoser.
    Es stimmte also, was man im Dorf so hörte.
    Ägidius Alberti setzte unbeirrt seine Notizen fort. In Martha Moosthenninger brodelte es nun so sehr, dass sie nicht mehr an sich halten konnte und ihrem Unmut Luft machen musste: »Ja, hundsverrückt könnt man werden mit diesem Bürgermeister! Um jeden Schmarrn kümmert der sich und grad genau um die Dinge, die ihn nix angehn. Ihm g’hört doch nix von dem Grund und Boden da. So wie ich das weiß, hat der gar kein Recht, irgendwelche Verbote und Gesetze auszusprechen, was das Gelände von der Malwine betrifft. Aber schaun S’, da ist der also auch schon hier g’wesen, der Waldmoser!« Wie zum Beweis hielt sie Ägidius Alberti das weiße Kärtchen entgegen.
    Der hob gelassen die Schultern und schrieb beharrlich weiter in sein Büchlein.
    »Wissen Sie, g’hört hab ich ja schon davon, aber geglaubt hab ich es ned«, sprudelte es aus Martha heraus. Dass ihr gar niemand widersprach und all die Worte einfach so aus ihr herausfließen konnten, war neu für sie, und sie lauschte verwundert ihren eigenen Ausführungen.
    »Ich geh ja ned in den Blauen Vogel, aber die Frau, die mir einmal die Woch beim Kirchputz hilft, deren Mann ist da ziemlich oft und sitzt dann wohl auch beim Waldmoser Markus am Tisch. Und da hat der Bürgermeister neulich erzählt, dass er hier in Kleinöd, da oben auf dem Hof der Brunnerin, über ein Wellnesscenter nachdenkt, denn wenn er hier einen Kurbetrieb hinsetzt mit allem Drum und Dran, dann können mir uns vielleicht in Zukunft ›Bad Kleinöd‹ nennen. Also wenn Sie mich fragen, ich bin dagegen. Und auch die Agnes wär dagegen g’wesen. Denn die hat uns hier eine wunder- und heiltätige Quelle hingesetzt, damit die Leute im Namen des Glaubens geheilt und von ihren Sünden reingewaschen werden und nicht dafür, dass ein jeder Depp hier Urlaub macht und im heiligen Wasser rumplanscht und womöglich auch noch seine dreckigen Hände darin waschen will.«
    Sie seufzte ausgiebig. Das hatte gutgetan, und es musste ja auch mal gesagt werden. »Was wir brauchen ist eine Stätte des Glaubens, wir brauchen Kerzen, Heiligenbilder und geweihte Gefäße. Nicht so ein großkotziges Spa, womöglich noch mit Sauna, wo die dann alle nackert drin rumhüpfen. Manderl und Weiberl durcheinand.« Sie schüttelte sich. »So eine Sauerei aber auch!«
    »Was wir brauchen, ist eine Basilika«, sagte Ägidius Alberti und wandte sich erneut seinem Notizbuch zu.
    Martha Moosthenninger starrte ihn mit offenem Mund an.
    Während ihrer Ausführungen hatte sie gar nicht wahrgenommen,

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