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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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so etwas behauptete, musste mit Nachfragen rechnen.
    Martha seufzte und fuhr die Nachspeise auf. Sechs wunderbar aufgegangene Dampfnudeln mit heißer Vanillesoße. Ägidius Alberti aß vier davon. Dann zog er sich für ein Stündchen zurück, und Hochwürden Moosthenninger nahm seinen täglichen Mittagsschlaf, während Martha ihren hausfraulichen Pflichten nachging und sich wieder einmal fragte, warum sie nicht als Mann auf die Welt gekommen war. Vom Tisch aufstehen und sich aufs Sofa legen. Das wär’s.
    Graue Wolken hatten die winzigen Sonnenflecken am Himmel verdrängt, und es sah nach baldigem Regen aus, als Martha Moosthenninger ihren Gast eine Stunde später fragte: »Nehmen wir Ihr Auto oder meins?« und augenblicklich rot wurde. Es hatte mal eine Fernsehwerbung gegeben, in der der junge Mann die junge Frau fragte: Zu dir oder zu mir? Und eines war dabei offensichtlich – wo immer sie auch landen würden, dies wäre ein Ort, an dem Unaussprechliches geschah.
    Glücklicherweise schien es im Kloster weder Fernsehgeräte noch Werbespots zu geben, denn Ägidius gab mit keiner Regung zu erkennen, dass dieser Satz irgendwelche anstößigen Assoziationen in ihm weckte. Während er seinen kurzen schwarzen Mantel überzog, hatte sich Martha auf ihre »Ja-nein-Taktik« besonnen und fragte: »Ist es Ihnen recht, wenn wir meinen Wagen nehmen?«
    Er nickte.
    »Ist auch nicht besonders weit«, beruhigte sie ihn, während sie den Motor startete und ruckelnd den ersten Gang einlegte. »Oder haben S’ etwa Angst, wenn eine Frau fährt?«
    Wieder dieses so überaus ernste Kopfschütteln. Sie beschloss, den armen Mann ein wenig aufzumuntern, und plapperte los. Sie erzählte in aller Ausführlichkeit, wie sie damals mithilfe der Wissensseite im Landauer Anzeiger die merkwürdigen Zahlen als Koordinaten entschlüsselt und so maßgeblich zur Entdeckung der Quelle beigetragen hatte.
    »Als ich das mit den Koordinaten herausgekriegt hatte, bin ich an Wilhelm seinen Computer und habe mir übers Internet einen Geometer besorgt, weil da in der Zeitung stand, dass Geometer sich mit diesen Zahlen auskennen und gleich wissen, wo der Punkt zu finden ist. Und mit dem bin ich hoch zum Brunnerhof, und wir haben auch quasi sofort die Quelle gefunden.«
    Ihr Beifahrer verzog während ihrer gesamten Erzählung keine Miene. Martha nahm an, dass er sich diese Ausdruckslosigkeit in seinem Kloster und beim ständigen Herumhungern angewöhnt hatte.
    »Und dass dieser Geometer dann auch noch die Gicht haben musste, ausgerechnet der … ich sag Ihnen was, auch da hat die Agnes ihren Einfluss ausgeübt. Garantiert! Die gute Agnes.« Martha seufzte ergriffen. »Stellen Sie sich das einmal vor: Der Geometer macht sein Koordinatenkreuzerl und bohrt dann am Schnittpunkt von dem Kreuzerl ein wenig in der Erde herum. Und schwuppdiwupp, hat der heißes Wasser in der Hand. Und wie er sich noch so wundert, wo denn wohl die Quelle herkommen tät, schon tun ihm die Finger nicht mehr weh. Haben Sie vielleicht auch Gicht?« Fragend sah sie ihn an.
    Ägidius Alberti schüttelte den Kopf.
    »Schade, denn sonst wären Sie garantiert gleich geheilt gewesen und hätten der Agnes ihre Wundertätigkeit direkt am eigenen Leibe erfahren.«
    Der Ordensbruder sah aus dem Seitenfenster und seufzte tief. Gegen die Frontscheibe des Wagens platzten mit einem Mal dicke Regentropfen. Der Himmel war fast schwarz. Martha beugte sich vor und umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad. Laut schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel: »Liebe Agnes da oben bei all den Heiligen Gottes, lass das mit dem Regen sein, zumindest in der nächsten halben Stunde, verstehst, denn wie soll ich dem Bruder Ägidius bei einem derartigen Sauwetter deine Quelle zeigen?«
    Schwungvoll schaltete sie in den zweiten Gang zurück, setzte den Blinker und bog auf die Einfahrt des Hofs ein.
    »Mei o mei, Agnes, nun stell halt mal schnell den Regen ab, bittschön«, schoss es aus ihr heraus, und aus den Augenwinkeln registrierte sie den missbilligenden Blick ihres Begleiters. Garantiert empfand er eine derartige Fürbitte als profan. Das passt zu ihm, schoss es Martha durch den Kopf. So einer wie der, der bittet nur um ganz große Wunder, nicht um alltägliche Kleinigkeiten wie Regen oder Sonne oder dass die Dampfnudeln gut aufgehen. Dabei wurde die Welt doch nicht durch einmalige Riesenwunder verbessert, sondern durch die vielen kleinen Mysterien des Alltags. Aber weil die wieder zu profan waren, um als Wunder zu

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