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Selige Witwen

Selige Witwen

Titel: Selige Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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muß gefeiert werden! Im nächsten Cafe trinken wir Schampus.«
    Aber Kathrin wollte nicht. Ich könne ja einen Piccolo kaufen, sagte sie, hielt vor einem Supermarkt an und gab mir ihr Portemonnaie. Sie hatte offenbar keine Lust, ihrem sicheren Hafen länger als nötig fernzubleiben.
    »Seit wir die Schätze geraubt haben, hast du wenigstens einen Grund für deinen Verfolgungswahn«, sagte ich.
    »Aber eines verstehe ich immer noch nicht. Erik kann dich doch jederzeit in der Volkshochschule aufsuchen, auch wenn er deine neue Adresse nicht kennt!«
    »Er hat doch keine Ahnung von meiner neuen Stelle! Als wir noch zusammenwohnten, habe ich halbtags am Schalter der ALITALIA auf dem Flughafen gearbeitet. Nach dem großen Krach bin ich mitten in der Nacht zu einer Freundin gelaufen, die mir dann später den Job in der Volkshochschule vermittelt hat.«
    »Hast du noch Kontakt zu dieser Freundin?« fragte ich.
    Kathrin schüttelte den Kopf. »Es ist zu gefährlich, denn Erik kennt sie und könnte sie aushorchen. Es ist also besser, wenn Shirley keine Ahnung hat, wo ich stecke.«
    Ich nickte und äußerte meine Bedenken vorläufig nicht.
    Shirley wußte immer noch zuviel.
    Mit einem Glas Sekt saß ich auf dem Fußboden und sah mir mein Lieblingsgemälde zum zweiten Mal an. War es tatsächlich ein echter Matisse? «Stammen die Bilder alle aus demselben Einbruch?« fragte ich.
    Sie verneinte. »Die Odaliske hing angeblich in einer Villa an der Cöte d'Azur. Übrigens hatte sich Erik erkundigt, was eine Expertise kostet; ein Kunstwissenschaftler ist durchaus noch zu bezahlen, aber eine gefälschte Begutachtung ist eine teure Sache.«
    Ich verstand, was sie meinte. Es war immerhin denkbar, daß man Erik eine Kopie abgedreht hatte, die er seinerseits nur mit einem getürkten Gutachten wieder los wurde.
    »Und die drei anderen Bilder?“ »Stammen aus einem kleinen Museum, sind sicherlich echt, aber nicht so wertvoll. Vielleicht ließen sie sich ja im Ausland absetzen.«
    »Wenn sie nicht wertvoll sind, wird aber keiner viel dafür ausspucken«, meinte ich. »Außerdem haben wir einen zweiten Fehler gemacht, Wie ärgerlich, daß ich manchmal ein Brett vor dem Kopf habe! Wir hätten die Rosenbilder ebenfalls wieder mitnehmen und an ihren alten Stellen aufhängen sollen, natürlich ohne den kostbaren doppelten Boden.
    Vielleicht hätte Erik erst nach Monaten gemerkt, daß seine Schätze gestohlen sind!«
    Dafür war es jetzt leider zu spät. Was würde Erik unternehmen?
    Eine Anzeige bei der Polizei konnte er nicht gut erstatten, weil er ja selbst nicht der rechtmäßige Besitzer war; insofern hatte ich mir mit Andys Haaren viel zuviel Mühe gegeben. Andererseits hatte mir Cora erzählt, daß es in Moskau Mafiaschulen gebe, in denen angehende Verbrecher mit den modernsten Methoden wissenschaftlicher Täterüberführung vertraut gemacht wurden, um die Fahnder mit ihren eigenen
    Mitteln auszutricksen. Es war also möglich, daß sich Erik von kriminellen Profis bei seiner privaten Ermittlung helfen ließ. Für ihn kamen sowohl der Hehler als auch dessen Mitwisser als Täter in Frage. Ob er Kathrin ebenfalls sofort verdächtigte?
    »Komm«, sagte ich, »laß uns die Bilder wieder unter den Rosen versenken. Es ist zu riskant, wenn wir sie ohne Mäntelchen über deinen Futon hängen.«
    Weil ihr die Angst im Nacken saß, hatte Kathrin endlich auch eine gute Idee. »Wir verstecken alles unter den roten Spiegelstickereien«, sagte sie.
    Es war zwar ein gewisser Aufwand, die pakistanischen Decken abzumontieren und die Gemälde dahinter aufzuhängen, aber nach einer halben Stunde hatten wir es geschafft.
    »Alles schön und gut«, klagte ich, »jetzt besitzen wir zwar ein unsichtbares Museum, nur leider kein Geld, um heute abend essen zu gehen.«
    »Tröste dich, bald sieht alles besser aus! Morgen muß ich in der Volkshochschule antanzen, und ich werde die Gelegenheit nutzen und einen Vorschuß von meinem Chef verlangen. Das Semester hat zwar noch nicht begonnen, aber ich muß für die Individuelle Sprachberatung vor Kursbeginn< zur Verfügung stehen«, sagte Kathrin. »Wenn du willst, kannst du ja mitkommen.«
    Ich wollte durchaus.
    Am nächsten Morgen, als Kathrin wie immer stundenlang das Badezimmer blockierte, ritt mich der Teufel. Ich wollte unbedingt wissen, ob Cora und Felix in Darmstadt eingetroffen waren, und rief probeweise dort an. Wer auch immer sich meldete, ich wollte sofort auflegen.
    Nach dreimaligem Klingeln sagte eine müde

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