Selina - Liebesnaechte in Florenz
der Höherstehenden zustand.
„Aber gewiss. Ich bin ihm das schuldig. Unser Männer haben das Recht über uns zu bestimmen, uns zu befehlen und sogar uns zu züchtigen.“
„Niemals“, fuhr Selina hoch, „niemals, werde ich so tief sinken, einem Mann so untertan werden, dass ich mich vor ihm beuge und mich von ihm demütigen lasse! Der Mann, der mich schlägt, würde es bitter bereuen!“
Fiorina lächelte wissend, „Auch du wirst es nicht ändern können, Francoise. Ebenso wenig wie Selina. Jetzt ist der alte Santini ihr Herr und wenn sie Alessandro di Barenza heiratet, dann ist er es. Allerdings“, fügte sie mit einem kleinen Seufzen hinzu, „welche Frau möchte nicht einem solchen Meister untertan sein?“
‚Nie!’ dachte Selina wütend. ‚ Niemals wird mich ein Mann beugen können. Nicht einmal Alessandro di Barenza, so sehr ich ihn auch schon liebe!“
„Weshalb redet er eigentlich ständig von diesem venezianischen Handelshaus?" fragte sie schließlich.
„Eine Verbindung die er schon lange vergeblich sucht", erwiderte Fiorina mit leichtem Spott. „Es ist nicht nur im venezianischen Herrschaftsgebiet, sondern auch in der Toskana bekannt, dass Bernacci einer der reichsten Männer unseres Landes ist. Allerdings macht dieses Haus nicht mit jedem Geschäfte, und als mein Schwiegervater hörte, dass Alessandro Barenza früher für Bernacci arbeitete, war er ihm als zukünftiger Enkel noch lieber und werter als zuvor. Er erhofft sich durch ihn einen Fürsprecher bei dem jetzigen Besitzer."
‚ Nun, dies kann er nun vergessen, wenn er seine Enkelin aus dem Haus jagt' , dachte Selina böse und begann, als Fiorina gegangen war, ihre Reisetruhe zu packen. Es stand außer Zweifel, dass der Alte sie so schnell wie möglich hinauswerfen würde, nun, da er einsehen musste, dass seine Enkelin nicht über das Vermögen verfügte, auf das er vermutlich schon lange begierig gewesen war. Sie sah erstaunt hoch, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und er herein kam. Niemand außer dem Hausherrn und seinem Sohn hatte das Recht, die Schlafzimmer der weiblichen Familienangehörigen zu betreten, und der Alte nahm sich dieses Vorrecht mit einer Selbstverständlichkeit, die Selina sofort wieder empörte.
Er beachtete sie jedoch nicht weiter, sondern trat nahe an Francoise hin, die sich hinter einen Stuhl zurückgezogen hatte.
„Ich habe darüber nachgedacht“, sagte er hart. „Du wirst über das, was heute gesprochen wurde, schweigen. Auch darüber, dass du in Wahrheit kein Vermögen hast. Die Ehe mit Barenza ist zu wichtig und bringt der Familie zu viele Vorteile, als dass du nicht doch noch nützlich sein könntest. Du gefällst ihm, das habe ich deutlich gesehen, andernfalls würde er uns nicht so oft aufsuchen. Er wird dich auch mit einer weniger großen Mitgift nehmen. Da er nicht weiß, wie groß das Vermögen deines Vaters war, wird er sich auch mit weniger zufrieden geben.“ Er wandte sich zum Gehen, in der Tür drehte er sich jedoch noch einmal um, „Und du wirst schweigen, hast du mich verstanden?“
Francoise nickte nur stumm, dann war er fort.
Selina erhob sich langsam von der Truhe, vor der sie gekniet war. ‚ Alessandro di Barenza will ein Geschäft machen mit einer reichen Kaufmannstochter und ist dabei selbst die Ware, die sich verkauft’ , dachte sie mit einem kleinen Stich in der Brust. ‚ Und der Betrogene dazu.’ Sie war wütend über die Art, in der der Alte den Handel betrieb. Sie war wütend, seltsam gekränkt und fühlte sich unglücklich. Als ihr Blick jedoch auf Francoise fiel, staunte sie über die Veränderung die in dem zarten Antlitz ihrer Freundin vor sich gegangen war. Die Tränen waren wie fortgewischt, der rote Mund lächelte und die Augen strahlten mit dem durch das Fenster fallenden Sonnenschein um die Wette.
Sie trat lächelnd zu ihr hin und legte den Arm um sie. „Du hattest Angst, du müsstest deinen Francesco verlassen, nicht wahr?“ fragte sie sanft.
Francoise sah sie mit glücklichem Ernst an, „Ich liebe ihn, Selina. Und er liebt mich. Das fühle ich, auch wenn er es niemals aussprechen würde, da er mich für die Braut seines Freundes hält.“
Selina drückte sie ein wenig an sich. „Ihr beide seid wie füreinander geschaffen, meine Liebe. Und ich werde dafür sorgen, dass nicht Geld der Grund dafür sein soll, dass eure Ehe nicht zustanden kommt und euer Glück keine Erfüllung findet.“ Sie küsste sie zart auf die Wange, dann wandte sie sich
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