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Semmlers Deal

Semmlers Deal

Titel: Semmlers Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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kontrollierte er in regelmäßigen Abständen jede der sechsWohnungen, die Semmler laut Grundbuch in Dornbirn und Umgebung besaß. Vier davon lagen in Blocks, wie man sie Ende der achtziger Jahre in großen Stückzahlen auf den dazu eng pilotierten Riedboden gesetzt hatte; die Straßen trugen alle hübsche Blumen- oder Baumnamen, hätten aber alle mit größerer Berechtigung »Moorweg« oder »Am Sumpfgraben« heißen können. Zweistöckige Gebäude der modernen Vorarlberger Architektur, viel Holz, viel Glas, manche sahen aus wie überdimensionierte Obstkisten, die man in die Landschaft gestellt hatte. Obligatorische Sonnenkollektoren, kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung und so weiter. Der Stil machte keinen Unterschied zwischen Produktions-, Büro- und Wohnbauten, man musste schon die Klingelknöpfe an der Tür inspizieren, um zu entscheiden, ob der Quader ein Mehrfamilienhaus, der Sitz einer Anwaltssozietät mit eingelagertem Internisten oder ein Softwareunternehmen war. Koslowski drückte solche Klingelknöpfe an den vier Objekten und fragte nach Frau Rhomberg; er mutierte zum Fahrradkurier, hatte ein Päckchen abzuliefern (er hatte auch eines dabei). Von einer Frau Rhomberg wusste niemand, drei der vier Wohnungen waren vermietet, eine stand leer. Koslowski hatte das erwartet. Die Wohnungen entsprachen einer bestimmten Klasse von Mietern, drei Zimmer und Balkon. Kellerabteil, Tiefgaragenplatz oder Carport. Siebzig bis hundert Quadratmeter Garten. Ob Eigentum oder Miete spielte keine Rolle. Es war seine eigene, Koslowskis Klasse. Und Ursulas. In einer dieser Wohnungen konnte er sie sich ohne weiteres vorstellen, geschieden, allein erziehende Mutter mit halbwüchsiger Tochter. Aber nicht als Geliebte und – wartet nur – neue Lebensgefährtin des schwerreichen HerrnSemmler. Wenn der soviel Wert auf Ursula legte, dass er an den Exmann eine nicht unbeträchtliche Rente zahlte, dann ließ er sie nicht im Ambiente gewöhnlicher Brotesser wohnen. Blieben die beiden anderen Wohnungen. Beide lagen in einem Apartmenthaus oberhalb von Dornbirn. Ein Block mit nur sechs Einheiten, jede von der Größe zweier Kommunalwohnungen für eine vierköpfige Familie, dazu eine Terrasse mit der Fläche einer weiteren. Internationaler Stil, für Koslowskis Geschmack zu kühl und steril. Abartig teuer. Blick über den Bodensee. An klaren Tagen konnte man das Konstanzer Münster sehen, im Garten gab es einen Pool, wie ihn achtbare mittlere Gemeinden als Schwimmbad haben; nur war dort die Einfassung aus Beton und nicht aus brasilianischem Granit. Das erfuhr er alles von dem Gärtner, den er in ein Gespräch über die Buchshecke verwickelte, wie man die so hinbekomme, so eine ebenmäßige, saftig grüne habe er ja überhaupt noch nie gesehen und so weiter ... der Gärtner gab Auskunft. Er war froh, dass jemand mit ihm redete. Das tat von den Hausbewohnern nur selten jemand. Alles »Bessere«, wusste er zu berichten, ein Steuerberater, einer von der Landesregierung, von den anderen wusste er es nicht einmal ... die waren selten da. Und zwei von den oberen Wohnungen sind jahrelang leer gestanden, jetzt ist aber der Besitzer eingezogen. Und eine Frau. Sehr schön, sehr blond, nicht mehr ganz jung, aber – alle Achtung!
    Ach so? Ganz plötzlich? Interessant ...
    Ja, ein Mädchen sei auch bei der Frau dabei, ganz nett, die Mutter auch, die reden sogar ein paar Worte, wenn sie vorbeigehen, Grüß Gott! Viel Arbeit? ... und so halt.
    Der Mann redet auch?
    Kaum.
    Hundert Meter hinter dem Haus begann jenseits einer großen Wiese der bewaldete Berghang. Ein steiler Weg führte hinauf, nur mit stärkster Untersetzung zu schaffen. Als er oben war, lief ihm der Schweiß von der Stirn. Er schlug sich in die Büsche, legte das Rad auf den Boden und wartete.
    Sie kamen erst gegen Abend. Das russische 20 X 60 ließ keinen Zweifel: Semmler, Ursula und Karin. Das Auto kannte Koslowski noch nicht, ein großer Audi. Entweder ein Leihwagen, weil der neue Jaguar lange Lieferzeit hatte. Oder Semmler unterstrich mit dem Markenwechsel innere Neuorientierung. Der neue Adam fährt auch ein anderes Auto. Semmler half den Damen aus dem Wagen, die ältere Dame ließ sich auch helfen, die jüngere aber nicht. Sie stieß seinen Arm weg. Semmler lachte, Ursula lachte, Karin lachte nicht. In dem Marineglas war das zu erkennen; Koslowski pries seinen Instinkt, der ihn das unförmige Ding vor Jahren hatte kaufen lassen, in einem

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