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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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ihrem Stuhl, zog sich die Serviette vom Hals, reichte sie vorsichtig ihrer Mutter und wartete geduldig, während sich das Kindermädchen die Zwillinge auflud. Dann marschierte die Kleine dem Kindermädchen voran aus dem Saal, als wüsste sie genau, wohin es ging.
    Beeindruckt sah Ivy ihnen nach. »Ich freue mich wirklich schon sehr auf die Zeit, wenn meine sicherer laufen können.«
    »Das würde ich nicht, wenn ich du wäre. Sie kommt überall hin.« Im Maccon-Akeldama-Haushalt war es Gegenstand einiger Diskussionen gewesen, dass Prudence anscheinend schneller und mit größerem Geschick laufen lernte als andere Kinder. Es wurde gemeinhin angenommen, dass es mit ihren wechselnden Gestalten zu tun hatte. Als Vampir war sie schneller und als Werwolf stärker, und zusammengenommen beschleunigte das vermutlich ihr wachsendes Verständnis der zweibeinigen Fortbewegung.
    Obwohl sie sich erst einen halben Tag auf See befanden, begann Ivy, über ihre Erfahrungen an Bord zu plaudern, als wären Dampfschiffe ihr Lebensinhalt und von jeher ihre größte Leidenschaft. »Die Fenster in meiner Kabine sind tatsächlich rund .Ist das zu glauben?«
    Die Mahlzeit verlief ohne Zwischenfall, falls man eine solche Nervenprobe wie die Beschwerden über die Soße, die Qualität des Fleisches und die Farbe der Konfitüren nicht als Zwischenfall ansah. Lady Maccon drängte sich allmählich der Verdacht auf, dass Schauspieler sogar noch viel wählerischer waren als Lord Akeldama. Sie fand, dass das Mahl aus Hühnerkleinsuppe, gebratenem Steinbutt, Rinderschulter, Kalbshack mit verlorenen Eiern, gepökeltem Schweinefleisch, Taubenpastete, Lammkroketten, Hasenpfeffer, Zungensülze und gekochten Kartoffeln mehr war, als man sich an Bord eines Schiffes erhoffen konnte. Und die Nachspeisen, ohnehin stets ihre Lieblingsgerichte, übertrafen solche Erwartungen noch bei Weitem, denn man hatte die Wahl zwischen schwarzem Johannisbeerkuchen, Milchreis, Marmeladentörtchen und einer Platte mit ausgezeichneten Käsesorten.
    Lord Maccon lehnte die nach dem Dinner üblichen Spirituosen und Kartenspiele ab und Lady Maccon einen Spaziergang an Deck. Stattdessen machten sie sich gemeinsam auf den Weg zurück in ihre Kabine. Alexia hatte ihr stibitztes Anatomiebuch im Sinn, als sie vorschlug, die Gelegenheit zu nutzen und den relativen Frieden der Reise zu genießen, ohne durch ihre Muhjah- oder BU R -Verpflichtungen abgelenkt zu werden. Conall stimmte ihr von ganzem Herzen zu, wobei er nicht darauf kam, dass Bücher bei dieser Aktivität einen Anteil haben könnten.
    Sie einigten sich auf einen Kompromiss. Alexia holte das Anatomiebuch hervor und benutzte Conall als Studienobjekt. Sie war ganz angetan davon, die Lage der verschiedenen Organe von außen zu bestimmen, was damit einherging, ihn mit den Fingern zu pieksen und zu stupsen. Da Conall kitzlig war, führte das zu einer kleinen Rangelei.
    Am Ende verlor Alexia ihr Buch und ihre Kleider, aber die Anatomiestunde wurde – zumindest von Conall – zu einem durchschlagenden Erfolg erklärt.

8

    Alexia macht eine unerwartet feuchte Entdeckung
    D ie Seereise verlief auffallend friedlich. Das machte Lady Maccon nervös. Da sich die Maccons, die Tunstells, der gemeinsame Nachwuchs und die Schauspieltruppe an den üblichen Tagesablauf der Übernatürlichen hielten, sahen sie die anderen Reisenden nur zu den Abendessenszeiten. Während dieser Zusammenkünfte, wenn Alexia und ihre Gefährten gerade erwacht waren und die anderen ihre abendliche Unterhaltung vor dem Zubettgehen aufnahmen, mussten alle Reisenden miteinander Umgang pflegen.
    Anders als bei einigen der weniger würdevollen Atlantik-Linien war das Dampfschiff nur mit Erste-Klasse-Kabinen ausgestattet, und Alexia stellte erfreut fest, dass sich die Passagiere auch benahmen, wie es sich für Reisende Erster Klasse gehörte. Jedermann war höflich, und niemand sprach bei Tisch über Politik. Die Schauspieler sorgten für die dringend nötige Unterhaltung, entweder auf dem akzeptablen Weg der Konversation und mit einem gelegentlichen musikalischen Zwischenspiel oder auf dramatischere Weise, indem sie etwa über ein Gericht auf der Speisekarte in wildes, leidenschaftliches Getue ausbrachen und dann einen hysterischen Anfall bekamen, wenn der Koch herausgerannt kam, oder indem sie dem Kapitän die Mütze stibitzten, um damit einen skandalösen Tanz aufzuführen. Sie benahmen sich so gut, wie man es von ihnen erwarten konnte, und wichen nicht so weit von

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