Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05
aber so progressiv ist sie nun auch wieder nicht. Dass sich ihr eigener Sohn regelmäßig mit Vampiren abgibt, ist ganz und gar nicht akzeptabel. Soweit ich weiß, hat der Wesir zu diesem Thema einiges zu hören bekommen.«
»Ach, herrje. Der arme Lord Akeldama.« Biffy brachte all seine neue Werwolfkultur und seine alte Vampirausbildung zur Anwendung. »Rührt diese ganze vampirische Unruhe daher, dass wir Werwölfe innerhalb ihres städtischen Reviers leben?«
»Das wäre eine Theorie. Gibt es noch andere?«
»Vielleicht ist es so, weil Countess Nadasdy nicht mehr in Mayfair weilt. Es gibt keine Königin im Zentrum Londons. Könnte das für Unstimmigkeiten sorgen?« Aufmerksam beobachtete er Professor Lyalls Gesicht. Biffy hätte den Beta nie als gut aussehend bezeichnet, aber der sanfte Ausdruck seines Gesichts hatte etwas sehr Anziehendes an sich.
»Das wäre ein Gedanke. Lord und Lady Maccon und ihre Alpha-Natur könnten sie ein wenig in Zaum gehalten haben, aber in London fehlt eine Königin, und die Grande Dame von Kentish Town ist einfach zu weit weg, um die Dinge in Westminster und am Südufer der Themse unter Kontrolle zu haben.«
Biffy wusste ein wenig über die Königin im Norden Londons. »Außerdem interessiert sie sich nur sehr wenig für gesellschaftliche Angelegenheiten. Nicht einmal für Mode.«
»Es gibt ein paar Vampire«, meinte Lyall, »sehr wenige zwar, aber die werden auf diese Art ungenießbar.« Er schnupperte, als würde er faulendes Fleisch riechen, ein Geruch, der allen Vampiren unterschwellig anhaftete.
Wenn Biffy etwas verstand, dann waren es bedeutungsvolle Betonungen. »Was können wir dagegen tun?«
»Ich werde BUR veranlassen, die Schwärmer genau im Auge zu behalten, und den Rest unseres Rudels einberufen, wenn es sein muss. Mehr kann ich wohl nicht tun. Wir können nur hoffen, dass Lord und Lady Maccon ihre Angelegenheit schnell zum Abschluss bringen und nach Hause zurückkehren.«
»Oder wir könnten eine Ersatzkönigin suchen«, meinte Biffy spontan.
»Bewerben Sie sich freiwillig für die Position?«
»Aber, Professor, vernehme ich da etwa Witzigkeit?«
»Nur Ihnen zuliebe.«
»Charmeur.« Neckisch versetzte Biffy ihm einen Klaps auf den Arm.
Professor Lyall zuckte leicht zusammen und sah dann tatsächlich ein wenig verlegen aus.
Prudence lieferte sich mit ihnen eine muntere Verfolgungsjagd durchs ganze Schiff und beendete ihren Ausflug versteckt in einem Rettungsboot an der Backbordseite des Promenadendecks. Conall gelang es, sie zu fangen, und er konnte sie trotz ihrer übernatürlichen Kraft lange genug festhalten, um sie an seine Frau weiterzureichen.
»Mama!«, sagte das zappelnde Mädchen, das aus dieser Transaktion resultierte. Und dann, da sie sich auf dem Außendeck befanden und sie nur ein rosa Kleidchen trug: »Brrrr!«
»Ja, nun, Liebes, das hast du dir selbst zuzuschreiben. Du weißt doch, dass du dich nachts von deinem Vater fernhalten musst.«
»Dada?«
»Ja, genau.«
Lord Maccon winkte seiner Tochter schüchtern aus angemessener Entfernung, um etwaige weitere Zwischenfälle zu vermeiden.
»Oh, aber Prudence, sieh dir das an!«, sagte ihre Mutter unvermittelt und zeigte nach oben.
»Nein«, sagte Prudence, sah aber trotzdem nach oben.
Über ihnen schwebte das Postluftschiff. Es war an dem fahrenden Dampfschiff vertäut und wurde mitgeschleppt, während die Sendungen zwischen beiden Schiffen ausgetauscht wurden. Die Post rutschte über einen straff gespannten Seidenschlauch nach unten. Alexia fragte sich, ob wohl auch Menschen auf diese Weise an Bord gelangen konnten. Ihrer Meinung nach musste es Spaß machen.
»Irgendwelche Post nach Casablanca?«, rief der Stellvertretende Decksteward, während er auf und ab marschierte. »Post nach Casablanca? Abflug in zehn Minuten! Irgendwelche Post?« Immer noch rufend stieg er zu den unteren Decks hinunter.
Das fliegende Postschiff sah deutlich anders aus als die Passagierluftschiffe, die Alexia gewöhnlich benutzte. Prudence war gebührend fasziniert. Lord Maccon nahm dies als Gelegenheit, sich für ein wenig Portwein im Rauchsalon davonzuschleichen und möglicherweise auch für eine nette Partie Backgammon.
»Lufiff!«, rief Prudence. Die Kleine war vom Fliegen außerordentlich angetan, obwohl sie es persönlich erst noch versuchen musste. Es bestand ein wenig die Sorge, dass sie wie ihr Vater und andere Werwölfe unter Luftkrankheit litt. Ihre Vorliebe zeigte sich lediglich darin, auf
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