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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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dem vornehmen Betragen der Oberschicht ab, als dass sie einen Streich spielten, den nicht auch schon die jungen Männer in Oxford oder Cambridge begangen hatten. Obwohl ein denkwürdiger Abend mit Brötchen-Cricket die Grenzen der Schicklichkeit doch arg strapazierte.
    Der unvermeidliche Ärger kam aus der wahrscheinlichsten Ecke, der ihres Gatten und ihrer Tochter, und hatte zu tun mit Prudence’ Lieblingsspielzeug, einem großen mechanischen Marienkäfer.
    Vor einiger Zeit hatte Lady Maccon ihrem Freund, dem Uhrmacher Gustave Trouve geschrieben und einen seiner mechanischen Marienkäfer bestellt, nur größer, langsamer und weniger tödlich. Sie hatte ihn mit einem kleinen Ledersattel ausstatten lassen und dadurch unbeabsichtigterweise eine neue Modewelle in Sachen Kinderspielzeug losgetreten, die den guten Mann das ganze folgende Jahr über beschäftigt gehalten hatte. Der Markt für Marienkäfer, auf denen man reiten konnte, war ziemlich erträglich, wie sich herausstellte.
    Prudence zeigte so viel Gefallen an diesem speziellen Spielzeug, dass es trotz seiner sperrigen Größe bei jedem Ausflug mitgenommen werden musste – von einer mehrere Wochen langen Reise ganz zu schweigen. Alexia und Prudence hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, Erste-Klasse-Salon und Musikzimmer jeden Abend nach dem Abendessen in Anspruch zu nehmen, Alexia mit einem Buch und einem achtsamen Auge auf ihre Tochter und Prudence mit ihrem Marienkäfer und einer erfreulichen Bereitschaft, sich völlig zu verausgaben, indem sie hinterher, obendrauf oder manchmal auch darunter herumtollte. Hin und wieder gesellten sich ein oder zwei der Schauspieler zu ihnen, um auf dem Klavier zu spielen. Dann hielten entweder Prudence oder ihre Mutter in ihren jeweiligen Aktivitäten inne, um zuzuhören, wobei sich Lady Maccon manchmal zu missbilligenden Blicken gezwungen fühlte, wenn sich die Lieder zu sehr in die Richtung von »Old Tattooed Lady« und dergleichen verirrten.
    Es geschah, als sich Lord Maccon ihnen am dritten Abend anschloss und Prudence ihm in einem Anfall von Begeisterung mit ihrem Marienkäfer an den Fuß stieß und gegen ihn fiel. Sie waren sehr vorsichtig gewesen, doch es passierte so unerwartet, dass nicht einmal Lord Maccon mit seinen übernatürlichen Reflexen schnell reagieren konnte. Hinzu kam noch, dass er als Vater instinktiv nach seiner Tochter griff und sie auffing, bevor sie zu Boden fiel, anstatt zur Seite zu springen, wie er es eigentlich hätte tun sollen.
    Prudence fiel. Lord Maccon fing. Und ein Werwolfjunges sauste durch den Salon und verursachte Chaos und Panik. Prudence hatte ein hübsches, mit einer Vielzahl von Rüschen verziertes rosa Kleidchen, eine Windel und spitzenbesetzte Pantalettes getragen. Die Windel und die Pantolettes überlebten die Verwandlung nicht, das Kleidchen schon. Prudence trug es auch in Wolfgestalt, sehr zu Alexias beispielloser Belustigung.
    Prudence’ Werwolfnatur schien weniger von dem Bedürfnis getrieben, zu jagen und zu fressen, als vielmehr zu rennen und zu spielen. Alexia und Conall hatten darüber diskutiert, ob dies wohl eher auf ihre Jugend oder ihr metanatürliches Wesen zurückzuführen war. Außerdem gab sie ein sehr niedliches Wolfjunges ab, weshalb auch niemand im Musiksalon Angst vor ihr hatte, dennoch rief das unerwartete Auftauchen des Welpen einige Überraschung hervor.
    »Du lieber Himmel, wo kommst du denn auf einmal her, du allerliebstes kleines Fellknäuel?«, rief Mr Tumtrinkle aus, der Gentleman, der den Schurken im Todesregen vom Schwanensee spielte.Er machte Anstalten, besagtes Fellknäuel zu fangen, griff daneben und fiel nach vorn, sodass er gegen die üppige Sopranistin stieß, die am Klavier saß und erschrocken aufkreischte, als bei seinem Ringen um Halt das Mieder ihres himbeerrot und grün gestreiften Kleides zerriss. Vor Scham schützte sie einen Ohnmachtsanfall vor, allerdings entging Alexia nicht, dass sie dabei einen in der Nähe befindlichen Steward im Auge behielt, um sich zu vergewissern, dass ihre ins Korsett geschnürten weiblichen Vorzüge ausreichend gewürdigt wurden, was, wie Alexia am scharlachroten Erröten des jungen Mannes erkannte, auch der Fall war.
    Prudence, das Wolfjunge, drehte eine Runde durchs Zimmer, sprang Leute an, versuchte sich unter Möbelstücken hindurchzuzwängen und warf sie dabei um und verursachte ganz allgemein die Art von Chaos, wie man es von einem äußerst lebhaften Welpen im rosa Rüschenkleidchen erwarten

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