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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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irgendeinem Grund, den nur Ivy kannte, mit singender Falsettstimme, und die Sprache, derer sie sich bediente, sollte offenbar Spanisch sein. Als einer der Männer nach Mr Tumtrinkles Reisetasche griff, brüllte Lord Maccon auf Englisch, was schnell ins Schottische abglitt, weil er zunehmend verärgerter wurde.
    Während dieses ganzen Tumults schlich sich Madame Lefoux näher an Lady Maccon heran.
    »Alexia, meine Liebe, dürfte ich vorschlagen, dass Sie Ihre Waffe an eine unzugängliche Stelle Ihrer Kleidung transferieren und den Parasol öffnen, als würde die Sonne scheinen?«
    Lady Maccon sah die Erfinderin an, als wäre diese verrückt. Es war inzwischen Abend und damit viel zu spät für die Benutzung eines Sonnenschirms, und Ethel befand sich sicher verstaut in ihrem Retikül, wo jede anständige Feuerwaffe hingehörte.
    Mit einem bedeutsamen Nicken wies Madame Lefoux auf einen der Zollbeamten, der in diesem Augenblick Mr Tumtrinkles Reisetasche auf dem Kai ausleerte – sehr zur Verärgerung dieses Gentlemans – und triumphierend eine Theatermuskete zutage förderte. Mr Tumtrinkles Bemühungen, dem Beamten zu demonstrieren, dass die Feuerwaffe in Wirklichkeit eine Requisite war, waren vergebens.
    Prudence als Sichtschutz nutzend nahm Lady Maccon ihre eigene winzige Waffe aus dem Retikül und schob sie sich vorn ins Mieder. Dann griff sie nach ihrem Parasol, der an einer Chatelaine an ihrer Taille baumelte, und öffnete ihn über ihrem Kopf. Prudence klammerte sich währenddessen an sie und bestand darauf, selbst den Griff des Sonnenschirms zu halten. Das erleichterte Alexia, da es nun wirkte, als wäre der Sonnenschirm aus einer kindlichen Laune heraus aufgespannt worden.
    Lord Maccon wurde allmählich rot im Gesicht über die Unhöflichkeit, ihr Gepäck in aller Öffentlichkeit zu öffnen und zu durchwühlen. Doch die Männer ließen sich weder von seiner Größe, seinem Rang noch seiner Übernatürlichkeit einschüchtern, zumal Zweiteres in Ägypten bedeutungslos und Letzteres praktisch unbekannt war. Es war schon ziemlich dunkel, und Conall sah aus, als laufe er unmittelbar Gefahr, gänzlich die Beherrschung zu verlieren, als ein äußerst wunderlicher Retter auftauchte.
    Ein einheimischer Kerl von mittlerer Größe und mittlerem Leibesumfang erschien ihn ihrer Mitte. Er trug voluminöse dunkle Pluderhosen, die in Wildlederstiefeln steckten, ein dunkles Musselinhemd mit hohem Kragen, eine breite gelbe Schärpe um die Taille und einen Fez mit einer langen Quaste auf dem Kopf. Sein Bart war säuberlich zu spitzer Aggressivität gezwirbelt, und sein Gesichtsausdruck war sehr ernst. Alexia war sich nicht sicher, was sie von dem Bart oder von den Pluderhosen halten sollte, allerdings fand sie, dass er mit einem anderen Hut und einem sehr langen Schwert ansprechend piratenhaft ausgesehen hätte. Nur, dass er bei seiner Figur eher wie ein Bankier auf einem Maskenball gewirkt hätte.
    Der Neuankömmling stellte sich höflich in perfektem Englisch als Kanzler Neshi vor und trat zwischen Lord Maccons Gepolter und den geschäftigen Fleiß seiner Zollbeamten. Alexia sah, dass ihr Gatte auf verräterische Weise die Nase rümpfte, und bemerkte dieses leichte Zusammenzucken, das er nie verbergen konnte, wenn er unvorbereitet einen üblen Geruch wahrnahm. Sie schlüpfte unauffällig neben ihn, wobei sie sorgsam darauf achtete, ihn nicht zu berühren, für den Fall, dass sie all seine übernatürlichen Fähigkeiten brauchen sollten.
    »Vampir?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Er nickte, ohne den Fremden aus den Augen zu lassen.
    Kanzler Neshi sagte ein paar schnelle, abgehackte Worte zu den Beamten, und sofort zogen sie sich zurück.
    »Das muss wohl Lady Maccon sein? Und der Wundersprössling?« Ihr Retter beugte sich für Alexias Geschmack ein wenig zu dicht vor und starrte Prudence an, dann wandte er den Blick ab, als könne er den Anblick des Kindes nicht ertragen.
    Die Kleine spitzte nachdenklich die Lippen. »Dama«, sagte sie voll Überzeugung.
    Alexia hätte ihren rechten Handschuh darauf verwettet, dass ihre Tochter die vampirische Natur des Mannes wahrnahm und das einzige Wort in ihrem Wortschatz benutzte, mit dem sie das ausdrücken konnte. Also antwortete sie: »Ja, mein Liebes, ganz ähnlich.«
    Prudence nickte. »Dama – Dama!«
    »Königin Matakara schickt mich als Ihren Dragoman. Oder als Ihren Reiseführer für Alexandria, könnte man sagen. Ist Ihnen das genehm? Ich werde Sie nach Abwicklung der

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