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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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bewegend! Wir fühlen uns zutiefst geehrt. Wirklich zutiefst geehrt!«
    Tunstell und Ivy und die gesamte Truppe waren sichtlich überwältigt von so begeistertem Zuspruch. Beide Tunstells erröteten heftig, und Mr Tumtrinkle begann im Überschwang der Gefühle zu schluchzen.
    Die Drohne schwebte zu Ivy und umarmte sie herzlich. Dann hakte sie sich bei Ivy und Tunstell unter und führte sie sanft aus dem Raum. »Sie müssen mir einfach die Bedeutung dieses interpretativen Teiles in der Mitte erklären. War das eine bildliche Darstellung des unablässigen Kampfes der Seele gegen die Unendlichkeit oder ein gesellschaftskritischer Kommentar hinsichtlich des ständigen Konflikts zwischen Übernatürlichkeit und der natürlichen Welt sowohl als Gastgeber als auch Nahrungsspender?«
    »Ein wenig von beidem natürlich«, antwortete Tunstell heiter. »Und haben Sie die Reihe von kleinen Sprüngen bemerkt, die ich rechts auf der Bühne vollführt habe? Jeder einzelne ein Satz ins Gesicht der Ewigkeit.«
    »Das habe ich, das habe ich allerdings.«
    In solch angenehme Unterhaltung vertieft spazierten sie den Gang entlang. Kurz gab es ein Rascheln hektischer Aktivität, als Ivy, die sich von ihrer Begleitung gelöst hatte, hastig zurückgeeilt kam und auf Lady Maccon zuhielt.
    »Alexia«, flüsterte sie in bedeutungsvoll gedämpftem Tonfall, »hast du deinen gerüschten Parasol? «
    Alexia hatte ihren Sonnenschirm tatsächlich bei sich. Sie war in den Jahren zu der Ansicht gelangt, dass es besser war, stets gewappnet zu sein, wenn man ein Vampirhaus betrat. Sie deutete auf ihre Hüfte, wo der Sonnenschirm von einer Chatelaine an ihrer Taille baumelte.
    Ivy legte den Kopf schief und zwinkerte vielsagend.
    »Oh«, sagte Alexia, als der Groschen bei ihr fiel. »Bitte mach dir keine Sorgen, Ivy. Geh nur und gönn dir eine wohlverdiente Erfrischung. Dem Parasol geht es gut.«
    Ivy nickte auf langsame, bedeutungsvolle Weise. Von den Verpflichtungen ihrer Geheimgesellschaft freigestellt, eilte sie hinter ihrem Ehemann her.
    Nach einem Augenblick des Zögerns traten auch die übrigen Drohnen nach vorn und stellten sich der Schauspieltruppe vor – zumindest diejenigen, die Englisch sprachen. Nach einem Austausch von Höflichkeiten erwähnte man Kaffee, worauf die anderen Mitglieder der Theatergruppe ebenfalls geschickt aus dem Raum gelotst wurden. Zurück blieben Lord und Lady Maccon mit Prudence und den sechs Vampiren.
    Kanzler Neshi erhob sich. »Sind Sie bereit, meine Königin?«, fragte er den mit Vorhängen verhüllten Bereich.
    Keine verbale Antwort drang aus dem Innern hervor, jedoch bewegte sich der drapierte Stoff leicht.
    »Natürlich, Mylady«, sagte Kanzler Neshi. Er bedeutete Lord und Lady Maccon, sich zu erheben und vor den verhüllten Parasol zu treten. Dann zog er die Vorhänge zurück und band sie an beiden Seiten mit goldenen Kordeln fest.
    Hätte Alexia nicht eine Menge Zeit in Madame Lefoux’ Erfinderwerkstatt verbracht, bevor man diese in einen Kerker für Werwölfe umfunktioniert hatte, wäre sie beim Anblick der Vorrichtung, die zum Vorschein kam, vermutlich erschrocken. Aber sie hatte schon gesehen, wie ein Oktomat in London Amok lief. Sie war von mechanischen Marienkäfern zuerst angegriffen und dann gerettet worden. Sie war in einem Ornithopter von Paris nach Nizza geflogen. Das hier war nichts im Vergleich dazu. Und dennoch war es die wahrscheinlich groteskeste Erfindung der modernen Zeit. Schlimmer als die abgetrennte Hand in einem Gefäß unter dem Tempel von Florenz. Schlimmer als der Leichnam in jenem Tank, der das Leben bis über den Tod hinaus verlängerte. Schlimmer sogar als der wachsgesichtige Hypocras-Golem. Weil all diese Kreaturen tot oder – weil künstlich geschaffen – zerstört waren. Doch das, was sich da auf dem erhöhten Podest hinter dem Vorhang befand, war immer noch lebendig oder immer noch untot – zumindest zum Teil.
    Sie – Alexia nahm jedenfalls an, dass es sich um eine Frau handelte – saß auf etwas, das man als Thron bezeichnen konnte, auch wenn dieser hauptsächlich aus Messing bestand. Sein Fundament war eine Art Tank, der zwei mit Flüssigkeit gefüllte Ebenen beherbergte. Die untere, eine blubbernde gelbe Masse, erwärmte die obere Ebene, in der sich eine zähe rote Flüssigkeit befand, bei der es sich nur um Blut handeln konnte. Die Armlehnen des Throns waren mit Hebeln, Düsen und Schläuchen ausgestattet, von denen einige unter den ausgezehrten Händen ihrer

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