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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Besitzerin lagen und andere in oder aus ihren Armen führten. Es war, als wären die Frau und der Stuhl zu einer Einheit verschmolzen und seit Jahrzehnten nicht mehr voneinander getrennt worden. Einige Teile des Throns schraubten sich direkt in ihr Fleisch, und eine Halbmaske aus Bronze bedeckte den unteren Teil ihres Gesichts von der Nase bis zum Hals, vermutlich um für eine unablässige Versorgung mit Blut zu sorgen.
    Nur Lady Maccons gute Erziehung hinderte sie daran, sich an Ort und Stelle auf die Schilfmatte zu übergeben. Als besonders grauenhaft empfand sie das Wissen, dass all diese Stellen, an denen sich der Stuhl ins Fleisch bohrte, unablässig zu heilen versuchten, denn immerhin war die Königin eine Unsterbliche.
    Kanzler Neshi tat etwas äußerst Beschämendes. Er kniete sich auf den Fußboden und verbeugte sich so tief, dass seine Stirn die Schilfmatte berührte. Dann stand er auf und winkte Alexia und Conall weiter nach vorn. »Meine Königin, darf ich Ihnen Lady Maccon, Lord Maccon und Lady Prudence vorstellen? Werte Maccons, darf ich Ihnen Königin Matakara Kenemetamen von Alexandria vorstellen, Herrscherin des Ptolemäus-Stocks ad Infinitum, Goldhorus für alle Zeiten, Tochter der Nut, Älteste der Vampire.«
    Da die untere Hälfte ihres Kopfes verhüllt war, machte es schwierig, Matakaras genaues Erscheinungsbild zu bestimmen. Ihre Augen waren groß und sehr braun, zu groß in diesem ausgezehrten Gesicht. Sie hatte die dunkle Hautfarbe der meisten Ägypter, die allerdings noch dunkler wirkte, weil die Haut eingefallen war und sich über die Knochen spannte wie bei einer Mumie. Auf dem Kopf trug sie eine blaue Perücke und darauf eine Schlangenkrone aus Gold mit Augen aus Türkisen. Die Teile ihres Körpers, die nicht mit dem Thron verbunden waren, wurden von schlichter weißer, steif plissierter Baumwolle und einer Unmenge von Schmuck aus Gold und Lapislazuli bedeckt.
    Trotz der grotesken Apparatur und der bedauernswerten Erscheinung der darin gefangenen Frau war Alexia von diesen riesigen Augen wie hypnotisiert. Von schwarzem Khol umrandet starrten sie Alexia unverwandt an. Alexia war überzeugt davon, dass die Königin versuchte, ihr eine Nachricht von großer Bedeutung zu übermitteln. Und sie, Alexia Maccon, war zu begriffsstutzig, um sie zu verstehen. Der Ausdruck in diesen Augen war der von unermesslicher Verzweiflung und ewigem Leid.
    Lord Maccon verbeugte sich, zog mit weiter, ausladender Geste den Hut und machte seine Sache sehr glaubhaft. Er wirkte nicht so überrascht über das Erscheinungsbild der Königin, wie Alexia sich fühlte, sodass sie sich fragte, ob BUR wohl auf irgendeine Weise vorgewarnt worden war. Sie glaubte, ihre eigene Bestürzung angemessen zu verbergen, als sie ihren Knicks machte. Prudence, die still an ihrer Seite stand, die Hand fest in der von Alexia, blickte zwischen der Monstrosität und ihrer Mutter hin und her, bevor sie ihre eigene Version aus halber Verbeugung und halbem Knicks vollführte.
    Ein Laut der Empörung kam von der Königin und ihrem Gerät.
    »Sie will, dass Sie sich verbeugen«, zischte der Kanzler.
    »Das haben wir doch gerade getan.«
    »Nein, Lady Maccon, ganz nach unten.«
    Alexia war ziemlich schockiert. »Wie ein Orientale? « Ihr Kleid gestattete es kaum, sich hinzuknien, und ihr Korsett erlaubte ganz gewiss nicht, dass sie sich vorbeugte.
    Der Earl wirkte ebenso verblüfft.
    »Sie befinden sich in Gegenwart einer Königin!«
    »Ja«, stimmte Alexia prinzipiell zu, »aber sich auf den Boden zu knien …!«
    »Wissen Sie überhaupt, wie vielen Fremden die Königin in den letzten Jahrhunderten die Anwesenheit in ihrer Gegenwart gestattet hat?«
    Lady Maccon wagte eine Vermutung. Hätte sie so ausgesehen wie Matakara … »Nicht besonders vielen?«
    »Überhaupt keinem. Es ist eine große Ehre. Und Sie sollten sich verbeugen, und zwar angemessen. Sie ist eine große Frau, eine altehrwürdige Dame, und sie verdient Ihren Respekt.«
    »Ach ja?«
    Conall seufzte. »Wer sich in Rom aufhält, sollte es den Römern gleichtun.«
    »Genau das ist es ja, Liebling. Das sind wir nicht. Wir sind in Alexandria.«
    Aber ihr Gemahl hatte sich bereits ein zweites Mal den Hut vom Kopf gerissen, kniete sich hin und verbeugte sich tief.
    »Ach, Conall, die Knie deiner Hosenbeine! Nimm den Kopf nicht bis ganz nach unten! Wir wissen nicht, wer schon alles auf diesem Fußboden herumgetrampelt ist! Oh, also wirklich, Prudence, du musst dem Beispiel deines Vaters

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