Sense
Drogenpolitik, Hausverbot in der >Endstation< erteilt hat.
»Komm, fahr weiter, ehe er rüberkommt und uns einen an die Backe labert!«
Doch zu spät. Drago hatte uns erkannt und kam angetigert.
»Schinski und Schutzi«, freute er sich und lehnte sich ins Fenster. »Und wie immer in einer todschicken Limousine aus dem Land der aufgehenden Sonne.« Er schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Ihr Jungs habt wirklich Stil.«
Dragos Stil parkte um die Ecke. Wie alle wahren Männer bezieht er ihn aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Er fährt einen schwarzen Chevy-Pickup, also streng genommen einen primitiven Kleinlaster mit Pritsche, konstruiert, damit Farmer ihre Chemikalien damit transportieren können und Dachdecker ihre Bierkästen und - in letzter Zeit - Leute wie Drago ihre Persönlichkeit. Die Katze liebt die Kiste, allerdings.
»Und, Schutzi, wie gehen die Geschäfte?«
»Sag mal«, fragte Scuzzi, anstatt darauf einzugehen, »stimmt es eigentlich, dass du ein Foto von Chuck Norris in Badehose in deinem Spind hängen hast?«
»Jean-Claude van Damme«, antwortete Drago, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich habe ein signiertes Foto von JeanClaude van Damme auf meinem Schreibtisch stehen«, sagte er, mit festem Blick, »in Camouflage.«
»Ist das so ein knappes Badehöschen mit nur so 'nem Strick durch die Furche?«
»Das ist ein Kampfanzug, Schutzi!« Und sie versenkten die Blicke ineinander, bis es knisterte und Rauch aus ihren Ohren zu steigen begann.
Als ich sagte »Lass uns eben hochgehen«, waren beide, glaub ich, ganz froh um die Ablenkung. Wir stiegen aus, und Drago sah an mir hoch und runter und pfiff durch die Zähne.
»Jetzt verstehe ich, warum Schutzi so versessen auf Badehöschen ist«, gurrte er. »Mit der Hose könntest du sogar mich schwach machen.« Ich habe meine Vorurteile gegenüber Leuten, die immerzu das Offensichtliche kommentieren. Ich halte sie für langweilig.
Die Katze lag zu einem perfekten Oval zusammengerollt auf der noch warmen Haube des Chevys, ein Bild des Behagens. Bis sie mich sah. Sofort verwandelte sie sich in ein Bild des Jammers und verfiel in ihre übliche Serenade des Klagens. Bis sie Scuzzi sah. Wie eine Operndiva, die man beim Trällern eines Madonna-Stückes überrascht hat, verstummte sie vehement, räkelte sich kapriziös, glitt dann dickflüssig von der Haube herunter, schmiss den Motor an und strich Scuzzi purrend in Achten ums Gebein.
»Eines Tages haut Drago dir noch ein paar vor die Mappe«, sagte ich zu ihm, halb hoffend, es möge so eintreffen. Eifersucht. Und völlig grundlos! Scuzzi nimmt keinem was weg. Diese ganze Katerhaftigkeit, mit der er Katzen und Wurstverkäuferinnen gleichermaßen zum Schnurren bringt, er weiß damit genauso viel anzufangen wie Antonius der Große, der alleine in der Wüste hauste und das Eremitentum predigte. (Wem eigentlich?) Ähnlich einer Menge anderer ernsthafter Drogenköpfe lebt er, was erotische Leibesübungen angeht, nahezu zölibatär. Und das - das muss man sich mal vorstellen - trotz dreier (!) medizinisch anerkannter Aphrodisiaka, mit deren Einnahme er sich die meisten Stunden des Tages beschäftigt und die sich mittlerweile in seinem Blut in einem Maße angereichert haben müssten, dass nur ein paar Kubikzentimeter davon, ihm abgezapft und intravenös weitergereicht, genügen sollten, um selbst einen 85-jährigen arthritischen Weihbischof binnen Sekunden in einen schnaubenden Deckhengst zu verwandeln.
»Ich hab eher Angst, er will mir an die Wäsche«, meinte Scuzzi und schob die Katze ein wenig mit dem Fuß zur Seite. Sie schnurrte nur umso lauter und schmiegte sich noch enger an seine Hosenbeine. »Der ist doch schwul und weiß es nur noch nicht.«
Ich platzierte die ungeöffnete Dose gut sichtbar auf den Kühlschrank und griff dann nach dem Trockenfutter. So, dachte ich. Dann kotz mal schön. Das hast du jetzt davon. Nächstes Mal überlegst du es dir vielleicht besser, wen du hier anhimmelst .
»Meinst du?«, fragte ich. Das wäre zumindest eine mögliche Erklärung für Veronikas Reizbarkeit in letzter Zeit. Es muss schon frustrierend sein, mit einem Kerl den Bund fürs Leben geschlossen zu haben, der beim Durchblättern von >Men's Health< ein Rohr kriegt, im Bett dafür aber regelmäßig in Zustände nervöser Erschöpfung sinkt. Und .
»Soll ich dir mal was sagen?«, knurrte ich. »Es würde sogar passen. Wenn ich an ihre anderen Lover der letzten Jahre denke .« Wenn man ihren, oft auch von
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