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Sense

Sense

Titel: Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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kommen ließ. Groß, schmutzig, hässlich ruckelte das Biest in den Bereich meiner Spiegel.
    Whnn - nnh - nh - spring - an - oder - ich - fackel - dich -ab - duuuu - nhwahum - wahooom – WAHOOOO - OMspupsooOOOAAAAARRRRATTApaffpaffpaff - na also.
    Es geht doch.
    Durch eine dichte Wolke blaugrauen Ölnebels stieß ich zurück, Vollgas bis hintenhin und dann noch ein Stück. Mähte den Zaun um. Kurbelte wie wild am Lenkrad, ließ die Front herumschleudern, kickte die Bremse. Krachte trotzdem mit dem Heck gegen den Kran, rupfte mit der Linken den Wählhebel auf >S< und war unterwegs, ehe der Fahrer auch nur Zeit gefunden hatte, Stirn und Lenkrad wieder auseinander zu dividieren.
    Zitternd wie ein Fieberkranker und zäh wie ein Raddampfer nahm der Crown Fahrt auf. Wie viel Zeit mochten wir verloren, wie viel Vorsprung mochten die anderen inzwischen haben? Es war unmöglich zu sagen. Viel. Zu viel. Viel zu viel, auf alle Fälle, um noch groß Rücksicht auf Sportler, Angler, Hundebesitzer und sonstiges Gesocks nehmen zu können. Ich hupte, wo andere gebremst hätten. Selbst gegen Ende dieser langen Evolution geht der Fluchtinstinkt des Homo sapiens doch immer noch die Bäume hinauf, wie ich im Vorbeijagen beobachten konnte.
    Wir schafften die Seeuferstraße, ohne einmal vom Gas gegangen zu sein, und kamen da, wo sie in eine vierspurige Hauptverkehrsader mündet, am Ende einer hundertfünfzig Meter langen Bremsspur zum Stehen.
    Die >Princess Stephanie< war weg.
    Knirschend mahlte ich mit den Kiefern.
    Links oder rechts?
    Unglaubliche Konzentration.
    Sie hatten den Kahn aus dem Wasser geholt, um ihn in eine Scheune oder sonst eine Halle zu stellen und dort völlig ungestört entladen zu können. Darauf mochte ich wetten.
    Rechts ging es zur Essener Stadtmitte. Wenig Scheunen. Wenig wahrscheinlich.
    Also links. Kurz entschlossen fädelte ich mich in den Verkehr ein, was einiges an Reifenkreischen und Hupenplärren nach sich zog, und beschleunigte kräftig, nur um anderthalb Kilometer weiter auf die nächste Straßengabelung zugeflogen zu kommen.
    Rechts oder links?
    Beide Straßen führten in ländliche Gebiete, immer gut für ein altes Gehöft, einen Pleite gegangenen Kleinindustriebetrieb. Rechts oder .
    Links war die Ampel grün. Der Crown legte sich auf die Seite wie ein Segelschiff bei Orkan, als wir abbogen auf die Ruhrbrücke Richtung Werden Mitte und Velbert. Vor uns war nichts zu sehen von der Prinzessin, also riskierte ich rasch noch mal einen Schulterblick zurück und blockierte augenblicklich alle vier Räder. Drüben, auf der anderen Ruhrseite, hatte, in einer kleinen Lücke zwischen zwei Häusern, ganz kurz ein rotierendes gelbes Licht aufgeblinkt. Wäre ich mal rechts gefahren!
    Ich wollte schon mit einem brutalen Manöver wenden und hinterher, als mir eine andere Idee kam. Eine bessere, wie ich dachte.
    Von hier, von Werden, bis hinunter nach Kettwig, gibt es auf beiden Seiten der Ruhr je eine Straße. Ich könnte also auf meinem Ufer bleiben und den Transport drüben völlig unauffällig im Auge behalten. Gelassen bog ich ab Richtung Kettwig. Fummelte eine Zweidrittelgerauchte aus dem Ascher und verbrannte mir leicht die Nasenspitze beim Anstecken. Suchte Musik im Radio. Immer mal wieder erspähte ich ein Stück vom Rumpf, ein bisschen Range Rover oder das gelbe Licht, während drüben die Bebauung allmählich abnahm und Autohändler und Tankstellen den beginnenden Landstraßencharakter einleiteten.
    So, ein langer, durchgehender Häuserblock noch, und von da ab sollte ich freien Blick haben .
    Ich schmunzelte mir eins, Rechte bequem auf der Rückenlehne, milde entzückt von der eigenen Raffinesse.
    Der Häuserblock machte Koppeln und Wiesen Platz, und ich bremste leicht, denn noch erschien kein Ferrari, kein Rover. Vielleicht waren sie an einer Ampel aufgehalten worden. Ich bremste noch etwas mehr.
    Immer noch nichts. Ich hielt an. Ein Linienbus, ein Tanklaster, verschiedene PKW. Das war alles. Kein Schiff auf Rädern. Dann nahm ich, eher zufällig, mehr aus dem Augenwinkel, ganz kurz auf dem Hügel oberhalb der Koppeln und Wiesen ein Blinken wahr. Ein gelbes.
    Einen Fluch ausspeiend, klatschte ich mir die Hand vor die Stirn, biss ins Lenkrad und stemmte meinen Fuß aufs Gas wie schon seit Minuten nicht mehr.
    Sie waren abgebogen! Sie hatten den Schürweg, die Straße zum Essen/Mülheimer Flughafen hoch genommen! Und ich auf der falschen Seite des Flusses, und die nächste Brücke kam erst in Kettwig! Und

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