Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
Vom Netzwerk:
Woche sowieso schon einige Gerichtstermine hätte und dauernd außer Haus sei. So, wie er es sagte, klang es, als wollte er mir nur Arbeit abnehmen. Im Intrigieren ist er wirklich Spitze. Es sieht jedes Mal so aus, als sei alles ganz zufällig geschehen.«
    »Geschickt eingefädelt.«
    »Er hat dann mehrere Artikel dazu geschrieben. Die waren sogar nicht mal schlecht.«
    »Egal, was man über Tom Fränkel denken mag, seine Texte sind gut. Hat er nicht die Fotos zu dem Fall auch selbst geschossen?« Jo hob das Glas und prostete ihnen zu. Nachdem Lara getrunken hatte, fuhr sie fort.
    »Das stimmt. Er hat reichlich Lob für seine Berichterstattung vom Chef eingeheimst. Das ist aber noch nicht alles. Diesen Donnerstag war ich zur Einweihung einer evangelischen Grundschule und habe Frank Schweizer getroffen. Das ist ein Kollege von der Tagespost .« Lara dachte daran, dass Frank mit Mia Sandmann an dem gleichen Abend hier im Lindencafé gewesen war, als sie sich mit Kriminalobermeister Schädlich getroffen hatte. »Ich muss dazu ein bisschen ausholen.« Jo und Mark nickten synchron.
    »Ich sollte über einen Prozess gegen vier Fußballrowdys, die
auf dem Bahnhof zwei Passanten zusammengeschlagen haben, schreiben. Das Verfahren sollte ursprünglich kommende Woche eröffnet werden. Frank hat mir nun erzählt, dass es eine Terminverschiebung gegeben hatte, über die man auch die Presse  – wenn auch ziemlich kurzfristig  – informiert hat. Es wurde vorverlegt, um die Zeitspanne zwischen Straftat und Prozess zu verkürzen. Langer Rede kurzer Sinn  – ich habe von dem geänderten Zeitpunkt nichts erfahren. Normalerweise kriege ich bei solchen Sachen sofort eine Nachricht auf den Tisch oder werde angerufen, wenn ich nicht in der Redaktion bin.«
    »Lass mich raten.« Jos Augen funkelten. »Tom war dort und hat dich ›vertreten‹.«
    »So ist es.« In ihrem Bauch schäumte der Zorn auf Tom Fränkel gegen die Magenwände. »Und der Hampelmann steht voll auf seiner Seite!«
    »Woraus schließt du das?« Mark trug sein Psychologengesicht zur Schau. Gelassen und abgeklärt.
    »Ich war gleich nach der Schuleinweihung am Donnerstag bei ihm, um mich zu beschweren. Wisst ihr, was er gesagt hat? Er hätte Tom dahin geschickt, weil ich nicht erreichbar gewesen sei! Und dass ich Tom nur bei ihm anschwärzen wolle!« Lara schnappte nach Luft. »Ich habe gestern Abend meiner Freundin Doreen davon erzählt, und sie hat gesagt, das sei ein Paradefall von Mobbing.«
    »Starker Tobak.« Jo trank sein Glas leer und sah sich nach dem Kellner um.
    »Was könnte der Grund für Toms Verhalten sein?« Mark redete mit seiner beruhigenden Stimme, was Lara nur noch wütender machte.
    »Was weiß denn ich. Er kann mich nicht leiden. Voriges Jahr hat er mir Avancen gemacht, und ich habe ihn abblitzen lassen. Vielleicht ist es das.« Lara seufzte.
    Jo schüttelte den Kopf. »Ich denke, er ist karrieregeil. Man
munkelt doch schon seit Längerem, dass Hampenmanns Stelle frei wird, weil er nach Berlin geht. Und mit Sicherheit wird man auf seine Empfehlungen in Bezug auf einen potenziellen Nachfolger hören, meint ihr nicht auch? Da kann man sich doch schon mal andienen.«
    »Einschleimen meinst du wohl.« Lara war noch immer wütend, aber der Sturm legte sich allmählich. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn tatsächlich Hampenmanns Weggang der Grund ist, wird Tom sicher nicht mit seinen Intrigen aufhören, bis er sein Ziel erreicht hat.«
    »Zuerst müssen wir Beweise sammeln und sichern, Lara. Du hast uns jetzt schon einiges erzählt, was tatsächlich auf Mobbing hindeutet. Schreib noch einmal alles auf, was bisher passiert ist, so genau wie möglich, mit Datum, Uhrzeit, Zeugen. Du führst also eine Art ›Mobbing-Tagebuch‹.« Mark war ganz pragmatisch.
    »Soll ich Tom sagen, dass ich sein Tun bemerke, oder lieber nicht?«
    »Er kann ruhig wissen, dass es dir aufgefallen ist und dass du seine Aktivitäten im Auge behältst. So ein Verhalten verstärkt sich nämlich, wenn es keine Antwort erfährt. Du musst ihm unmissverständlich klarmachen, dass du über seine Machenschaften Bescheid weißt und etwas dagegen unternehmen wirst. Sonst wird er immer dreister. Parallel dazu schreibst du alles auf, was dir auffällt. Wir werden des Ganzen schon Herr werden.« Mark lächelte aufmunternd.
    »Und ich halte auch Augen und Ohren offen. Weiß Tom, dass wir uns privat treffen?« Jo legte seine Hand auf ihre, und Lara sah ein Glitzern in Marks Augen,

Weitere Kostenlose Bücher