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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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Rest.
    Ich habe eine eigene Website zu unserem ehemaligen Heim eingerichtet. Vielleicht ist etwas von Interesse für Sie dabei. Halten Sie mich doch auf dem Laufenden! Ich kann Ihnen auch Kontakte mit anderen Heimkindern vermitteln, wenn Sie möchten.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Sebastian Wallau
    Lara stand auf und ging in die Küche. Plötzlich hatte sie Durst. Was meinte dieser Sebastian Wallau damit, dass sie Dinge »aufdecken« wollte, die damals geschehen waren? Er schrieb von Tatsachen, die »verjähren« konnten. Demnach musste es sich
um Verbrechen handeln. Was war in seinem Heim passiert? Im Kühlschrank war kein Wasser mehr. Jemand hatte vergessen, es nachzufüllen. Lara nahm sich stattdessen eine lauwarme Flasche aus dem Kasten und kehrte zurück an ihren Schreibtisch. Sebastian Wallau hatte geschrieben, er hätte sich mit einem anderen Ehemaligen über die Erzieher ausgetauscht. Sollte sie ihn nach Namen fragen? Und was wusste er über den Erzieher Rainer Grünkern? Sie setzte die Flasche an und schluckte. Die Kohlensäure kribbelte am Gaumen. Lara dachte an Mark und erwog, ihn anzurufen, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen, verwarf den Gedanken aber nach einem Blick auf die Uhr wieder. Es war halb sieben. Und es war Mittwoch. Mark würde mit Frau und Kindern in irgendeinem schicken Restaurant sitzen und es sich gut gehen lassen. Es war auch morgen noch Zeit, ihm mitzuteilen, dass sie jemanden gefunden hatte, der Rainer Grünkern kannte, und dass er als Erzieher in einem Kinderheim gearbeitet hatte. Vielleicht konnte sie in der Zwischenzeit noch weitere Informationen von diesem Sebastian Wallau einholen. Lara stellte das Wasser ab, klickte auf »Antworten« und begann zu schreiben.
    »Kann ich den Brief sehen?« Mark streckte die Hand aus, aber Maria Sandmann zog ihren Arm zurück.
    »Es stehen lauter komische Sachen drin! Schlimme Dinge!«
    »Ich verstehe. Trotzdem würde ich gern einen Blick darauf werfen. Vielleicht finden wir heraus, worum es geht. Was darin geschrieben wurde, ist nicht Ihr Verschulden.«
    »Es muss sich um eine Verwechslung handeln! Außerdem ist der Brief an eine Mandy gerichtet!« Mit jedem Satz klang Maria Sandmanns Stimme ein wenig schriller.
    »Hm. Das ist in der Tat seltsam.« Mark versuchte, die Adresse auf dem Kuvert zu entziffern, konnte aber nichts erkennen, weil
die Hände der Frau das Papier fest umkrampft hielten. Es gab in ihr starke Widerstände dagegen, ihn ins Vertrauen zu ziehen. Er würde sich der Sache spiralförmig von außen nähern müssen. Das konnte länger dauern, als er gedacht hatte. Nur kurz schweiften seine Gedanken zu Anna und den Kindern, dann kehrten sie ins Sprechzimmer zurück.
    »Wann haben Sie denn den Brief erhalten?«
    »Heute Vormittag.«
    »War er in Ihrem Briefkasten?«
    »Ja. Aber er kann nicht mit der normalen Post gekommen sein.« Jetzt zeigte sie ihm das Kuvert, zog es aber sofort wieder zurück, als habe sie Angst, er könne danach greifen. »Es sind weder Briefmarke noch Stempel darauf.«
    »Aber Ihr Name?«
    »Nein, nichts. Außen steht überhaupt nichts.«
    »Der Absender muss ihn also selbst in Ihren Briefkasten eingeworfen haben.«
    »Das denke ich.« Maria Sandmann glättete das elfenbeinfarbene Papier. Immer wieder strichen ihre Hände über den Umschlag. Sie schien etwas ruhiger zu werden.
    »Ich sehe das auch so.« Mark nickte ihr zu. Wenn jemand das Schreiben persönlich in ihren Briefkasten eingeworfen hatte, hieß das, der Schreiber konnte sich nicht vertan haben. Maria Sandmann war die Adressatin. Es sei denn, der Verfasser der Zeilen hatte jemand anderes mit der Überbringung beauftragt. Aber auch dann war es unwahrscheinlich, dass derjenige den Brief in einen Briefkasten mit anderem Namen einwarf. Mark äußerte seine Vermutung nicht. Die Patientin wollte an eine Verwechslung glauben, und ihr Unterbewusstsein hatte wahrscheinlich gute Gründe dafür. Andererseits wäre natürlich auch denkbar, dass der Absender Frau Sandmann tatsächlich verwechselte und sie fälschlicherweise für seine Schwester hielt. Um das jedoch herauszufinden und auch das, was an diesem Brief so verstörend
war, würde er ihn aber lesen müssen. »Sie haben das Kuvert dann geöffnet.«
    »Heute Vormittag.« Sie wiederholte sich. »Er war in meinem Briefkasten. Ich dachte, er ist für mich.«
    »Und er ist an eine Mandy von ihrem Bruder Matthias gerichtet. Wohnt in Ihrem Haus eine Frau namens Mandy?« Jetzt überlegte sie. Ihre Augen wanderten nach

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