Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Herbstlaub.
„Wir danken dir, auch in Jacks Namen.“ Krister reichte ihr eine unsichere Hand, die sie mit leicht geneigtem Kopf betrachtete, aber nicht ergriff. Irritiert zog er sie wieder zurück und bedachte die seltsame Frau mit einem erstaunten Blick. Gesten der Dankbarkeit schienen in Laurussia unbekannt.
„Ich erwarte keinen Dank. Jedoch würde ich mich freuen, euch als meine Gäste betrachten zu dürfen.“
Drei Soldaten führten Krister und Luke wieder vor die Türe. Avalea ging der kleinen Gruppe voraus. Kräftiger Wind wehte mit einem Mal durch die engen Gassen. Die kleine Gruppe überquerte einen staubigen Platz mit einem intakt aussehenden Brunnen, um den der erboste Wirbel einer Windhose fegte.
„Ihr werdet euch sicher etwas ausruhen wollen.“ Avalea blieb vor der Eingangstüre einer schmalen, verwahrlost aussehenden Hütte stehen. „Wie ich bereits sagte, Wanderer verirren sich selten hierher, dennoch hoffe ich, dass ihr euch für die Dauer eueres Aufenthalts bei uns wohl fühlen werdet.“
Das Innere des Häuschens bestand aus einem einzigen Raum mit einer separaten kleinen Schlafkammer, in der sich vier Schlafstätten befanden. Für Luke und Krister bedeutete es das erste Dach über dem Kopf, seitdem sie Stoney Creek verlassen hatten.
„Ruht euch aus, Männer aus dem Norden. Seid heute Abend unsere Gäste. Ich werde euch nach Einbruch der Dunkelheit zur Versammlungsstätte bringen lassen.“ Damit zogen Avalea und ihre drei Begleiter von dannen. Krister geleitete sie nach draußen und sah ihnen eine ganze Weile nachdenklich hinterher, während Luke unbefangen die neue Unterkunft inspizierte.
„Das erste richtige Bett seit Ewigkeiten.“ Er warf sich der Länge nach auf eines der Strohlager, das unter seinem Gewicht nachgab. „Ah, weich und bequem. Ich werde hier schlafen wie ein Baby.“
Krister warf nur einen beiläufigen Blick auf die zweifelhaften Vorzüge der Unterkunft. „Wie kannst du jetzt ans Schlafen denken? Ich kann es noch gar nicht fassen, hier auf eine richtige menschliche Siedlung getroffen zu sein. Und eine gut bewachte noch dazu.“
Luke sah ihn vom Bett aus an. „Wenn du mich fragst, ich war von Anfang an überzeugt, dass Hyperion nicht vollständig verlassen ist. Die Existenz einer menschlichen Siedlung südlich des Skelettflusses beweist den Unsinn des Tabus. Deswegen ist uns auch kein einziger Opreju begegnet. Am Ende gibt es sie gar nicht mehr. Vielleicht gab es sie nie.“
Krister rieb sich nachdenklich das Kinn. „Welchen Namen gebrauchte diese Avalea für Hyperion? Irgendwie ist er mir bei all dem ganzen Durcheinander entfallen.“
„Basturin.“ Lukes sofortige Antwort überraschte Krister wenig. Was seinem jüngeren Stiefbruder einmal in die Ohren gedrungen war, vergaß der so schnell nicht wieder.
„Ja richtig. Basturin. Noch nie habe ich diesen Namen gehört.“
„Womöglich die Bezeichnung für diesen Stadtteil. Immerhin sieht es so aus, als seien Teile Hyperions wieder aufgebaut worden. Naheliegend, dass sich alten Namen erhalten haben.“
Krister nickte. „Klingt logisch. Ich weiß nicht warum, aber ich wünschte, wir wären tausend Meilen von diesem Ort entfernt. Irgendetwas stimmt hier nicht, wenn ich nur wüsste was.“
„Nun ja, seit Jahrhunderten geht die Menschheit – jedenfalls die noch verbliebene – vom Ende der Welt jenseits des Skelettflusses aus. Und nun, mitten in Laurussia, in den Ruinen seiner ehemaligen Hauptstadt, treffen wir auf eine mehr oder weniger intakte Kolonie, die sich allem Anschein nach sogar bestens zu behaupten scheint.“ Luke schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich frage mich, ob es noch andere Siedlungen in Laurussia gibt. Und wenn ja, existieren womöglich weitere über seine Grenzen hinaus, in Uhleb oder in Ithra oder wer weiß wo noch.“
„Ich krieg das Ganze nicht zusammen.“ Krister fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Noch gestern war ich überzeugt, dass die Welt so ist, wie sie ist. Seit heute morgen verstehe ich gar nichts mehr. Als du mir sagtest, du hättest einen Menschen in dieser Totenstadt gesehen, überraschte es mich nicht sehr, trotzdem wollte ich es nicht glauben. Nun stelle ich fest, dass mein Weltbild ganz und gar nicht stimmt.“ Er hielt inne und wandte sich zu Luke um. „Was haben wir nicht alles jenseits des Skelettflusses erwartet? Vor allem die Opreju. Nicht ein einziger kreuzte unseren Weg. Stattdessen treffen wir in Hyperion auf Menschen. Und zuhause halten sie
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