Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
Vom Netzwerk:
wenn wir kein Gepäck mit uns führten. Womöglich wirkten wir einfach nur fremdartig, was routinierte Kaufleute schnell mit einem guten Geschäft in Verbindung brachten.
    „Wohin des Wegs?“ Der schon reichlich betagte, wettergegerbte Alte grinste uns zahnlos an. In wenig besserem Zustand zeigte sich das Boot, in dem er saß, welches kaum Platz für drei Leute bot. Kein Grund, ihn nicht dennoch um Auskunft zu bitten.
    „Wir suchen ein Boot, das uns an den Taorsund bringt“, eröffnete ich dem kahlköpfigen Greis. „Kennst du jemanden mit einem ausreichend seetüchtigen Kahn?“ Wieder stießen wir auf das gleiche Erstaunen wie schon vorher bei Craig, unserem Wirt.
    „An den Taorsund? Was um alles in der Welt zieht euch denn dorthin?“ kam die verwunderte Reaktion.
    „Das lass unsere Sorge sein“, entgegnete ich kühl.
    „Viel Erfolg dabei“, schloss der alte Mann und wandte sich demonstrativ ab. „Das werdet ihr brauchen.“
    Noch ehe mir darauf eine passende Antwort einfallen wollte, vernahm ich eine kecke Stimme in meinem Rücken, die laut und entschlossen rief: „Ich fahre euch wohin ihr wollt!“
    Wir wandten uns zeitgleich um.
    Das krasse Gegenteil zu dem Greis stand vor uns; ein hagerer, großgewachsener Junge, vielleicht einen Tick jünger als Luke. Er trug lediglich kurze, zerschlissene Hosen aus undefinierbarem Stoff. Seine dichte pechschwarze Mähne hielt er mehr oder weniger erfolgreich mit einem schmutzigen Band im Zaum. Wache, verschmitzte Augen musterten mich sorgfältig. Einen Augenblick lang glaubte ich an einen schlechten Scherz. Dieser halbnackte Jüngling entsprach nicht unbedingt meiner Vorstellung eines vertrauenswürdigen Fährmannes.
    „Ihr werdet niemanden finden, der euch zum Taorsund bringt. Es sei denn ihr seid bereit, den gleichen Fährpreis wie nach Nepondria zu bezahlen.“
    „Machst du uns wieder die Preise kaputt, Ashram?“ wetterte der Alte wenig erfreut. Nun war es an uns, ihn zu ignorieren.
    „Hört nicht auf den geldgierigen alten Marak. Aber mit einem hat er Recht. Zum Taor ist es nur ein Viertel des Weges, aber man wird überall den doppelten Preis verlangen.“
    „Außer bei dir, nehme ich an“, sagte Krister erheitert.
    „Außer bei mir!“ bekräftigte der Junge im Brustton der Überzeugung und zwinkerte spitzbübisch. „Ich verlange lediglich drei Schwarzperlen. Oder sechs weiße, was euch lieber ist, Verpflegung eingeschlossen. Ihr werdet mir zustimmen, das ist nicht viel. Wann beabsichtigt ihr die Überfahrt anzutreten?“
    „Wo ist dein Boot?“ erkundigte ich mich wenig beeindruckt. Sein Preis befand sich in der Tat im annehmbaren Bereich.
    Ashram nickte mit dem Kopf hinter sich. Hochgezogen auf den Strand lag ein uralter Kahn im Trockendock, an unendlich vielen Stellen ausgebessert. Auf den ersten Blick wirkte er einem Wrack ähnlicher, doch meinen erfahrenen Augen entging die Tatsache nicht, hier zwar ein in die Jahre gekommenes aber durchaus noch seetüchtiges kleines Schiff vor uns zu haben.
    Krister drehte eine Runde um den alten Segler.
    „Feine Verarbeitung. Etwas mehr Zuneigung und Pflege könnten nicht schaden. Wieso lässt du es so vergammeln?“
    „Es gehörte meinem Vater“, erklärte Ashram bereitwillig. „Vor zwei Jahren holte ihn die See zu sich. Alles was mir und meiner Schwester blieb, ist das Boot. Leider habe ich nicht genug Ahnung, um es selbst instandzuhalten. Die letzten Reparaturen haben die wenigen Ersparnisse aufgefressen. Aber bald werde ich mein Glück in Nepondria machen. Ich will Perltaucher werden. Und dann komme ich als reicher Mann zurück.“
    Der Alte in seinem schaukelnden Boot lachte trocken auf.
    „Wirst schon sehen, Marak!“ rief ihm Ashram verächtlich zu. „Du vergammelst dann ja schon unter der Erde!“ Seine schwarzen Augen funkelten wild in unbeirrbarer Überzeugung.
    So sehr meine Sympathien für Ashram auch sein durften, der eher schlechte Zustand des Bootes sprach gegen ihn. Wieso das erstbeste Angebot annehmen? Fährleute gab es wie es aussah genügend, sicherlich auch welche mit tüchtigeren Booten. Freundlich aber bestimmt lehnte ich Ashrams Angebot ab, und wir wandten uns zum Gehen. Entgegen meiner Erwartung folgte uns kein böses Wort, als wir von dannen zogen.
    Jedoch sollte der Junge Recht behalten. Wir wurden ob unseres Wunsches entweder belächelt oder mit grotesk hohen Forderungen konfrontiert. Und noch etwas fiel mir auf: die Boote der Konkurrenz machten keinen vertrauenswürdigeren

Weitere Kostenlose Bücher