Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
zaghaft zurück.
Krister schnaubte verächtlich.
„Du kannst dich wirklich bei Jack bedanken. Wenn er nicht gewesen wäre, befändest du dich schon längst auf dem Meeresgrund.“
Ashram sah mich aus tiefster Dankbarkeit an, bevor er den Blick wieder senkte.
„Und das wäre mir zu Recht geschehen.“
„Gut aufgemerkt. Was also wirst du jetzt tun?“
„Ich bleibe.“ Und da grinste er schon wieder über beide Ohren.
„Kluger Junge“, sagte ich und konnte mir ein Schmunzeln ebenfalls nicht verkneifen. „Und jetzt iss, du wirst Hunger haben, immerhin hast du den ganzen Tag nichts gegessen.“
Hungrig war er in der Tat, hielt sich aber schuldbewusst zurück. Wie oft er sich noch für seine Untat entschuldigte kann ich nicht mehr rekonstruieren, aber ich nahm es ihm ab. Er bereute wirklich.
Gegen Mittag des vierten Tages erreichten wir zu guter Letzt die Mündung des mächtigsten Stromes Gondwanalands. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hielte ich das Delta des Taor River für einen Meeresarm, so breit präsentierte sich dieses gewaltige Fließgewässer. Der Versuch, ein Stück den Fluss hinauf zu segeln, scheiterte im Ansatz. Trotz unterstützender Winde erwies sich die Strömung als viel zu stark. Wir gaben es schnell auf und landeten an seinem Südufer, wo wir schließlich mit allem Gepäck beladen von Bord gingen. Ashram drückte uns allen die Hand zum Abschied und grinste exakt wie vor wenigen Tagen, als wir ihn zum ersten Mal gesehen hatten.
„Ich werde euch niemals vergessen“, meinte er mit Tränen in den Augen. „Ihr seid die besten Menschen, denen ich jemals begegnet bin.“
„Nun übertreib mal nicht so!“ wehrte ich ab.
„Nein, das ist wahr, das meine ich ganz ernst. Ich stehe tief in eurer Schuld. Hoffentlich sehen wir uns eines Tages wieder. Was auch immer ihr jetzt vorhabt, ich wünsche euch alles Glück der Welt. Wenn ihr nach Kelvin zurückkehrt, müsst ihr mir unbedingt einen Besuch abstatten, versprochen? Ach ja, Krister, du bist der beste Boxer den ich kenne. Was für ein Schlag!“ Und er zwinkerte schelmisch mit den Augen, während er sich betont anerkennend das lädierte Kinn rieb.
„Pass auf dich auf, du Esel!“ gab Krister zur Antwort. Sah ich da nicht den Anflug eines amüsierten Lächelns in seinen Mundwinkeln? Natürlich nur ganz kurz.
Ashram winkte, bis das Boot am fernen Horizont verschwand.
17 ALLEIN
Die folgenden beiden Tage verbrachten wir damit, dem Lauf des Taorflusses zu folgen. Seine rauschenden Wasser begleiteten uns bei Tag und bei Nacht. Töne ganz anderer Art schlug das Klima an. Mit dem morgendlichen Erscheinen der Xyn stiegen die Temperaturen sprungartig an und erreichten um die Mittagszeit schwindelerregende Höhen.
Ab den frühen Nachmittagsstunden entwickelte sich das Vorankommen zu einer wahren Tortur. Die Luft stand still. Nichts bewegte sich, die schwirrende Hitze schien zudem jedes Geräusch zu verschlucken.
Längst hatten wir uns jedes überschüssigen Kleidungsstückes entledigt, nahmen lieber das Risiko in Kauf, uns die Haut zu verbrennen, als einen Hitzeschock zu erleiden.
Besonders unangenehm erwies sich nun das schwere Schuhwerk, welches sich für diese südlichen Breiten nicht mehr eignete. Zuweilen hatte ich das Gefühl, meine Füße kochten auf kleiner Flamme vor sich hin. Das Gehen entwickelte sich zu einer schmerzhaften Angelegenheit. Abhilfe verschaffte nur das kühlende Wasser des Taor, an dessen feuchten Ufern unsere erhitzten Körper Linderung fanden. Nachts dagegen gingen die Temperaturen empfindlich zurück, und wir konnten uns glücklich schätzen, wärmende Decken mitzuführen.
Desgleichen schien die Vegetation unter diesen harten Bedingungen zu leiden. Nur unmittelbar in Ufernähe grünte es nach Herzenslust und lediglich dort wuchsen stattliche, dicht belaubte Bäume. Dieses Bild änderte sich jedoch, kehrte man dem Fluss den Rücken zu. Das Land versteppte zusehends. Verdorrte Graslandschaft und armseliges Strauchwerk soweit das Auge reichte. Je weiter wir ins Landesinnere vordrangen, desto heißer und trockener präsentierte es sich. Uhleb empfing uns mit glühendem Atem. Erfreulicherweise rauschten die Wassermassen des Taor unermüdlich an uns vorbei und sorgten stets für ausreichend lebensspendendes Nass. Avalea wusste zudem einige interessante Fakten über Gondwanas längsten Fluss zu berichten.
Am ersten Abend, im Schein des flackernden Lagerfeuers, das immerwährende Brausen des Stroms in den
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