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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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verwertbarem Material angesammelt. Ich brannte darauf, den vielen verwelkenden Seiten ihr Geheimnis so schnell wie möglich zu entlocken, als erwartete ich in Bälde ihren unwiderruflichen Zerfall.
    Bis zum Sonnenuntergang hatte ich es schließlich geschafft, die Spreu vom Weizen zu trennen. Krister stopfte die Ausbeute in zwei Leinensäcke, die wir zum Boot schleppten. Während er das Nachtlager direkt am Strand bereitete, machte ich mich daran, die aussortierten Schriften, die sich noch immer auf dem nackten Sandboden türmten, in die Höhle zurückzubringen. Bedeutend behutsamer als beim erstenmal stapelte ich sie hinter der zusammengestürzten Mauer auf, akribisch darauf achtend, nicht auf unseren armen Kerl zu treten. Nachdenklich ging ich in die Knie und betrachtete im Licht der Fackel die Überreste des Toten. Er lag auf dem Rücken, ganz so als wäre er im Schlaf gestorben. Jedenfalls redete ich mir das ein.
    Das Skelett erschien männlich, ich führte es auf die markanten Muskelansätze zurück, vor allem an den beiden Hüftkämmen. Der Unterkiefer war kräftig geformt, mit ausstehenden Kieferwinkeln, die Zähne zum Teil ausgefallen. Wie er wohl umgekommen war? War er wirklich bei lebendigem Lein eingemauert worden, wie Rob vermutet hatte, oder schon vorher tot gewesen? Diese Frage würde wohl für immer unbeantwortet bleiben. Irgendwie fühlte ich mich schuldig. Wer weiß wie viele Jahrhunderte der arme Kerl seinen Schatz bewacht hatte, bevor ich daherkam und ihn ihm für immer entriss.
    Mein Blick fiel auf den rechten Ringfinger des Toten. Er war glatt in der Mitte durchgebrochen. Krister war beim Ablösen des Rings nicht zimperlich umgegangen. Kopfschüttelnd richtete ich mich wieder auf und blieb unschlüssig stehen. Hatte sich der Tote nicht ein anständiges Grab verdient? Der fortgeschrittene Zerfall sprach dagegen, die porösen Knochen umzubetten. Nein, hier, wo er seit einer halben Ewigkeit lag, sollte er auch bleiben. Ich beschloss, das Gerippe wenigstens notdürftig zu bedecken, jetzt wo es so offen dalag und keine Mauer mehr Schutz spendete.
    Kurz entschlossen häufte ich mit Armen und Händen Sand und Kies an. Dabei berührte ich mit den Handkanten einen vergrabenen Gegenstand, der zuerst an einen Schaufelschaft erinnerte. Doch organische Substanz hätte längst vermodert sein müssen, und meine forschenden Finger erkannten sehr schnell, dass es sich mitnichten um Holz handelte. Nein, es war ein durchaus härteres Material, ich tippte sogleich auf Eisen. Schnell hatte ich ihn freigelegt, einen ungefähr anderthalb Meter langen Stab. Leicht lag er in der Hand, viel zu leicht. Eisen konnte es schlecht sein, nicht die Spur von Rost fand sich auf seiner stumpfen, silbergrauen Oberfläche. Material wie dieses hatte ich noch nie gesehen. Es war in der Tat leicht wie Holz, sah aber aus und fühlte sich auch an wie Metall. Mein Fund faszinierte mich von Sekunde zu Sekunde mehr. Was Krister wohl dazu sagen würde? Gewissenhaft führte ich die mir selbst auferlegte Arbeit zu Ende und bedeckte das Skelett von oben bis unten, bevor ich die Höhle verließ, den Strand hinunterlief und Krister stolz meine neueste Errungenschaft präsentierte.
    „Liegt prächtig in der Hand“, meinte der nach einer ersten Untersuchung. „Merkwürdiges Material allerdings.“
    „Ja, nicht wahr? Wahrscheinlich eine Schlagwaffe aus der Alten Zeit.“
    „Zum Schlagen eignet sie sich auf jeden Fall prächtig.“ Krister holte weit aus und wirbelte den Stab fauchend umher. „Was meinst du, tauschen wir? Ring gegen Stab?“
    Ich kam mir vor wie ein Leichenfledderer.
    „Danke, kein Interesse“, gab ich kühl zurück. Mochte Krister seinen lumpigen Ring behalten. Mit diesem Stab ließ sich weitaus mehr anfangen.
    Widerwillig händigte er ihn dann auch wieder aus.
    „Also doch nicht nur altes Geschmier. Wer weiß, was noch alles vergraben da drinnen rumliegt?“
    Ich wusste, was nun kommen würde. Immerhin erklärte sich Krister bereit, die unmittelbare Nähe des Skeletts unangetastet zu lassen. Doch all sein Buddeln und Wühlen brachte nichts mehr zu Tage. Wir hatten der Höhle alle Schätze entrissen.
    Nach Einbruch der Dunkelheit legten wir uns zum Schlafen nieder. Ich starrte hinauf in den prächtig funkelnden Sternenhimmel und wurde mir zum tausendsten Mal meiner kleinen und unbedeutenden Existenz gewahr, diesen Wimpernschlag in der unendlichen Zeitrechnung des Universums. Der Gedanke gefiel mir vom ersten Moment an, als er

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