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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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frage mich täglich unzählige Male, was sie tut, was sie isst, ob sie gut schläft… ob sie mich vermisst. Ob sie noch wartet oder sich bereits einem anderen zugewandt hat.“
    „Jetzt aber langsam! Auch wenn ich nicht mehr genau weiß, wie viele Tage und Nächte wir schon unterwegs sind, es ist bei weitem nicht lange genug, um so etwas anzunehmen. Sava liebt dich, das weißt du.“
    „Ja, sie liebt mich, und ich habe sie im Stich gelassen!“ Kristers Stimme verbitterte. Seine beiden Fäuste ballten sich, als wollten sie gleich auf irgendetwas einschlagen. „Entschuldige“, murmelte er dann und entspannte sich wieder. „Wie du siehst, bin ich nicht sehr gut in solchen Dingen.“
    Ich beschloss, es ihm leichter zu machen.
    „Krister, erinnerst du dich an meine Worte heute Mittag? Sie gelten immer noch. Die Feuerinsel ist die letzte Etappe auf dieser Reise ins Ungewisse, dessen bin ich mir jetzt bewusst. Aber Rob ist
mein
Bruder, es ist
meine
Aufgabe. Euch als Gefährten um mich zu wissen ist wunderbar und unbezahlbar. Doch ich habe niemanden dazu gezwungen und ich werde das auch niemals tun. Ich bitte dich inständig, die Rückreise anzutreten, wenn du es tun musst, und wäre der Letzte, der es nicht verstünde. Nimm Luke mit, er hat genug Abenteuer und Gefahren hinter sich, auch wenn er es nicht zugeben wird. Vielleicht möchte Avalea auch dahin, wo sie hingehört.“
    Ich genehmigte mir eine kleine Pause, hoffte auf Widerspruch oder Bestätigung, ersehnte irgendeine Reaktion, aber sie blieb aus. Krister saß einfach nur da, blickte zu Boden und schwieg.
    „Die Feuerinsel ist mein Schicksal, nicht deines, nicht Lukes, nicht Avaleas. Meines!“ legte ich nach. „Ihr habt wahnsinnig viel dazu beigetragen, dass ich so kurz vor dem Ziel stehe und dafür bin ich euch auf ewig dankbar. Ich bin zutiefst überzeugt, Rob dort drüben zu finden, tot oder lebendig. Wenn es sein soll, komme ich mit ihm zurück nach Stoney Creek.“
    „Unsinn!“ Krister schüttelte den Kopf. „Ich weiß jetzt vielleicht eher, was ich will und was nicht. Dich nun alleine weiterziehen zu lassen würde ich niemals zulassen. Du bist wie der Bruder, den ich nie hatte. Du und Rob, ihr seid beide wie Brüder für mich. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir in fünfzig Jahren noch immer zusammen loszögen, um Abenteuer zu erleben oder Unsinn zu machen.“
    „Ja, das würde mich auch nicht wundern!“ Eine Träne steckte in meiner Stimme, die ich mit einem Lachen überspielte. Ich spürte Kristers innere Zerrissenheit und hätte ihm gerne geholfen, die für ihn richtige Lösung zu finden.
    „Ich habe Angst, euch zu verlieren, wenn ich mich für Sava entscheide.“
    „Jetzt redest du Unsinn!“ protestierte ich sofort. „Wieso sollte das geschehen? Ich werde früher oder später sicher auch eine Familie gründen. Ich kann zwar nicht für Rob sprechen, aber da gibt es genügend Frauen, die hinter ihm her sind. Irgendwann wird auch er sesshaft. Wieso sollten wir uns verlieren? Das wird niemals geschehen, Krister, niemals!“
    „Ja, niemals!“ Es klang nicht überzeugt, aber wie hätte ich erwarten können, ihm mit wenigen schwachen Worten zu helfen? „Aber wir reden ja nur von mir. Was hast du geträumt?“
    Die Erinnerung an meinen verwirrenden Traum kehrte mit Macht zurück. Es fiel mir jedoch schwer, das Thema so abrupt zu ändern.
    „Ach, immer das gleiche“, wehrte ich ab und beschloss, mich dazu nicht weiter zu äußern. Mir selbst einzugestehen, von Robs Tod geträumt zu haben, war unmöglich, wie sollte ich den anderen davon berichten? Gerade hatte ich noch von seiner Zukunft gesprochen und sein mögliches Ableben nicht im Mindesten in Erwägung gezogen.
    Krister sah mich prüfend an – ahnte er, dass ich etwas verschwieg? – und veränderte dann seine Sitzposition, die sein Antlitz in tiefen Schatten tauchte. Wir saßen uns eine ganze Weile stumm gegenüber, bevor ich mich dazu durchringen konnte, noch ein wenig Schlaf zu suchen. Krister begrüßte meine Entscheidung mit zustimmendem Kopfnicken.
     
    Gleißende Helligkeit herrschte, als ich erwachte. Ich blinzelte mit tränenden Augen, die sich nur schwer an das grelle Licht gewöhnen wollten, und stellte fest, alleine im Lager zu sein. Noch schlaftrunken setzte ich mich auf und rieb ausgiebig die schmerzenden Augen. Wo waren die anderen? Ich kroch ins Freie. Avalea saß nur wenige Meter entfernt mit dem Rücken zu mir und hantierte an einer neuen Feuerstelle herum.

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