Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
hinter einem der vielen Backenzahnfelsen auf, die Harpune fest in der Rechten.
„Frag nicht!“ Ich lief zu ihm hinüber. „Gib mir die Harpune und ich besorge uns ein Abendessen, das du nie mehr vergisst.“
Krister zog die Harpune aus meiner Reichweite. „Später“, meinte er kurz angebunden.
Mein aufgebrachter Blick überzeugte ihn dann doch und er reichte mir die Waffe, wenn auch zögerlich. „Wozu brauchst du sie?“
„Wenn mich nicht alles täuscht, liegt dort unten am Strand ein Luvium“, sagte ich aufgeregt. „Es ist riesig, allein das Auge ist so groß wie mein Kopf.“
„Ein Luvium? Bist du sicher? Ich habe noch nie eines gesehen. Sind sie nicht ausgestorben?“
„In der Bay of Islands mit Sicherheit. Aber hier, wo kein Mensch normalerweise einen Fuß hinsetzt, gibt es sie anscheinend noch.“
„Wo ist es?“
„Ja, das könnte dir so passen. Nein, mein Freund, das ist
mein
Luvium,
ich
habe es zuerst gesehen. Und
ich
werde es erlegen.“ Damit schnappte ich die Harpune und rannte zurück. Krister folgte dicht auf den Fersen. Langsam pirschten wir uns an die Stelle heran, an der ich das riesige Tier zuletzt gesehen hatte.
„Mit der Harpune werden wir es wohl kaum töten können“, gab Krister zu bedenken. „Selbst wenn du es triffst, wird es in Richtung offenes Meer abhauen und dort verrecken.“
Daran wagte ich nicht einmal zu denken. Wahrscheinlich war das Vieh sowieso längst fort. Nach allem was ich über das Luvium wusste, handelte es sich um eine besonders wachsame Spezies, die den Menschen wie die Pest mied. Aber ich sah mich eines besseren belehrt. Es war noch da und hatte sich allem Anschein nach auch keinen Zentimeter bewegt. Kristers Atem kam stoßweise. Ich wusste, was in seinem Kopf vorging, und er wagte es auch noch in Worte zu fassen.
„Gib mir die Harpune. Du triffst ja doch nicht!“
„Vergiss es!“
„Du musst es genau ins Auge treffen, hörst du? Schlag mit aller Kraft zu, vielleicht gelingt es dir, das Biest festzupinnen! Meine Güte, wie riesig es ist. Hast du die Fangarme schon gesehen? Die sind meterlang.“
Krister ignorierend holte ich weit aus und zielte auf das Auge, das mich weiterhin nichtsahnend und unschuldig anstarrte. Wie kam er dazu, mir zu sagen, was ich tun sollte? Als würde ich das nicht selbst wissen!
In dem Moment, als ich die Harpune schleuderte, explodierte das Wasser um uns herum. Ein halbes Dutzend Tentakel schossen aus der seichten Brühe auf uns zu. Der folgende Schlag ins Gesicht warf mich um. Unsanft landete ich auf scharfen Felskanten und schlug mir Ellenbogen und Rücken blutig. Einen Sekundenbruchteil später stand ich aber auch schon wieder auf den Füßen und stürzte auf das Luvium zu.
Doch es war weg. Die Harpune steckte im Fels. Auf ihrer tödlichen Reise hatte sie jedoch einen Fangarm abgetrennt.
„Du hättest es mich machen lassen müssen!“ hörte ich Krister klagen. „Ich hätte das Vieh erlegt, sauber und schnell.“
Ich sah ihn gereizt an.
„Immerhin haben wir einen Fangarm. Sieh nur, er ist bestimmt zwei Meter lang!“
Ich ging in die Knie und ergriff den armdicken Tentakel mit beiden Händen.
Ein Fehler.
Wie eine Würgeschlange – und mindestens genau so schnell – wickelte sich das amputierte Körperteil um meinen rechten Arm und saugte sich augenblicklich fest. Von Sekunde zu Sekunde steigerte sich der Schmerz, bis ich laut schrie.
Krister reagierte geistesgegenwärtig. Er zog sein Messer, verbat es mir, mich zu bewegen (was unter den gegebenen Umständen beinahe unmöglich war) und schnitt an mehreren Stellen tief in den Tentakel hinein, bis dieser die mörderische Umklammerung aufgab. Der Schmerz ebbte ab. Dafür begann ich am ganzen Körper zu zittern.
„Du sollst dich nicht bewegen!“ Kristers ungeduldige Worte ließen mich zur Salzsäule erstarren. Mit der scharfen Klinge hob er die Saugnäpfe ab, welche sich wie Stanzen in meine blaurot verfärbte Haut gegraben hatten. Zurück blieben kreisförmige Wundmale von gut fünf Zentimetern Durchmesser, die sich allmählich mit Blut füllten.
Ich starrte auf die Blessuren, unfähig, ein Wort von mir zu geben. Die Tatsache, dass es dem Biest gelungen war zu entwischen, schmerzte allerdings am meisten.
Krister resümierte nur lakonisch: „Lektion Nummer eins: Trau keinem Luvium, nicht mal einem Teil von ihm.“
Damit ließ er mich stehen und machte sich unerschüttert wieder auf die Jagd nach Yanduras.
Als wir Luke später von dem riesigen
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