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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Strand, sein Schiff war gesunken«, antwortete Gabriel, während er dem Händler nachsah, wie er hinter einem seiner Vorhänge verschwand.
    »Wusste nicht, dass du unter die Strandräuber gegangen bist.«
    »Ich bin gern am Strand, und wenn ich dort etwas finde, nehme ich es mit«, gab Gabriel zurück. »Das heißt noch lange nicht, dass ich Schiffe mit falschen Feuern in die Irre leite.«
    Der Händler lachte auf. »Nein, das traue ich dir auch nicht zu.«
    Wenige Augenblicke später kam er mit einem ganzen Bündel Kleidung zurück.
    »Vielleicht sollte er sie anprobieren.«
    Entsetzt blickte ich zu Gabriel. Ich wollte mich auf keinen Fall vor den beiden Männern ausziehen!
    Mein Retter schien meinen Gedanken erraten zu haben, denn er entgegnete feixend: »Das wird nicht nötig sein. Wenn etwas zu groß ist, wird er sicher noch hineinwachsen.«
    Damit nahm er die Kleider an sich und gab dem Händler ein paar Münzen aus seinem Geldbeutel.
    Als wir den Laden wieder verließen, war das Leben auf die Straße zurückgekehrt. Da das Gebet offenbar vorbei war, mussten wir uns nun durch Massen von mehrheitlich sandfarben oder schwarz gekleideten Menschen schlängeln. Hier und da blitzte ein Farbtupfen auf, meist von einem Frauenschleier oder einem der kompliziert verschlungenen Tücher, die die Männer auf den Köpfen trugen.
    »Wie nennt man diese Kopfbedeckungen?«, fragte ich Gabriel. Außer unter Helmen verbargen unsere Männer nie ihr Haar.
    »Die nennt man Turbane. Man trägt sie zum Schutz gegen die Sonne.«
    »Und warum trägst du so etwas, wenn du nachts aus dem Haus gehst?«
    Es war einfach nur dahingesagt, doch ich spürte, wie sich Gabriels Körper plötzlich anspannte.
    »Manchmal muss man sich auch vor dem Licht des Mondes schützen«, entgegnete er rätselhaft und verfiel dann in Schweigen, das anhielt, bis wir wieder zum Stadttor hinaus waren.
    Am Nachmittag setzte ich mich vor das Haus. Das Sonnenlicht tat meinem Knie gut, und da ich mich langweilte, griff ich nach einem Stöckchen, das der Wind auf den Hof getrieben hatte, strich den Sand glatt und begann ein paar Muster zu zeichnen, kompliziert verschlungene Linien, die auch unsere große Halle geziert hatten und die ich wohl nie vergessen würde. Als ich damit fertig war, ergänzte ich sie mit Runen.
    Eine vergängliche Pracht war es, die ich schuf, aber es gab mir die Gelegenheit, mich wieder einmal in der Schrift meiner Vorväter zu üben, einer Kunst, die ich in den letzten Wochen auf dem Schiff sträflich vernachlässigt hatte.
    Ich zeichnete also meinen Namen in den Sand, dann den Namen meines Vaters und meiner Göttin.
    »Was ist das?«, fragte Gabriel, der ohne dass ich es bemerkt hätte hinter mich getreten war.
    Vor Schreck zog ich einen langen hässlichen Strich durch das Muster.
    »Das siehst du doch!«, entgegnete ich ungehalten.»Runen!« Da er mit dem Wort offensichtlich nichts anzufangen wusste, fügte ich hinzu: »Das ist unsere Art von Schrift.«
    »Du kannst schreiben?«, wunderte sich Gabriel, während er die Runen nun sorgfältig in Augenschein nahm.
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Natürlich kann ich das! Wie sonst sollte mein Volk wohl seine Geschichten aufbewahren? Oder Wegweiser lesen? Außerdem gehört es zur Erziehung eines Fürstenkindes, die Runen beigebracht zu bekommen. Ein König darf nicht dümmer sein als sein Volk, sagte mein Vater immer.«
    Gabriel lachte auf. »Eine recht ungewöhnliche Ansicht hatte dein Vater da. Bei uns in Frankreich ist die Schrift eher Sache der Mönche. Selbst der König beschäftigt Schreiber, weil das Lesen und Schreiben als niedere Kunst angesehen wird. Kein Ritter, der etwas auf sich hält, wird jemals zur Feder greifen.«
    In diesem Augenblick überkam mich große Lust, ihn ein wenig zu necken. »Wenn die christlichen Ritter das Schreiben scheuen, wundert es mich nicht, dass sie das Morgenland noch immer nicht eingenommen haben.«
    Gabriel winkte lächelnd ab. »Was mich angeht, ich beherrsche die Schrift meines Volkes auch. Aber ich bin ja auch nur der Sohn eines Fassmachers.«
    »Und wo hast du es gelernt?«
    »Von den Schreibern meines Herrn. Ich …«
    Er stockte, als fürchtete er, zu viel zu sagen.
    Meine Neugierde war allerdings geweckt. »Wie schreibt man denn im Frankenland? Und hier? In deinem Haus habe ich Zeichen entdeckt, die einer Schrift ähneln.«
    Damit meinte ich die Kacheln, die ich an einigen Wänden gesehen hatte. Die Muster darauf unterschieden sich von den sonstigen

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