Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
die Gefahr vorüber war, rächten sie sich, indem sie mir nicht mehr gehorchten.
Ich hatte schon Männern gegenübergestanden, die bis zu den Zähnen bewaffnet gewesen waren. Doch von dieser Gesellschaft da drinnen ging eine dunkle Bedrohung aus, die ich mir nicht erklären konnte.
Zitternd presste ich das Schwert an mich. Als Schritte über den Sand schlurften, lugte ich aus meinem Versteck hervor. Ein Besucher nach dem anderen verließ nun das Haus, verabschiedete sich von Gabriel, indem er ihm die Hände auf die Schultern legte und seinen Kopf neigte. Die Abendsonne verlieh den weißen Gewändern einen rötlichen Schimmer, das Blau von Sayds Kleidern leuchtete violett.
Nachdem sich der Fremde mit den goldenen Augen ebenfalls verabschiedet hatte, blickte er zu mir herüber. Rasch verschwand ich wieder hinter der Wand. Wie hatte er mich bemerken können? Oder bildete ich mir das nur ein? Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, hinter dem Stall zu verharren, doch meine Neugier war stärker. Vorsichtig spähte ich wieder hinter der Ecke hervor.
Ich sah, dass Sayd nach Gabriels Arm griff und ihn mit sich in den Schatten zog. Zu gern hätte ich gewusst, was die beiden zu bereden hatten!
»Eigentlich sollte ich dich auf der Stelle züchtigen!«, zischte Sayd Gabriel zu, als die anderen ihre Pferde aus dem Stall holten. »Wie konntest du mir verschweigen, dass sie hier ist? Erst erzählst du uns was davon, dass du keinen Diener haben willst, und dann beherbergst du eine junge Frau in deinem Haus. Ist sie deine Geliebte?«
»Nein, sie ist, wie ich gesagt habe, nur ein Mädchen, das ich am Strand gefunden habe und nicht wegschicken wollte.«
»Ein ganz reizendes Mädchen! Und offenbar auch klug und tapfer.«
Gabriel hatte wie alle anderen sofort gespürt, was Sayd durch den Kopf gegangen war, als er Laurina sah.
Genau das war es gewesen, was er vermeiden wollte.
»Ja, sie ist recht nett anzusehen, aber glaube mir, sie ist nichts für uns.«
»Wirklich?« In Sayds Augen funkelte golden der Zorn. »Sie scheint jedenfalls den Willen zu haben, ein Schwert zu führen. Du solltest sie Malkuth vorstellen.«
»Einen Teufel werde ich tun!«, zischte Gabriel zurück. »Sie ist keine Kriegerin.«
»Das sehe ich ganz anders. Wenn sie genauso gut kämpfen kann, wie sie schön ist, dann würde ich bei der Prüfung unterliegen.«
»Ich bin sicher, dass sie nicht mal halb so gut ist, wie du glaubst.«
Gabriel wollte sich abwenden, doch Sayds Hand schloss sich noch fester um seinen Arm. »Was ist mit dir? Hast du dich etwa in sie verliebt? Das würde mich nicht wundern bei ihrem Aussehen. Sie ist hübsch und gewiss recht rebellisch. Die rechte Gespielin für einen wie dich.«
In Gabriels Augen trat nun ebenfalls ein Leuchten, allerdings fühlte er eher Verzweiflung als Zorn. Ich habe es geahnt , ging es ihm durch den Sinn. Was habe ich dir getan, Schicksal? »Sie ist nicht meine Geliebte«, entgegnete er, weiterhin darum bemüht, ruhig zu bleiben. »Und ich sage dir noch einmal, Sayd, sie ist nichts für uns. Sie wird weder die Prüfung noch das Ritual überstehen. Sie ist ja noch fast ein Kind.«
»So sprichst du, aber ich kann dir ansehen, dass du sehr wohl weißt, dass sie bereits eine Frau ist. Du hättest die Chance, sie bei dir zu behalten.«
»Das wäre der letzte Grund, aus dem ich es tun würde«, gab Gabriel zurück. »Du weißt, wie es beim letzten Mal geendet hat! Ich würde Laurina jede Möglichkeit nehmen, ein normales Leben zu führen. Sie wird niemals Kinder bekommen können, niemals heiraten.«
»Bist du dir sicher, dass sie das überhaupt will?«, hielt Sayddagegen, während in seiner Stimme nun unüberhörbarer Groll mitklang, der einem Gewitter glich.
Gabriel wusste nur zu gut, wie unleidlich der andere werden konnte, wenn er nicht das bekam, was er wollte.
»Ich sehe in ihr kein verschrecktes Weib, das einem Mann zu Diensten sein will!«, fuhr Sayd fort. »Kein Weib, das seinen Leib mit dem Gebären ruinieren will. Ich sehe in ihr eine Kriegerin. Sie ist eine Fürstentochter, Gabriel! Hast du gesehen, wie ungern sie das Schwert aus der Hand gegeben hat? So handelt nur ein wahrer Krieger.«
Gabriel presste die Lippen zusammen. Er wusste, dass Sayd recht hatte, doch zugeben wollte er es auf keinen Fall.
»Ich werde sie nicht vor die Wahl stellen«, sagte er, während er sich nun aus Sayds Griff losmachte. »Ich werde sie von hier fortschaffen, sobald ihr Knie wieder geheilt ist. Wie du sicher
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