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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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seinem Gesicht auf, das aber so schnell verschwand, als hätte es der Wind mitgenommen.
    »Ich muss … nein, ich will dir eine Geschichte erzählen, Laurina«, sagte er dann und deutete auf die Bodenkissen. »Setz dich.«
    So weich meine Knie vorhin noch gewesen waren, jetzt wollten sie sich nicht beugen. Ich fürchtete mich vor der Geschichte, denn ich spürte, dass sie meine Welt von Grund auf umkehren würde.
    »Was ist das für eine Geschichte?«, fragte ich trotzdem, während ich mich auf das Kissen niederließ.
    Gabriel antwortete mir erst, nachdem er sich ebenfalls hingesetzt hatte.
    »Es ist die Geschichte eines jungen Soldaten, der in dieHände seiner Feinde geriet und vor eine wichtige Wahl gestellt wurde.«
    Konnte das noch schlimmer sein als jene Behauptungen, die Sayd mir eingeflüstert hatte, während er mich mit der Giftnadel bedrohte?
    »Nun denn, erzähl«, forderte ich ihn auf, während ich versuchte meine Unruhe zu verbergen, indem ich meine Knie umklammerte.
    Gabriel atmete so tief ein, als wollte er im Ozean untertauchen. Doch das Einzige, in das er jetzt eintauchte, war das Meer der Erinnerung.
    »Man schrieb das Jahr 1170, als ich dem Ruf der Prediger folgte und mich dem Heer des Balian von Ibelin anschloss, um das Heilige Land von den Muselmanen zu befreien. Es war ein Feldzug, der zunächst aussichtsreich erschien. Durch hohes Kampfgeschick machte Balian sich einen Namen unter den vermeintlich Ungläubigen, ja schon bald hieß es, dass Saladin selbst ihn fürchten sollte.
    Ich diente mich in seiner Armee hoch, erwarb Ehren und gewann die Freundschaft meines Herrn. Doch dann kam es zu der Schlacht von Montgisard im Jahre 1177. Das Königreich Jerusalem unter Balduins Regentschaft setzte sich gegen die Truppen Saladins zur Wehr. Die Schlacht verlief für den jungen König Balduin zwar erfolgreich, doch viele seiner Gefolgsleute wurden verletzt oder getötet. Auch Balian, zu dessen Heer ich gehörte, verlor sehr viele Männer.«
    Gabriel hielt kurz inne und schloss die Lider, als wollte er die Bilder des Schreckens aus seinem Verstand fernhalten.
    »Aus dieser Schlacht sind mir nur noch die Schwerter in Erinnerung geblieben, die sich in meinen Leib bohrten.«
    »Und deshalb hast du den Umhang aufgehoben. Um erinnert zu werden.«
    Gabriel neigte den Kopf. »Unter anderem. Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich in einem Kerker wieder. Ein paar meiner Kameraden waren auch dort, und schon bald kam uns eine unheimliche Geschichte zu Ohren. Die einheimischen Gefangenen berichteten von einer Gestalt, die ›Geist des Kerkers‹ genannt wurde. Ein blutrünstiges Monstrum sollte es sein, und keiner, der ihm vorgeworfen wurde, sollte zurückkehren.
    ›Dieser Dämon schenkt dem Emir seine Kraft‹, hallte es leise von den Kerkermauern wider. Daher zuckten alle Gefangenen stets furchtsam zusammen, wenn sich die Kerkertür öffnete und einer der Männer herausgeholt wurde.
    Mich hielten die meisten für ein sicheres Opfer des Kerkergeistes, denn ich war schwer verwundet. Viele meinten, es sei ein Wunder, dass ich überhaupt noch am Leben war. In meinem vierundzwanzigsten Jahr bereitete ich mich darauf vor, meinem Schöpfer entgegenzutreten.«
    Gabriel sah wirklich nicht älter aus als zwanzig, doch seit seiner Gefangenschaft waren Jahre vergangen! Wenn die Rechenkünste, die mich mein Vater gelehrt hatte, nicht versagten, müsste er jetzt schon vierunddreißig sein. Das war ein Alter, das unter uns Nordleuten als mittleres galt, in dem ein Mann bereits eine Familie und beinahe erwachsene Kinder haben konnte. Doch Gabriel wirkte noch immer sehr jung. Offenbar stimmte es, dass er kaum alterte.
    Ich schob meine Gedanken beiseite und lauschte weiter seiner Erzählung.
    »Eines Tages erschien ein Mann an meinem Kerkerlager. Er war sehr groß und hatte sein Gesicht unter einem blauen Tuch verborgen. Ich hatte von Männern wie diesen gehört. Die Beduinen waren ein altes Wüstenvolk, das berüchtigt war für seine Zähigkeit und Kampfkraft. Seine goldbraunen Augen musterten mich kurz, dann rief er seinen Begleiternetwas in der Sprache der Araber zu. Diese kannte ich mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie mich mitnehmen sollten. Wenig später hoben mich die Männer auf eine Bahre und brachten mich fort.
    Der Weg führte durch lange Gänge und verwinkelte Korridore, wovon ich nur von Fackeln beleuchtete Steine sah, von denen Sand rieselte und Spinnweben herabhingen.
    Immerhin wurde die Luft besser; ich

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