Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
nur Sayd ganz genau. Auf jeden Fall konnte sie sich nicht mehr heilen.«
»Und wie soll ich verwandelt werden, wenn sie nicht mehr ist?«
»Das wirst du noch sehen. Jetzt wollen wir dich erst einmal dem Emir vorstellen.«
Damit deutete Gabriel auf einen Lichtschein vor uns. Erst jetzt merkte ich, dass wir am Ende der Treppe angelangt waren. Durch einen Torbogen gelangten wir in einen erleuchteten Korridor, der zu einem riesigen Raum führte.
Dieser wurde von zahlreichen Feuerschalen erhellt. In der Luft hing der Duft von Weihrauch und Gewürzen. Schwere Vorhänge verdunkelten die Fenster und sperrten den Wind aus.
Auf teure Teppiche, die den Boden bedeckten, waren kreisförmig zehn Kissen verteilt. Zwischen ihnen erhob sich ein aus Gold gefertigter Stuhl. In der Mitte des Kreises gab es ein weiteres Kissen. War das für mich gedacht?
Mein Herz raste, obwohl wir die Ersten waren, die sich hier eingefunden hatten.
»Wo bleiben die anderen?«, wisperte ich Gabriel zu.
»Die werden gleich hier eintreffen. Es ist Brauch, dass die Adeptin und ihr Lehrmeister die Ersten sind, die den Raum betreten.«
Damit nahm er eines der Kissen und legte es neben das in der Mitte.
»Ich werde an deiner Seite sein.«
»Beruhigend«, entgegnete ich, während ich nun zu der Decke des Gemachs aufblickte. Gesäumt wurde sie von den allgegenwärtigen Zickzackornamenten, an der Wölbung selbst waren Sterne angebracht, die durch das flackernde Feuer wirkten, als würden sie tatsächlich funkeln.
»Was auch immer geschehen mag, bleib ruhig«, erklärte Gabriel und bedeutete mir dann, die Djellaba auszuziehen.
Widerwillig zog ich mir das Gewand über den Kopf. Wie ich es nicht anders erwartet hatte, starrte mich Gabriel an. Erst als ich die Augenbrauen missmutig zusammenzog, wandte er sich ab.
»Knie dich auf das Kissen und verharre dort, bis Malkuthdich heißt aufzustehen. Lass dich weder von Gesten noch Reden provozieren. Es kann sein, dass nicht jeder mit dir einverstanden ist, weil er selbst ein Mädchen im Auge hat. Du darfst auf keinen Fall die Beherrschung verlieren. Beherrschung ist eine wichtige Eigenschaft für einen Assassinen.«
»Werden die Männer auch auf diese Weise geprüft?«, fragte ich, während ich mich auf das Kissen niederließ. Mein Knie schmerzte dabei, aber ich biss die Zähne zusammen und wartete geduldig, bis es sich an die Haltung gewöhnte.
»Ja, das werden sie«, entgegnete Gabriel. »Doch du kannst mir glauben, dass wir mit einem neuen männlichen Bewerber noch rüder umgehen als mit einer Frau.«
»Wie oft hast du schon Kandidatinnen vorgeschlagen?«
»Noch nie.«
»Und warum nicht?«
»Weil ich nicht wollte, dass sie vor meinen Augen von Sayd abgeschlachtet werden.«
Bevor ich noch mehr Fragen stellen konnte, vernahm ich Schritte von der Treppe her.
Gabriel musste sie bereits vorher gehört haben, sonst hätte er mir nicht die Anweisung gegeben, mich bereit zu machen.
»Haben deine Freunde etwas dagegen, wenn ich sie ansehe?«, wollte ich noch rasch wissen.
»Nicht, wenn du dich nicht nach ihnen umsiehst. Gib ihnen die Gelegenheit, dich zu betrachten, und hebe den Kopf, wenn du spürst, dass sie dich ansehen. Sie sollen wissen, dass du in ehrlicher Absicht hergekommen bist. Und jetzt still!«
Während Gabriel den Kopf ein wenig senkte, schloss ich die Augen und lauschte den Schritten der Männer, die nacheinander in den Raum traten.
Ihre Blicke streiften mich, glitten an meinem Rücken hinauf und wieder hinab. Einige Atemzüge später trat der erste vor mich.
Als ich spürte, dass er mir in die Augen sehen wollte, schlug ich die Lider auf und blickte in das Gesicht eines mittelgroßen Mannes mit olivfarbener Haut und schwarzen Haaren, das zu vielen Zöpfen geflochten und im Nacken zusammengebunden war. Sein krummer Nasenrücken erhob sich zwischen einem Paar grüner Augen. Nachdem er mich betrachtet hatte, neigte er sein Haupt zu einem kurzen Gruß und begab sich dann an seinen Platz.
Ihm folgte ein junger Bursche, der kaum älter war als ich selbst. Sein Haar war goldblond, seine Augen blau. Er lächelte mir kurz zu, wurde aber schnell wieder ernst und neigte seinen Kopf wie der Mann zuvor. Auf diese Weise zogen mehrere Assassinen an mir vorüber.
Durch die verkrampfte Haltung, in der ich saß, fingen meine Beine zu zittern an, was ich, so gut es ging, zu unterdrücken versuchte. Ich erwiderte den Blick jedes Mannes kurz, dann neigte ich wieder den Kopf.
»Das soll also die neue
Weitere Kostenlose Bücher