Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
»Ja, das will ich!«
Sayd nahm meine Worte mit einem Nicken zur Kenntnis. »Strecke deinen Arm aus«, sagte er dann.
Kaum hatte ich das getan, schloss sich seine freie Hand darum wie eine Fessel. Für einen Moment wallte Angst in mir auf. Mein Instinkt trieb mich zu dem Versuch, den Arm wieder zurückzuziehen, doch da bekam ich Sayds ganze Kraft zu spüren.
»Gabriel!«, sagte er, während er mich warnend ansah.
Mein Retter erhob sich und schlug den Ärmel seines Gewandes hoch. Im Gegensatz zu mir war er vollkommen ruhig.
Während ich noch fragte, was das Ganze sollte, schob Sayd meinen Ärmel zurück und versetzte mir mit dem Dolch einen Schnitt. Der Schmerz zuckte über meine Schulter hinauf bis in meine Schläfe. Da die Wunde recht tief war, schoss sogleich Blut hervor und floss warm über meine Haut.
Darüber bemerkte ich beinahe nicht, dass Sayd dasselbe mit Gabriels Arm machte. Als das Blut in feinen Fäden über seine Haut sickerte, drückte er Gabriels Arm auf meinen, Wunde an Wunde.
»Meister und Lernende, von nun an miteinander verbunden«, sagte Sayd zuerst in Frankensprache, dann setzte er etwas auf Arabisch hinzu, das, wie ich vermutete, dieselbe Bedeutung hatte.
»Du, Gabriel, wirst Laurina alles beibringen, was sie benötigt, um die Prüfung der sieben Wunden zu bestehen.«
Nachdem mein Retter genickt hatte, wandte sich Sayd an mich. »Und du, Laurina, wirst bestrebt sein, alles zu lernen,was Gabriel dir beibringt. Auf dass du die Prüfung bestehst und eine von uns wirst.«
Auch ich nickte nun, woraufhin Sayd unsere Arme wieder losließ. Erst jetzt bemerkte ich ein seltsames Pochen in meiner Wunde. Als ich sie anschaute, erkannte ich mit nicht geringem Schrecken, wie das Blut wieder in sie zurückfloss und sich das Wundmal langsam schloss.
Entsetzt schnappte ich nach Luft, was Sayd mit einem Grinsen quittierte. Beinahe wäre mir die Frage herausgerutscht, wie das sein konnte.
»So beginnt ab heute ein neuer Kreislauf, die neun Monde der Adeptin. Wenn diese vorüber sind, werden wir uns zur Prüfung der sieben Wunden zusammenfinden und sehen, ob sie bereit ist.«
Während ich noch immer mit leichtem Grauen beobachtete, wie sich die Wunde schloss und nur ein zartrosa Streifen übrig blieb, erhoben sich nun die anderen Männer, allen voran der Emir.
Im Chor sagten sie etwas, was ich nicht verstand. Ich sah kurz zu Gabriel, der nicht mit einstimmte, dann senkte ich den Blick auf meine nackten Füße, auf die ein paar Blutspritzer gefallen waren.
In umgekehrter Reihenfolge verließen die Männer nun wieder das Gemach. Zuerst ging Malkuth, dann Sayd, dann ein Mann, den ich nicht kannte, und Malik, der es sich nicht nehmen ließ, mich erneut mit einem verächtlichen Blick zu bedenken. Die anderen folgten ihnen, und diesmal lächelte mich der Junge nicht an. Der Grünäugige betrachtete mich länger als alle anderen, eilte dann aber davon, ohne eine Miene zu verziehen.
Schließlich waren Gabriel und ich allein mit dem Wind, der noch immer gegen die Vorhänge drückte und lautstark heulte.
»Wenn du Fragen hast, stelle sie jetzt«, sagte Gabriel, während er sich mir zuwandte. »Ich werde nicht in dein Gemach kommen dürfen und du nicht in meines. Auf den Gängen ist es verboten, über die Bruderschaft zu sprechen, also sprich jetzt.«
Warum das so war, hätte ich zwar gern gewusst, aber ich spürte, dass die Zahl der Fragen, die ich stellen durfte, nicht unbegrenzt war.
Also fing ich mit dem Wichtigsten an. »Wie sind die Namen der Männer?«
»Kannst du dich noch an die Reihenfolge erinnern, in der sie vor dich getreten sind?«
Ich nickte. Ich brauchte nur die Augen zu schließen, um ihre Gesichter nacheinander vor mir zu haben.
«Der Erste, der vor dich getreten ist, war Jared, unser Schriftmeister. Der nächste Vincenzo, ein junger Venezianer, danach kamen Saul, Belemoth, David, Ashar, Hakim, und Malik.«
Nachdem ich die Namen den Gesichtern zugeordnet hatte, fragte ich: »Warum hat Malik solch einen Hass auf mich?«
»Malik hasst dich nicht.«
»Und was hatten seine Worte dann zu bedeuten?«
»Vor ein paar Monden war er derjenige, der in der Mitte des Turmgemachs kniete. Neben sich hatte er Khadija, die Frau, die er liebte. Sie war eine sehr gute Kämpferin, und so dachte sich Malik, dass er sie vorstellen und in die Gemeinschaft aufnehmen lassen könnte, damit er sich nie von ihr trennen müsste. Leider war sie nicht so gut, wie er gedacht hatte.«
»Und jetzt hofft er, dass es
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