Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
sagte nicht, dass wir Frauen stehlen und verkaufen sollen. Er sagte, dass wir gottesfürchtig sein und kein Unrecht begehen sollen. Ihr habt Unrecht begangen, Allah ist mein Zeuge! Und er wird es gutheißen, dass ich in seinem Namen handele.«
Damit bedeutete er seinen Männern, die beiden Händler abzuführen. Was aus ihnen wurde, erfuhr Sayd wenig später vom Wind, der den Geruch vergossenen Blutes zu ihm herüberwehte.
Noch immer tief beeindruckt von dieser edlen Tat verharrte er an seinem Platz. Es stimmt, was die Leute sagen , dachte er. Niemand, der Saladin um Hilfe bittet, kehrt enttäuscht von ihm zurück. Es mochte sein, dass Saladin im Kampf fiel, aber Sayd wusste, dass er seine Klinge nicht gegen diesen Mann erheben würde.
»Wir reiten zurück zur Feste«, eröffnete Sayd seinen Gefährten, als er ins eigene Lager zurückkehrte. Die Uniform hatte er bei dem Stein wieder gegen seine Kleider getauscht und dann versteckt.
»Aber warum?«, fragte Hakim, der den ganzen Tag damit verbracht hatte, seine Messer zu schleifen. Einen Auftrag wie diesen bekamen sie nur selten, und es war schon eine große Herausforderung, einen Sultan zu töten. Eine Herausforderung, der sich Hakim nur zu gern stellen würde, um bei Malkuth im Ansehen zu steigen.
»Der Zeitpunkt ist nicht günstig«, gab Sayd kühl zurück, während er sich seines Wamses entledigte. »Das Zelt des Sultans liegt im Herzen des Lagers und seine Wachen sind sehr aufmerksam.«
»Das hat uns doch früher auch nicht gestört«, gab Malik schnippisch zurück. »Einer von uns wird sich zu ihm vorkämpfen.«
Sayd schüttelte den Kopf. »Es wird keinem von uns gelingen, diesen Mann heute oder morgen zu töten. Ich habe gehört, dass der Lagerplatz verlegt werden soll. Spätestens morgen ist der Tross unterwegs.«
»Dann sage ich, wir sollten ihn jetzt erledigen, solange wir noch können.«
»Und ich bleibe dabei, es ist unklug. Ich werde mit Malkuth reden und wir werden uns einen anderen Plan ausdenken.«
Hakim warf ihm daraufhin einen giftigen Blick zu. Gabriel hätte mich verstanden , ging es Sayd durch den Kopf. Ihm hätte ich vielleicht auch anvertrauen können, was ich gesehen habe. »Hör auf Sayd, Hakim«, wandte nun Ashar ein. »Es bringt nichts, wenn wir blind voranstürzen. Außerdem hat sich Sayd noch nie in einer Einschätzung geirrt.«
Hakim und Sayd funkelten sich noch einen Moment lang an, dann trat der jüngere Assassine wütend mit dem Stiefel in den Sand und stapfte zu seinem Pferd.
Malik beobachtete die beiden einen Moment lang, dannbetrachtete er seine Messerklinge und hatte plötzlich wieder vor sich, wie eine ähnliche Waffe die Kehle von Khadija durchtrennt hatte. Während Tränen in seine Augen schossen, blickte er zornig zu Sayd, dann wandte er sich ab.
20
I n dieser Nacht hatte ich das Gefühl, dass Jared mir als Rache für meinen Spaß mit den Käfern einen schlechten Traum geschickt hatte. Oder war es mein schlechtes Gewissen, das mir vorgaukelte, dass Skorpione mich umstellten und zum Stich ansetzen, während mich die Tentakeln des Tintenfisches wie Fesseln umfangen hielten?
Schließlich schreckte ich hoch. Während sich die Bilder zurückzogen, realisierte ich, dass ich nicht mehr in Jareds Haus war, sondern bei Gabriel. Mein Herz pochte wie wild, und erst jetzt merkte ich, dass ich schweißüberströmt war. Vielleicht sollte ich meine Scherze mit Jared lassen, denn ich wollte nicht, dass sein Gott mir noch mehr von diesen Albträumen schickte.
In der Hoffnung, dass mir Umherlaufen helfen würde, mein Herzrasen zu mildern, erhob ich mich von meinem Lager. Ich wanderte durch die Räume, betrachtete die Lichtflecke, die das heraufsteigende Sonnenlicht auf die Wände malte, und lauschte dem Raunen des Windes.
Als ich schließlich an der Tür von Gabriels Gemach vorbeikam, sah ich ihn vor einem Altar knien, der mit einem hölzernen Kreuz geschmückt war. Er murmelte unverständliche Worte, während er eine Kette aus Holzperlen durch seine Finger gleiten ließ.
Sein Körper war halb nackt und angespannt. Eigentlich hätte ich mich umdrehen und wieder gehen sollen, doch ich konnte mich nicht vom Fleck rühren. Bewundernd glitten meine Blicke über die Muskeln seines Rückens, der von ein paar silbrigen Narben verunziert wurde.
Stammten diese Narben aus der Schlacht, von der er mir erzählt hatte? Eine andere Erklärung gab es nicht. Durchseine Gabe heilten Wunden in Windeseile und hinterließen keine Spuren. Diese
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