Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
anrichten könnte!«
»Mich beunruhigt am meisten das Bündnis mit den Dschinn«, warf Gabriel ein. »Bist du dir sicher, dass die Männer, die euch überfallen haben, die gleichen waren wie vorhin beim Kampf?«
Vincenzo nickte. »Ich bin sicher. Sie waren auch diejenigen, die dem Papst den Floh ins Ohr gesetzt haben, die Katharer zu verfolgen. Lange kann es nicht mehr dauern, bis seine Leute hier aufkreuzen.«
»Wir müssen sie warnen.« Jared knetete besorgt seine Hände. Wahrscheinlich dachte er in diesem Augenblick an Giselle.
»Zunächst einmal müssen wir Malkuth die Möglichkeit nehmen, uns zu erpressen«, gab Sayd zurück.
»Und wie willst du das tun?«, fragte Gabriel. »Wir sind viele Meilen von Rom entfernt! Und wir haben nicht wie die Dschinn die Möglichkeit, mit dem Wind zu reisen.«
Sayd überlegte einen Moment. »Was meinst du, Laurina, kann es uns gelingen, die Dschinn zu überzeugen, uns nach Rom zu bringen?«
»Wenn du ihnen einen Dolch ans Auge hältst, sicher«, entgegnete ich spöttisch.
»Lasst das besser«, rief Gabriel aus und wandte sich dann an Vincenzo. »Wie lange hast du gebraucht, um hierherzukommen?«
»Eine Woche. Drei Pferde habe ich beinahe zuschanden geritten. Ich habe ihnen etwas von meinem Blut gegeben, damit sie schneller laufen.«
»Du hast was?«, fragte Jared entgeistert. Ich erinnerte mich wieder an den Spaß mit dem Ungeziefer.
»Ich war nicht sicher, ob es etwas bringen würde, doch was hatte ich schon zu verlieren? Unser Blut heilt nicht nur, es steigert auch die Leistung der Pferde. Allerdings brechen sie nach einiger Zeit tot zusammen. Entweder vor Überlastung oder weil unser Blut ihnen schadet.«
»Ein grausiger Preis«, murmelte Gabriel.
Sayd stieß einen Laut des Unmuts aus. »Es wäre besser gewesen, zusammenzubleiben. Vielleicht hätte ich Davids Bitte nicht stattgeben sollen.«
»Sayd hatte dich vor deiner Vision gebeten«, wandte ich ein. »Du hättest deine Erlaubnis zurückziehen müssen, und das hätte David dir sicher übel genommen.«
»Übel nimmt er uns sicher nur, dass wir noch nicht in Rom sind!«
»Das glaube ich nicht«, gab Vincenzo zurück. »Er hat eine Stinkwut auf diesen Rothaarigen und Malkuth, aber er erwartet nicht, gerettet zu werden.«
»Dennoch sollten wir sie befreien und zwar schnell.« Sayds Blick schweifte über unsere Gesichter.
»Vincenzo, fühlst du dich bereit, die gleiche Strecke noch einmal zu reiten?«
Der Römer nickte lächelnd. »Euch bleibt doch nichts anderes übrig, als mich mitzunehmen. Wer sollte euch den Geheimgang zeigen?«
Dann sah er mich an. »Laurina, wir brauchen deine Fähigkeiten und deine Kraft. Du wirst auch mit uns kommen.«
»Etwas anderes habe ich nicht erwartet«, gab ich zurück, spürte aber, dass er sich aus einem bestimmten Grund zuerst an mich gewandt hatte.
»Gabriel, du bleibst bei Jared. Zu zweit könnt ihr die Leute fürs Erste schützen und Maßnahmen ergreifen, sollten päpstliche Soldaten auftauchen. Bringt in dem Fall so viele Leute wie möglich in die Berge, dorthin wird euch die Streitmacht nicht so leicht folgen können.«
»Zieht euch am besten alte Kleider an, die euch einen Körpergeruch geben«, riet ihnen Vincenzo. »Und seht zu, dass Malkuths zweites Ich Euch nicht sieht. Da Laurina nicht bei euch ist, werdet ihr für die Dschinn nicht von Interesse sein.«
Gabriel nickte, dann blickte er zu mir, als wollte er sich vergewissern, dass ich nichts gegen unsere vorläufige Trennung hatte. Nein, ich hatte nichts dagegen, denn ich wusste, dass sie nicht Jahre dauern würde. Ich wusste, dass ich genau hierher zurückkehren würde und dass er dann auf mich wartete – wenn die Götter es so wollten.
»Gut, dann brechen wir sofort auf: Jede Stunde ist kostbar.«
28
J ared blickte gedankenverloren zum Gutshaus. Die Mägde gingen ein und aus, ein Mädchen setzte sich mit einem frisch geschlachteten Huhn auf die Treppe und rupfte ihm die Federn aus.
All dem schenkte er keine Beachtung. Seine Gedanken wanderten weiter, tief ins Gutshaus hinein, wo er Giselle vermutete. Was mochte sie im Moment tun? Ihrer Schwester die Zöpfe flechten? Ihre Gewänder durchsehen?
Seit ihrer Ankunft hier wollte sie ihm nicht mehr aus dem Kopf, und immer häufiger wurden die Momente, in denen er am liebsten bei ihr wäre und ihr bei ihren täglichen Verrichtungen zusehen würde.
Noch nie hatte ihn eine Frau derart tief berührt. Jared war an komplizierten Beziehungen nicht interessiert, er
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