Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
machte er kehrt und wartete, bis das Mädchen an seiner Seite war.
Obwohl Malkuth sehr müde war, brachte er es nicht über sich, die Verbindung zwischen sich und Hassan abzubrechen. Er fühlte sich seinem Ziel ganz nahe, in nur wenigen Augenblicken würden die Dschinn und damit auch Hassan den Landstrich erreichen, von dem der Papst gesprochen hatte. Und dann würde er Laurina endlich in seine Hand bekommen.
Mitten in seinen triumphalen Gedanken vernahm er plötzlich die Stimme des Dschinn in Hassans Körper.
»Die Vorhut in dem kleinen Dorf ist gefallen. Der letzte Überlebende hat mir berichtet, dass zwei Männer die anderen getötet haben.«
»Zwei Männer?«, wunderte sich Malkuth. »Wie ist das möglich?«
»Es waren Lamienkinder.«
Malkuth schnappte nach Luft.
»Wie sahen sie aus?«
»Der eine war ein großer, dunkelhaariger Krieger, der andere ein blonder Bursche.«
Vincenzo! Er war ihnen in Rom entwischt. Und der andere? Er konnte nur mutmaßen. Wer mochte um das Geheimnis der Sterblichkeit der Dschinn wissen. Jared? Oder Sayd? Vielleicht sogar Gabriel? Alle drei hatten dunkles Haar.
Dass es Jared war, der schon damals viel über alte Bräuche wusste, erschien ihm am wahrscheinlichsten.
Sie sind also wirklich dort. Was für ein großes Geschenk!
»Ihr werdet euch in der Gegend umschauen«, befahl er dem Dschinn. »Durchkämmt jeden Ort, durchsucht jede Stadt, wenn es sein muss, jede Burg im Umkreis von hundert Meilen. Wenn wir sie gefunden haben, werden wir mit ihnen genauso verfahren wie mit den anderen.«
Durch die Augen Hassans sah er, wie sich die anderen Dschinn um ihn sammelten und in ihrer unverständlichen Sprache ihre Befehle erhielten.
29
W ährend der sieben Tage, die wir gen Osten reisten, pausierten wir nur dann, wenn wir unsere geschundenen Pferde austauschen mussten.
Vincenzo hatte recht, unser Blut steigerte ihre Leistung um das Zehnfache, wahrscheinlich hielten uns die Menschen für Dämonen auf Teufelsrössern, wenn wir an ihnen vorbeipreschten. Wäre es nicht um das Leben unserer Freunde gegangen, hätten aber wohl weder Sayd noch ich zu diesem Mittel gegriffen.
Unser Blut verlieh den Tieren nur für begrenzte Zeit diese Stärke. Wenn das Elixier nach drei Tagen versuchte, sich mit dem Blut der Tiere zu verbinden, endete das mit ihrem jähen Tod. Es tat mir furchtbar leid, dem jeweiligen Pferd mein Blut einzuflößen, doch wir hatten keine andere Wahl.
Zum ersten Mal seit Langem hatten wir uns ganz auf die regenerierenden Fähigkeiten des Elixiers verlassen – und waren nicht enttäuscht worden. Trotz Hunger fühlten wir uns nie schwach, trotz fehlenden Schlafes fielen wir nie aus dem Sattel. Die Anstrengungen des Ritts hätten jeden normalen Menschen unaufmerksam und gleichgültig gemacht, doch unsere Sinne schärften sich, je härter wir unsere Körper beanspruchten.
Als wir Rom erreichten, war es bereits Nacht. Immerhin versahen die Wächter ihren Dienst noch so weit, dass sie das Stadttor verschlossen hatten.
»Wir binden unsere Pferde an der Stadtmauer fest und klettern dann hinüber«, erklärte Sayd, während er in seine Satteltasche griff, als wollte er sich vergewissern, ob er einen bestimmten Gegenstand mitgenommen hatte.
»Das wird für die Wächter wohl ein gewaltiger Schreckwerden, drei verendete Pferde an diesem Ort vorzufinden«, bemerkte Vincenzo. Seine Stimme war voller Grauen, und ich wusste, dass ihn sein Gewissen belastete, war er doch derjenige gewesen, der ausprobiert hatte, was noch nie ein Lamienkind gewagt hatte.
»Besser ein Schreck für sie als der Tod für unsere Freunde«, entgegnete Sayd. »Welche Stelle wäre am günstigsten?«
»Der östliche Teil der Mauer«, riet Vincenzo. »Von da aus gelangen wir schneller an den Zugang zum Geheimgang.«
An der vorgeschlagenen Stelle angekommen machten wir halt. Sayd zog ein Seil und einen silbernen Haken aus seiner Satteltasche. Beides knotete er aneinander, dann blickte er nach oben. Da auf der Mauer kein Wächter zu sehen war, schwang er das Seil samt Haken in die Luft. Wenig später traf das Metall auf einen Widerstand, und nachdem er die Festigkeit des Seils noch einmal überprüft hatte, reichte er es mir.
»Geh voran, Laurina, und sag uns, wie es da oben aussieht.«
Rasch kletterte ich nach oben, wo mir eine eisige Brise entgegenwehte, die mich unwillkürlich an die Fahrt der Freydis durch eisige Gewässer erinnerte, doch dieses Bild verflog schnell, als mir der Verwesungsgeruch in
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