Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
ein Wunder hielt, dass sie bislang noch nicht in sich zusammengefallen waren.
Allerdings interessierte ihn die Burg, die obendrein auch noch verlassen wirkte, nicht. Er wollte die Männer, die seine Dschinn getötet hatten.
Das trockene Laub am Boden raschelte und Kiefernzweige schaukelten, als er mit seiner Gefolgschaft durch den Wald schritt. Bis auf das Hämmern eines Spechts war alles ruhig. Malkuth überließ dem Dschinn die Führung, der schon einmal in dieser Gegend gewesen war.
Am Waldrand, dem sich eine Wiese anschloss, angekommen, ließ Malkuth Hassan die Hand heben. »Bleibt, wo ihr seid!«
Auf der Wiese standen zwei Personen. Bei der einen handelte es sich um ein junges Mädchen mit weizenblondem Haar, der andere war ein Mann, den er nur zu gut kannte. Jared, der ägyptische Schreiber!
Gerade ergriff er die Hände des Mädchens, neigte sich vor und küsste sie.
Er liebt sie, stellte Malkuth erstaunt fest. All seine Männerwaren den Frauen nicht abgeneigt gewesen, doch Jared hatte es seit dem Tod seiner früheren Adeptin vorgezogen, die Zeit mit Pergamentrollen, Käfern und Skorpionen zu verbringen. Dass auch er für eine Frau entflammen konnte, war Malkuth neu. Eine Weile betrachtete er das Paar, sah, wie die Frau errötend die Augen niederschlug und Jared glücklich lächelte. Dann hatte er aus heiterem Himmel wieder vor sich, wie verzweifelt Malik gewesen war, nachdem Sayd seine Khadija getötet hatte.
Was würdest du tun, Jared? Was würdest du tun, um deine Liebe am Leben zu erhalten? Dies war der beste Einfall, den er je gehabt hatte. Wenn Jared dieses Mädchen liebte, würde er vielleicht bestrebt sein, sie zu halten. Vielleicht würde er sogar eine neue Lamie schaffen, wenn seine Liebste derart bedroht war, dass nur das Elixier sie retten konnte ...
Der Gedanke gefiel ihm auf einmal so gut, dass er sich an den Dschinn wandte, der wie immer im Hintergrund geblieben war. »Befiehl deinen Männern, sie sollen sich zurückziehen. Wir werden ihnen folgen und in einem geeigneten Moment angreifen.«
»Warum nicht jetzt?«, fragte der Dschinn zurück. »Es sind nur zwei.«
»Weil es nichts nützt, nur einen von ihnen zu haben«, sagte Malkuth. »Ich will alle, und die beiden dort können uns zu ihnen führen.«
Das Rauchwesen schaute ihn misstrauisch an, dann wandte es sich um, schnarrte etwas zu seinen Brüdern, woraufhin diese zurückwichen. Er selbst betrachtete das Mädchen noch einmal, dann wandte er sich ebenfalls um und machte sich davon, bevor Jared seine Gegenwart spüren konnte.
Als Jared mit Giselle auf den Hof zurückkehrte, wurden sie bereits von ihrem Vater erwartet. Hatte er diesmal mitbekommen, dass sie beide allein unterwegs waren? Hatten es ihm seine Spitzel geflüstert? Jared spürte, wie sich etwas in seiner Brust zusammenzog.
»Giselle, geh in deine Kammer!«, brummte der Mann unvermittelt.
»Aber Papa!«
»Geh!«, fuhr Azième das Mädchen an.
Jareds Muskeln spannten sich unwillkürlich, doch er zwang sich zur Ruhe. Giselle warf ihm noch einen kurzen Blick zu, dann huschte sie ins Haus. Azième baute sich breitbeinig vor Jared auf.
»Wo wart Ihr mit meiner Tochter?«
»Ich habe sie nach Ax geleitet, wo sie nach dem Sohn Eures Stallmeisters sehen wollte«, schwindelte Jared. Er konnte dem Vater unmöglich erzählen, dass er mit ihr Kämpfen geübt hatte. Und es war auch besser, dass der Kuss auf der Wiese unerwähnt blieb.
»Das ist schon das vierte Mal, das ich euch zusammen sehe. Warum wählt sie keinen anderen Mann als Eskorte?«
»Das müsst Ihr Eure Tochter fragen«, entgegnete Jared. »Ich hatte sie schon einmal begleitet und erschien ihr wohl zuverlässig.« Als er kurz zum Haus hinüberblickte, meinte er Giselles Gesicht hinter einem der Fenster zu sehen.
»Ich habe Euch Unterkunft in meinem Haus gewährt und das ist der Dank!«, wetterte Azième plötzlich, als könnte er Jareds Gedanken lesen.
»Ich wüsste nicht, wie ich Euch gegenüber undankbar gewesen wäre«, gab Jared zurück, während er spürte, dass sich der Zorn seines Gegenübers immer weiter zusammenballte. Sayd wird mir die Ohren abreißen, wenn ich mich auf den Streit einlasse, blitzte es in ihm auf.
»Man erzählt sich Geschichten von Euch«, fuhr Azième wutschnaubend fort. »Man sagt, Euer Freund habe Umgang mit Dämonen. Der Parfait selbst will seltsame Dinge beobachtet haben.«
»Wir haben ebenso wenig mit Dämonen zu tun wie Ihr!«, entgegnete Jared, während er sich zur Ruhe
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