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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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seine Gabe teilt, wird er nur noch eine halbe Gabe haben …
    Unsinn, dachte Malkuth aufsässig. Warum sollte sich die Gabe halbieren, wenn ich etwas von dem Elixier abgebe?
    Zunächst geschah nichts. Die klare rosafarbene Flüssigkeit färbte den Arm des sich vor Schmerzen windenden Hassan. Doch plötzlich durchzog ein höllischer Schmerz Malkuths Brust. Ein Untier schien sich darin festzubeißen, sein Herz zu umschlingen und es zu zerquetschen. Er schrie auf, dann begann seine Brust zu brennen. Jeglicher Atem schien aus ihm herausgesogen zu werden, während er sich stöhnend an Hassan festkrallte, der augenblicklich das Bewusstsein verlor. Als Malkuth in den bodenlosen Abgrund stürzte, sah er das bleiche Gesicht einer zornigen Frau vor sich.

5
    D rei Tage nachdem wir die Überreste von Gabriels Haus hinter uns gelassen hatten, erreichten wir unseren Unterschlupf. Schon lange hatte Sayd ein Auge auf die Burg geworfen, die einst den Schwertbrüdern als Stützpunkt gedient hatte.
    Die Bezeichnung Ordensburg stammte noch aus der alten Zeit und täuschte ein wenig über den Zustand des Bauwerks hinweg. Die Türme wirkten trutzig, doch an vielen Stellen hatten sich Schindeln aus ihren Dächern gelöst. Einer der Türme wies einen langen Riss auf, als sei er vom Geschoss eines Katapults getroffen worden. Ringsherum waren die Mauern vom umherfliegenden Sand derart eingefärbt, dass sie aus der Ferne kaum davon zu unterscheiden waren.
    Jeder Reisende, der durch Zufall hier vorbeikam, würde die Burg für verlassen halten. Niemand wusste, dass unsterbliches Leben hier seine Heimat gefunden hatte. Und dass das Herz dieser Behausung massiver war als sein Äußeres. Die inneren Befestigungsanlagen waren verstärkt worden, außerdem hatten David, Saul und Jared Fallen ersonnen, die unliebsame Besucher auf grausame Weise zur Strecke bringen würden.
    Während wir auf das große Tor zuritten, spürte ich deutlich Sayds Unruhe. In den vergangenen Tagen hatte er oft stumm vor sich hin gebrütet, und meine Versuche, an seiner Miene abzulesen, was er dachte, waren fehlgeschlagen. Wahrscheinlich sah Sorge immer gleich aus.
    Ashar und Belemoth zogen schließlich an uns vorbei und ritten auf das Tor zu. Nachdem sie einige verborgene Hebel und Auslöser betätigt hatten, öffnete sich das große Tor unter markerschütterndem Getöse. Für mich war das immernoch ein Wunder. Ich wusste zwar, wo die Fallen und Auslöser versteckt waren, doch ihre genaue Wirkungsweise kannten wohl nur jene, die sie gebaut hatten – und Sayd.
    Jared, der sein Pferd neben mir zum Stehen gebracht hatte, wirkte gar nicht beeindruckt. »Den Skorpionen in der Gegend scheint es momentan nicht gut zu gehen«, sinnierte er halblaut vor sich her, während er den Boden absuchte. Tatsächlich hatte er während des gesamten Ritts keinen einzigen brauchbaren Skorpion gefunden.
    »Jetzt brauchst du doch keine Nachrichten mehr zu verschicken«, entgegnete ich. »Gabriel und ich sind hier.«
    »Ich brauche sie zu anderen Zwecken«, gab der grünäugige Schreiber zurück. »Immerhin ist ihr Gift recht wirkungsvoll.«
    »Gib es zu, du willst nur deine Sammlung vervollständigen. Ordnest du sie nach Größe oder Farbe?«
    »Tiere, die ich fange, fange ich nicht, um sie zu besitzen«, protestierte Jared wenig überzeugend. »Und ich ordne sie auch nicht nach Farbe.«
    »Und deine Skarabäen?«, stichelte ich weiter. »Willst du etwa leugnen, dass du nur solche zusammensperrst, die die gleichen Farben haben? Goldflügel, Grünflügel, Kupferflügel ...«
    »Sie sind alle golden!«, fuhr er mich an.
    »Das stimmt nicht, selbst bei Kerzenlicht erkennt man, dass ihre Flügel unterschiedlich schimmern.«
    »Du hast dir meine Skarabäen angesehen?«
    »Natürlich!«, gab ich zurück. »Und ich überlege bereits, wie ich Pergament einfärben kann, um ihnen farblich passende Tütchen ...«
    »Das wirst du nicht tun!«, fauchte er. Auch nach hundert Jahren hatte er jenen kleinen Scherz, den ich mir damals mit seinen Mistkäfern erlaubt hatte, nicht vergessen. Allerdings jagte er mir jetzt keinen Schrecken mehr ein.
    Als ich auflachte, presste er wütend die Lippen aufeinander. »Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Ja, genau!«
    »Und da habe ich geglaubt, dass du im Alter weise werden würdest.«
    »Wir alle altern in hundert Jahren nur um ein Jahr, das solltest du nicht vergessen«, gab ich zu bedenken. »Auch du hast dich seit unserem ersten Zusammentreffen nicht wesentlich verändert.

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