Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
sie begleite?«
Sayd nickte. »Dies könnte ein bedeutendes Ereignis sein, das wir festhalten sollten.«
»Wird Gabriel mit uns kommen?«
»Nein, diesmal nicht. Wir werden auf eine andere Mission gehen.«
»Und die ist nicht so bedeutend, dass ihr mich gebrauchen könntet?«
Nicht, dass wir beide nicht ohne einander zurechtkamen, doch Gabriels Gegenwart war für mich so etwas wie ein Lebenselixier. Besonders jetzt, nachdem ich meine natürliche Spanne überschritten hatte. In seiner Nähe belastete mich das Gewicht der Jahre nicht so sehr. Er sollte da sein und über mich wachen, wenn mir die Regeneration der Quelle den Atem nahm. Und ihn um mich zu haben, bedeutete auch, mir keine Sorgen um ihn machen zu müssen.
»Es ist wegen des Angriffs, nicht wahr?«, fragte ich, nachdem ich mich vom ersten Schrecken wieder erholt hatte. »Du willst mich außer Landes bringen.« Sayd mochte seinen Geist selbst vor mir hervorragend verschließen können, doch diesmal konnte ich seine wahre Absicht erkennen.
»Es wäre besser, wenn du aus Malkuths Einflussbereich fortgehst. Während deiner Abwesenheit werden wir versuchen ihn aufzuspüren.«
»Aber ich könnte euch dabei helfen!«
Sayd schüttelte den Kopf. »Das ist kein bedeutsames Ereignis. Das Vorhaben von David schon.«
Ich wusste, dass dies eine Ausrede war.
»Malkuth wird es erneut versuchen und nicht ruhen, bis er dich oder zumindest dein Elixier in seinen Fingern hat«, fuhr Sayd fort. »Ich werde nicht zulassen, dass er je wieder die Gelegenheit bekommt, ein unsterbliches Heer aufzustellen.«
»Das wird er gewiss nicht, denn ich werde ihm ganz sicher nicht mein Elixier geben.«
»Er könnte dich zwingen. Oder dich töten. Wie du gesehen hast, war auch Ashala nicht gegen einen schwerenAngriff gefeit. Der Angriff auf Gabriels Haus war ziemlich schwer. Wären wir nicht zufällig anwesend gewesen, hätte der Kampf leicht anders ausgehen können.«
»Du meinst, Gabriel und ich wären von ein paar Menschen bezwungen worden, die langsam an einer Vergiftung starben?« Ich zog die Augenbrauen hoch.
Ertappt wandte Sayd den Blick ab. Natürlich hätten wir den Konflikt allein lösen können. Und dank meiner Feuerfestigkeit wäre ich auch aus dem Haus gekommen.
Aber ich spürte, dass Sayd sich um mich sorgte.
»Jeder Krieger weiß, dass es ein Fehler wäre, einen Gegner, mag er auch noch so schwach sein, zu unterschätzen. Es waren nicht nur diese armen Teufel. Mit dem Katapult hätte Malkuth noch ganz andere Dinge auf euch abschießen können.«
»Aber du hast doch gesehen, dass mir das Feuer nichts ausgemacht hat.«
Sayd seufzte. Dann richtete er sich auf und sagte scharf: »Ich möchte dennoch, dass du mit David gehst. Als wir unseren Bund geschlossen haben, hast auch du zugestimmt, meinen Anweisungen zu folgen.«
Ich presste die Lippen zusammen. Mein über hundert Jahre gereifter Verstand sagte mir, dass seine Entscheidung richtig war. Ohne um mich bangen zu müssen, würden sie wesentlich effektiver gegen Malkuth vorgehen können. Außerdem würde Malkuth die Annahme, dass ich bei David war, von meinem eigentlichen Aufenthaltsort ablenken.
»Also gut, ich werde David begleiten«, antwortete ich trotzig.
Sayd legte mir versöhnlich die Hand auf die Schulter. »Ein wenig Zeit habt ihr noch miteinander. David muss erst die nötigen Vorbereitungen treffen. Wie du weißt, ist er einer unserer umsichtigsten Kämpfer.«
Das tröstete mich überhaupt nicht. Ich konnte nur daran denken, dass ich Gabriel über eine lange Zeit nicht sehen, nicht spüren würde, nicht einmal wissen, wie es ihm erging. Eine Lamie mochte viele Fähigkeiten haben – andere über die halbe Welt hinweg aufspüren konnte sie nicht.
»Ich glaube, heute Abend sollten wir die Feier fortsetzen, aus der wir so unhöflich gerissen wurden«, sagte Sayd und nahm seine tröstende Hand von meinem Arm. »Was meinst du dazu?«
»Meinetwegen«, entgegnete ich verstimmt und wandte mich um. »Wenn du mich suchst, ich bin in meinem Gemach.«
Mein Gemach lag im westlichen Turm, dem kleinsten von allen, aber dem robustesten. Der Weg dorthin führte durch einen Bogengang, dessen Boden immer von Sand bedeckt war. Auf der Treppe nach oben zog es gewaltig. Jedes Mal, wenn der Wind an meinen Gewändern zerrte, fragte ich mich, ob er mich irgendwann einmal von der Treppe fegen oder in die Luft heben würde.
Nachdem ich die letzten Stufen hinter mich gebracht hatte, gelangte ich auf eine steinerne
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