Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
einzutreiben?
Als der Anführer des Trupps zu ihm trat, straffte sich Azhar und blickte ihm geradewegs in die weiß schimmernden Augen, die durch die Helmschlitze leuchteten.
»Folge mir.«
»Bringst du mich zu deiner Herrin?«, fragte Azhar, erhielt jedoch keine Antwort.
Während seine Leute auf dem freien Platz zurückblieben, führte der Dschinn Azhar durch den mittleren Bogen, hinter dem sich ein weitläufiger Raum befand. Das Licht der Feuerschalen reichte nicht aus, um alle Schatten zu vertreiben, doch auch so registrierte Azhar, dass es sich bei diesem Ort eher um einen Tempel als um einen Palast handelte.
Die Wände waren bedeckt mit seltsamen Schriftzeichen, die aus dem Felsen geschlagenen Säulen trugen fremdartige Ornamente. Auf einigen erkannte Azhar immerhin stilisierte Bäume, die mit Ästen gepfropft waren. War dies ein Hinweis darauf, dass in den Augen der Dschinn eine Kreatur veredelt werden konnte, indem sie einen anderen Geist in sich aufnahm?
Nachdem sie den Saal hinter sich gelassen hatten, durchquerten sie einen Gang mit unregelmäßig verlegten Bodenplatten, die bei jedem Schritt schaukelten. Die Dschinn schien das nicht zu stören, denn sie schwebten förmlich über den Boden hinweg. Azhar erinnerte sich daran, dass sein Gebieter von seiner Felsenburg gesprochen hatte, unter der es ein Labyrinth aus Fallen gab. Diesen Ort hatte er selbst nie gesehen, aber die Schilderung der Fallen ließ ihn unter den wackligen Platten Auslöser vermuten. Und so war er beinahe überrascht, dass weder Flammen aus dem Boden schossen noch Pfeile aus den Seiten.
Am Ende des Ganges erwartete ihn ein weiterer Raum, in dessen Mitte, umgeben von einem Ring aus tief in den Stein gehauenen Ornamenten, ein aus Stein gehauener Thronstand. Außerdem flankierten ihn zwei grob behauene Feuerschalen. Der Thron, der sich direkt unter dem Scheitelpunkt der Deckenkuppel befand, war allerdings leer.
Unsicher blickte Azhar sich um.
Weitere Dschinn hatten sich ihm angeschlossen. Von ihrer Anführerin allerdings war nichts zu sehen. Hatte sich ein Dschinn aus dem Gefolge gelöst, um sie zu benachrichtigen?
Für einen Moment war es totenstill. Nicht einmal das Singen des Windes war hier zu vernehmen. Dann hörte er das trockene Rascheln von Sand. Er strömte durch die Tür und formierte sich vor ihm zu einer Gestalt, die er bald als weiblich identifizieren konnte. Nach einer Weile wurde das statuenähnliche Gebilde dann zu einer Frau aus Fleisch und Blut. Einer Frau, die seltsam alterslos wirkte. Ihre ebenmäßigen Züge wurden von dickem, dunklem Haar umrahmt. Sie hatte einen schlanken Körper, doch unter ihrem Gewand schauten Ziegenhufe hervor.
Nachdem sie ihn eindringlich gemustert hatte, fragte sie: »Wer verlangt Aisha Qandisha zu sprechen?«
»Wir sind Gesandte des Emirs Malkuth.« Azhar verneigte sich leicht. Obwohl sie von Aisha sprach, als sei es eine weitere Person, vermutete Azhar, dass er der Anführerin der Dschinn gegenüberstand. »Er bittet Euch, seinem Anliegen Gehör zu schenken.«
»Und welches Anliegen ist das?«
Azhar blickte auf die Männer hinter ihr. »Vielleicht sollten wir das allein besprechen.«
Die Frau lachte auf. »Glaubst du, dass meinen Gefolgsleuten etwas verborgen bleibt? Ein Teil von ihnen bin ICH!«
Das klang recht seltsam, aber Azhar hatte keine Zeit zu überlegen, was sie damit meinen könnte. »Dennoch möchte ich Euch um ein Gespräch unter vier Augen bitten. Das Problem ist recht heikel.«
Obwohl Aisha lächelte, schien sie zu grollen. Trotzdem wandte sie sich um und bedeutete ihren Männern, sich zurückzuziehen. Alle bis auf jenen, der eine Rüstung trug, folgten ihrem Befehl.
»Du gestattest, dass mein Gemahl bleibt und ebenfalls hört, was du zu sagen hast.«
Azhar blickte zu der großen Gestalt. »Selbstverständlich soll Euer Gemahl hören, was ich zu sagen habe.«
»Nun, dann sprich«, forderte Aisha ihn auf, während sie mit geschmeidigen Bewegungen auf den Steinthron stieg. Sie machte eine kurze Handbewegung über der Schale neben sich, woraufhin ein unnatürlich rot leuchtendes Feuer aufflammte.
»Der Emir hat mit einem Getreuen seine Gabe geteilt.«
»Welche Gabe?«
»Die der Unsterblichkeit.«
Die buschigen Augenbrauen der Frau hoben sich. »Dann ist dein Herr ein Lamius? Ich kenne außer uns und den Lamien keine Unsterblichen.«
»Es ist wahr, mein Herr hat vor sehr vielen Jahren die Lamiengabe erhalten.«
»Und was soll ich nun tun?« Aishas Miene
Weitere Kostenlose Bücher