Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
wirkte amüsiert.
»Die Derwische meines Herrn glauben, dass der Krieger, der von meinem Herrn die Gabe erhalten hat, den letzten Rest seiner Seele verlor. Sie sei abgetötet worden.«
Azhar hielt inne in der Hoffnung, auf ihrem Gesicht eine Bestätigung seiner Worte zu finden. Doch Aisha lächelte ihn weiterhin so an, als könnte sie nicht glauben, dass sein Herr eine derart große Dummheit begangen hatte. »Der Krieger birgt einen Teil von ihm, den er gern wiederhätte. Er hofft, dass Ihr eine Lösung wisst.«
»Wie kommt er denn darauf?« Aisha grinste furchterregend.»Lamien und Dschinn haben über die Jahre hinweg nicht unbedingt Sympathie füreinander gehegt. Bestenfalls gehen wir uns aus dem Weg und suchen unsere Adepten in verschiedenen Gebieten. Es wundert mich wirklich, dass dein Herr dich zu mir schickt.«
»Dann wollt Ihr ihm nicht helfen?« Azhar ballte die Fäuste.
»Das habe ich nicht gesagt!« Aisha warf ihrem Gemahl, dessen Gesichtszüge auch weiterhin unter dem Helm verborgen blieben, einen Blick zu. Ob er den Helm auch aufbehält, wenn sie im Schlafgemach allein sind? , fragte sich Azhar und wunderte sich, dass er, obwohl er vor Angst beinahe schlotterte, noch zu spöttischen Gedanken fähig war.
»Ich werde mich mit meinem Gemahl beraten und dir dann meine Antwort zukommen lassen. So lange sollst du unser Gast sein.«
Sie senkte den Kopf ein wenig, und als hätte sie sie mit ihren Gedanken gerufen, erschienen zwei Wächter. »Geleitet den Gesandten des Emirs und seine Begleiter in ihre Quartiere und sorgt für ihr Wohl.«
Die Rauchwesen traten neben Azhar. Dieser verneigte sich noch einmal, dann verließ er den Saal.
Das Gemach, in das man ihn führte, war alles andere als prachtvoll. Die Wände waren aus grob behauenem Stein und es gab weder Fenster noch Zierrat. Für Licht sorgten zwei Feuerschalen, die Bettstelle bestand lediglich aus zahlreichen zerschlissenen Kissen. Die Dschinn schienen nicht besonders gastfreundlich zu sein – vermutlich fand kaum einmal jemand ihre Burg und überlebte dann auch noch den Empfang durch ihre Wächter.
Azhar ließ sich gegen eine der Wände sinken. Mit geschlossenen Augen fragte er sich, ob die Dschinn erfahren würden, wenn er im Geist zu den Worten der Schutzsure zurückkehrte.
Als er ein Rascheln hinter sich vernahm, spannte sich sein Körper unwillkürlich wieder und er wandte sich um. Ein Dschinn kam herein, in seinen Händen, die wesentlich deutlicher zu sehen waren als der Rest seines Körpers, trug er ein Tablett, auf dem eine Schale mit einer dampfenden Flüssigkeit neben einem halben Fladenbrot stand.
Bevor Azhar sich fragen konnte, wie sie es fertigbrachten, Speisen zuzubereiten, da sie als Rauchwesen wohl keine brauchten, war der Dschinn auch schon verschwunden.
Widerwille gegen die fremde Mahlzeit machte sich in Azhar breit. Wer weiß, vielleicht hatten sie sie mit Gift versetzt? Oder mit einer berauschenden Droge, die ihm den Verstand nehmen und ihn bereit machen würde für die Übernahme durch Aisha Qandisha.
Doch schließlich siegte sein Hunger und er probierte wenigstens von dem Brot. Als er sah, dass dieses ihn weder berauschte noch seine Wahrnehmung trübte, ließ er sich auf eines der zerschlissenen Kissen nieder und wandte sich der Suppe zu.
Ein seltsames Gefühl der Zufriedenheit überkam ihn anschließend. Zunächst glaubte er erschrocken, dass er doch Gift zu sich genommen hatte, aber dann fiel ihm wieder ein, dass er sich auch als Kind so gefühlt hatte, wenn es Suppe gab. Damals bei seinem Stamm. Was aus ihnen wohl geworden war?
Er sah wieder seinen Vetter vor sich, mit dem er am Rande des Lagers mit Steinen gespielt hatte. Er sah seinen Vater und seinen Onkel, die sich beide beinahe unheimlich ähnlich sahen, obwohl sie keine Zwillinge waren. Mittlerweile mussten sie alte Männer sein, die sich vermutlich immer noch fragten, wo er geblieben war.
Ist das wirklich so? , fragte eine zweifelnde Stimme in seinem Innern. Und wenn, warum haben sie dich nicht gesucht?
Gerade als ihm die Augen zufallen wollten, vernahm er wieder ein Rauschen. Ein weiterer Dschinn? Jäh schreckte er hoch und sprang auf die Füße.
Ohne dass er die Tür gehört hätte, stand darin Aisha Qandisha.
»Wie ich sehe, hat dir das Essen geschmeckt.« Spöttisch deutete sie auf die Schale und die wenigen Krümel, die von dem Brot geblieben waren.
»Das hat es«, presste Azhar hervor, als er seine Selbstbeherrschung wiedergefunden hatte. »Und
Weitere Kostenlose Bücher