Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Hälfte ihm gehören würde.
»Versuche es«, sagte Aisha, während sie um die beiden Männer herumschwebte. »Schließ das gesunde Auge und befiehl dem Dschinn, dass er die Augenbinde abnehmen soll.«
Da Malkuth Aisha immer noch nicht traute, bedeutete er Azhar mit einem Nicken, dass dieser wachsam bleiben sollte. Dann kehrte er auf seinen Platz zurück und schloss das dunkle Auge.
Nicht gleich spürte er eine Veränderung, doch als er sich nun ganz auf Hassan konzentrierte und dem Dschinn in ihm befahl, die Augenbinde abzunehmen, bewegten sichlangsam, als müssten sie sich erst wieder an die Bewegung gewöhnen, Hassans Arme.
Als der Stoff von dem roten Auge genommen wurde, erschien das Bild des Raumes vor Malkuth, allerdings aus einem anderen Blickwinkel. Durch Hassan blickte er nun in das erwartungsvolle Gesicht der Aisha Qandisha.
»Was ist, wenn ich durch ihn sprechen will?«, fragte Malkuth und im selben Augenblick vernahm er die Stimme von Hassan.
»Du hast dir die Antwort selbst gegeben«, sagte Aisha, während sie anmutig um den Krieger herumschwebte. »Solange dieser Körper von meinem Dschinn belebt wird, wird er tun, was immer du willst. Du kannst durch ihn sehen, durch ihn handeln und durch ihn sprechen. Sobald mein Dschinn spürt, dass der zweite Teil deiner Gabe einen Wunsch hat, wird er ihn erfüllen. Du darfst nur nicht das gesunde Auge öffnen. Wenn du das tust, ist der Dschinn auf sich allein gestellt und wird, weil er den Körper nicht ganz besitzt, auf der Stelle verharren.«
Ein Lächeln huschte über Malkuths Gesicht. Offenbar hatte er durch die Teilung seiner Gabe nichts verloren, sondern einen zweiten Körper hinzugewonnen.
Er blickte durch Hassans Auge auf seine Hände und bewegte sie. Dann machte er ein paar Schritte voran. Der Krieger bewegte sich noch ungelenk, doch mit etwas Übung würde er ihm schon das Gehen beibringen. Und auch das Kämpfen und Töten.
Zum ersten Mal seit Wochen war er glücklich über seinen Ungehorsam gegenüber Ashala.
17
W ährend des Ritts nach Granada gab uns Jared einen kleinen Überblick über die Geschichte des Emirats. Demnach war das Gebiet Al-Andalus von dem hierzulande hochverehrten Feldherrn Tariq erobert worden, dem man in der Benennung Jabal Tariq – von meinem Vater dem Kastilischen gemäß Gibraltar genannt – ein Denkmal gesetzt hatte. Die Herrschaft seines Clans dauerte allerdings nur bis zum Jahr 1013, als die Banu Ziri ein eigenständiges Königreich errichteten, was zu schweren Unruhen im Volk führte. Wieder folgten Auseinandersetzungen zwischen den Machthabern und Fürsten, die ihnen die Macht entreißen wollten.
»Immer dasselbe«, bemerkte Gabriel dazu trocken. »Menschen ändern sich offenbar nie.«
»Es kommt noch besser«, erklärte Jared voller Überschwang. »Die Stadt Garnata hat eine sehr wechselvolle Geschichte.«
»Dann rede nicht drum herum, sondern komm auf den Punkt«, ermahnte ihn Sayd ungeduldig. »Sogar mein alter, blinder Onkel erzählte lebhafter und schneller als du!«
»Ah, ich sehe schon, ihr wollt blutrünstigen Klatsch!«, entgegnete Jared ein wenig beleidigt. »Meinetwegen, den könnt ihr haben!« Er räusperte sich und referierte dann weiter: »Während der Herrschaft des Berberfürsten Ziri stieg ein Jude zu einem der einflussreichsten Männer der Stadt auf. Nachdem er bereits Samuel ha-Nagid zum Wesir ernannte hatte, folgte nach dessen Tod sein Sohn Jussuf ibn Naghrela ihm in diese Würde und legte den Grundstein zur Alhambra. Das passte den muslimischen Predigern allerdings nicht und so kam es zum berüchtigten Massaker von Granada.Der Wesir wurde gekreuzigt und ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung getötet. Man spricht von fünftausend Seelen.«
David hätte diese Geschichte ganz bestimmt nicht gefallen. Ich beschloss, sie ihm trotzdem zu erzählen, wenn wir uns wiedersahen – im Austausch gegen die Geschichte, wie er die Templer zu Fall gebracht hatte.
»Eine furchtbare Sache«, seufzte Sayd, der Probleme mit den Juden nicht kannte; Saul, David und er waren gute Freunde.
»Und eine, die mit einem Fluch geendet hat«, fuhr Jared fort. »Jussuf soll Garnata und seine Herrscher verflucht haben, nicht eher Frieden zu bekommen, bis der letzte getötete Jude gerächt ist.«
»Wir sollten David und Saul davon erzählen«, warf Gabriel grimmig ein. »Die beiden finden sicher eine Möglichkeit, den Fluch schnell zu bannen.«
»Das Problem dabei ist nur«, begann ich, während der Kloß in
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