Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
lässt.«
»Gegen die Pest ist auch bei uns kein Kraut gewachsen«, gab Belemoth zu bedenken.
»Aber meist kommt die Pest auf Schiffen zu uns«, hielt David dagegen. »Und sie verschwindet auch wieder von selbst. Ich mag vielleicht kein Medikus sein, doch ich bin sicher, es hängt damit zusammen, dass die Christen so wasserscheu sind.«
»Wo wir dabei sind, was meinst du, wie stehen die Chancen, hier ein gutes Bad zu finden?«, wandte sich David an Vincenzo, der gedankenverloren auf ein zweistöckiges Haus starrte, das verlassen zu sein schien. Die Fensterläden waren vernagelt, an der Tür prangte das allgegenwärtige Kreuz.
»Ziemlich schlecht«, sagte er, ohne den Blick abzuwenden. Das Gebäude kam ihm bekannt vor. Wenn er sich doch nur erinnern könnte, wer früher dort gelebt hat ... Da es ihm nicht einfiel, wandte er sich David zu. »Schon zu meiner Zeit waren Badehäuser nicht wirklich zum Baden gedacht. Zusammen mit mehreren Männern sitzt man in einem Zuber und lässt sich von Huren den Rücken schrubben.«
Belemoth lachte auf. »Das klingt, als hättest du diese Freuden in Anspruch genommen.«
»Ich habe davon gehört«, gab Vincenzo mit einer wegwerfenden Handbewegung zurück. »Damals war ich noch zu jung, und selbst wenn ich alt genug gewesen wäre, hätte ich kein Geld dafür gehabt. Aber ich habe die Leute auf dem Marktplatz reden hören. Wenn sie dieses Thema anschnitten, war es meist günstig, etwas von den Verkaufstischen zu stehlen.«
»Offenbar müssen wir uns keine Sorgen darüber machen, wie wir in dieser Stadt überleben werden.« Saul klopfte Vincenzo auf die Schulter und riss ihn aus seinen Gedanken, die immer noch um das Haus gekreist waren.
Es wird seinen Grund haben, dass ich mich nicht erinnere , sagte sich der Römer und folgte seinen Reisegefährten, die sich bereits in Bewegung gesetzt hatten.
»Wir werden uns eine Unterkunft suchen müssen«, merkte er an, als sie durch eine noch verhältnismäßig belebte Gasse gingen. Obwohl die Menschen versuchten, ihrem Tagwerk nachzugehen, herrschte eine bedrückende Atmosphäre.
»Sicher gibt es hier irgendwelche Herbergen.«
»Nein, wir sollten uns besser eine andere Unterkunft suchen. In einem der leer stehenden Häuser vielleicht«, widersprach Vincenzo.
»In einem der Pesthäuser?«, fragte Belemoth entsetzt.
»Warum nicht? Zum Ersten sind wir dort ungestört, zum Zweiten kann jeder seine Gebete sprechen, ohne dass irgendwer etwas mitbekommt, und zum Dritten laufen wir nicht Gefahr, dass uns jemand die Gegenstände abnehmen will. Ihr habt gesehen, wie sich der Hafenmeister in Alexandria angestellt hat.«
David nickte mit finsterer Miene. Die Begegnung war überaus seltsam gewesen. Noch nie zuvor hatte er erlebt, dass jemand wissen wollte, was Reisende in ihren Taschen hatten. Seitdem verfolgte ihn ein ungutes Gefühl. Stand der Hafenmeister etwa im Sold Malkuths?
Bislang hatte es auf ihrem Weg keine Störungen gegeben, doch das seltsame Gefühl blieb.
Im Stadtzentrum sah es nicht viel besser aus. Nur wenige Häuser trugen noch kein Pestzeichen an der Tür und es war gewiss nur eine Frage der Zeit, bis sie auch an die Reihe kommen würden. Vor einigen Gebäuden waren Wächter postiert, aus anderen hörte man schlimme Schreie. Der Gedanke an die unvorstellbaren Schmerzen ließ Vincenzo schaudern.
»Es klingt fast so, als würde der Tod wieder Ernte halten«, bemerkte Saul düster.
»Das tut er wahrscheinlich.« Vincenzo wandte sich um, alserneut das Quietschen von Rädern über die Straße hallte. Ob es derselbe Karren war, konnte er nicht erkennen, doch auf jeden Fall hatte der Mann, der ihn schob, den Schrei gehört, und kam jetzt wohl vorsorglich vorbei.
Unangenehm berührt wandte sich Vincenzo ab. »Gehen wir weiter. Vielleicht finden wir ein Haus, das sich in der Nähe der Engelsburg befindet. Seht ihr, dort?«
Auf einer Anhöhe erhob sich eine Burg mit massiven Mauern und Wachtürmen. Auf den Zinnen sahen sie die Wachposten umherlaufen.
»Das ist also die Burg eures Papstes?« Saul klang verwundert, aber nicht, weil er so beeindruckt war. »Eine Burg, in der die Engel wohnen und Gott aus und ein gehen sollte, müsste doch etwas prachtvoller sein, oder?«
»Das sag besser nicht zu laut, wenn wir nicht hinter Gittern landen wollen«, sagte Vincenzo. Im nächsten Augenblick kamen ihnen ein paar Männer entgegen, die er im ersten Moment für Mönche hielt, doch dann bemerkte er die Schnabelmasken vor ihren
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