Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
Vom Netzwerk:
Baldachins stand Brandon und rauchte. Er war wirklich schnell gewesen.
    »Gutgejagt?«, fragte er und sog an seinem Zigarillo.
    »Ja.« Ich zuckte mit den Schultern und sah den Autos nach. Eines nach dem anderen bliesen sie ihre Abgase in die junge Nacht.
    »Weißt du schon von dem kleinen Abenteuer unserer Mädchen?«, fragte Brandon plötzlich. »Sie sind von Gordons Leuten angegriffen worden, aber das hast du wohl völlig verschlafen. Amber hat eine ordentliche Schramme, ich habe direkt Appetit bekommen, als ich es gesehen habe.«
    Ich starrte in seine schwarzen Augen. Konnte das wahr sein? Brandon grinste zufrieden. Er hatte mich kalt erwischt. Warum hatte ich nichts gespürt? Ich stieß Brandon zur Seite, lief hinein und hörte noch, wie er mir folgte.
    Ich hetzte die Treppe hinauf und nahm mehrere Stufen auf einmal, bis ich Stimmen hörte. Eine davon gehörte Amber. Ich war erleichtert.
    Alle Diener bis auf Robert waren in der Küche versammelt. Sie waren zu fünft, drei Frauen und zwei Männer. Ich klopfte, und Amber strahlte, als sie mich sah.
    »Guten Abend«, sagte ich höflich, wissend, dass ich mir mal wieder einen Fauxpas geleistet hatte, der mir in meinem Alter und meiner Position nicht hätte passieren sollen. Ich bemühte mich Haltung zu bewahren und zog mich eilig in den Flur zurück.
    Es war peinlich, wenn ein Vampir derart nach seiner Dienerin verlangte. Die oberen Stockwerke gehörten den Menschen und nur ihnen. Wir Unsterblichen hatten die Gabe bekommen, uns wortlos mitzuteilen, und sollten unsere Diener so zu uns rufen, anstatt ihnen hinterherzulaufen.
    Amber war mir gefolgt. Ich schloss sie in meine Arme.
    Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter. »Gut, dass du da bist, Julius.«
    »Duhast mir gefehlt«, sagte ich leise. Ich roch altes Blut an ihr. »Sieh mich an.«
    Unsere Blicke trafen sich. Vorsichtig berührte ich den Schnitt auf ihrer Wange. Sie zuckte zurück. »Tut es sehr weh?«
    »Es geht.«
    Ich führte meinen Zeigefinger zum Mund, fügte mir einen winzigen Schnitt zu und strich den austretenden Blutstropfen auf ihre Wunde. »Schon erledigt.« Ich lächelte und wurde dann ernst. »Warum hast du mich nicht gerufen?«
    »Woher hätte ich wissen sollen, wie das geht, Julius? Du hast mir nichts erklärt«, sagte Amber, und ich war überrascht von der Bitterkeit in ihrer Stimme.
    »Sie ist ganz gut alleine klargekommen.«
    Ich schnellte herum. Es war Christina. Sie stand in der Tür und beobachtete uns. »Aber du solltest ihr trotzdem sagen, wie sie deine Kraft für sich nutzen kann. Schließlich profitierst du auch von ihr.«
    Was nahm sie sich heraus? »Ich muss mich nicht von einer Sterblichen belehren lassen, Christina«, erwiderte ich scharf.
    Die Latina funkelte mich wütend an und ging davon. Ihre Absätze knallten laut über die alten Holzdielen.
    In diesem Moment hörte ich Curtis’ stummen Ruf: Wir würden in einer halben Stunde aufbrechen.
    Hektik brach aus. In der Küche wurden Stühle gerückt. Amber und ich eilten die Treppe hinunter, hinab in unser kleines Reich. Ich erkannte meine Begleiterin kaum wieder. Heute Nachmittag war etwas geschehen, und es hatte nichts mit dem Messer zu tun.
    Schweigend bereiteten wir uns vor. Während ich mir einen dunkelroten Seidenschal zu einem altmodischen Plastron band, befestigte sie ein Pistolenhalfter an ihrem Gürtel. Kurz blitzte der Lauf einer Waffe auf.
    »Kannst du damit umgehen, Amber?«, fragte ich.
    »Jetztschon«, gab sie trotzig zurück und zupfte ihr Shirt unter den Gurten gerade. Ihr Kreuz baumelte über dem schwarzen Stoff, als sei sie auf einem Rachefeldzug.
    »Silberkugeln?«
    »Ja, natürlich.« Ihr Gesicht blieb kalt.
    Verwirrt wandte ich mich ab, zog ein schwarzes Sakko über und glättete meinen Schal.
    Amber hantierte mit einer Messerscheide für ihren Arm, die sie aus einer Plastiktüte gefischt hatte, aber der Schließmechanismus bereitete ihr Mühe.
    »Hilfst du mir?«, fragte sie nach mehreren Versuchen gereizt.
    Ich trat zu ihr und wartete darauf, dass sie mich ansah. Als sie es nicht tat, tastete ich nach ihren Gedanken und fand stattdessen eine golden leuchtende Mauer. Energie stieß mich ab. Ich sog überrascht die Luft ein. Ich konnte gewaltsam eintreten oder die Siegel öffnen, doch für beides gab es keinen Anlass. Meine Freundin nicht zu verstehen war kein Grund, meine Kräfte zu benutzen. Sie hatte mich kalt erwischt.
    Aber wie hatte Amber so schnell gelernt, einen Schild gegen mich aufzubauen? Es gab nur

Weitere Kostenlose Bücher