Septemberblut
auf einmal das Gefühl, sie könne ihre Aura wie eine dünne, feine Hülle erahnen.
»Bleib einfach so, wie du bist, ich zapfe jetzt Brandons Magie an. Erschrick dich nicht«, sagte Christina ruhig.
Amber hielt weiterhin die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf ihren eigenen Körper. Plötzlich spürte sie etwas.
Totenmagie.
Wie ein kalter Wind streifte sie durch das Zimmer und ließ sie frösteln. Das war die Kraft, die sie auch in Julius gespürt hatte, die Kraft, die Vampire erweckte.
»Ich werde dir zeigen, wie du deine Aura sehen kannst. Es ist völlig ungefährlich. Vorsicht, ich berühre dich jetzt.«
Amber hatte noch immer keine Ahnung, was Christina vorhatte, doch plötzlich schien es ihr, als würde die Luft dichter werden. Vor ihrem inneren Auge geschah etwas Sonderbares. Wie ein elektrisches Funkeln antwortete eine dünne Hülle, offensichtlich ihre Aura, auf die Berührung durch Christina. Leben und Tod rieben sich aneinander.
»Siehstdu sie?«, fragte Christina.
»Ja«, flüsterte Amber ehrfürchtig.
Die Energie des Vampirs berührte nun nicht mehr nur eine Stelle der Aura, sondern breitete sich wie ein Flächenbrand aus. Ehe sie sichs versah, saß Amber in einem funkelnden Kokon aus Licht, der sich schwach gegen die fremde Kraft stemmte.
»Du musst versuchen sie zu stärken, wie eine Wand.«
Amber stellte sich vor, wie Goldflitter von überallher auf sie zuflogen und sich an ihre Aura legten, bis sie in einem goldenen Kokon saß, der so fein war, dass die Sonne das dünne Metall immer noch durchdrang. Sie fühlte sich wohl und geborgen wie lange nicht mehr, als plötzlich ein Riss erschien und eine kalte Kraft einließ, und mit ihr kam Dunkelheit. »Nein!«
»Amber, was ist passiert? Ich habe nur ein wenig stärker gedrückt! Du musst dir etwas Festes vorstellen, damit du dich schützen kannst.«
Es dauerte eine Weile, bis Amber den richtigen Ansatz fand, doch dann gelang es ihr besser und besser, Christinas fingierten Angriffen zu widerstehen.
Schließlich saßen die beiden Frauen erschöpft auf dem Sofa und tranken Tee. Die Sonne stand bereits tief und ließ die Flachdächer in warmen Tönen glänzen. Hupen und schwacher Verkehrslärm drangen bis in das Zimmer hinauf.
»Ich glaube, es wird dir nicht schwerfallen«, sagte Christina. »Bald musst du gar nicht mehr darüber nachdenken, wie du dich schützen und eine Mauer um deine Gedanken aufbauen kannst.«
Amber nippte an ihrem Tee und lehnte sich in die weichen Kissen zurück. »Ich habe diese Siegel zum ersten Mal gespürt.«
»Julius muss dir zeigen, wie man sie benutzt. Das ist seine Pflicht.Die Verbindung zwischen mir und Brandon steht immer ein wenig offen, ich kann jederzeit auf seine Kraft zurückgreifen und er auf meine. So sollte es auch sein.«
Amber nickte. Ja, Julius schuldete ihr mehr als nur eine Antwort. Mit seiner Hilfe hätte sie sich besser gegen die Angreifer wehren können. Mit der Erinnerung an die Angst, die sie ausgestanden hatte, kehrte mit einem Mal auch die Wut zurück.
Kapitel34
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich in tintenschwarzes Nichts und konnte kaum erwarten, dass die Lähmung endlich aus meinen Händen wich. Die Beine zuckten bereits wie bei Schüttelfrost. Seide raschelte unter meinen ersten unkontrollierten Bewegungen, und ich wusste, sie war blutrot. Ungeduld zerrte an meinen Nerven.
Ich hasste die letzten Minuten im Sarg, ich hasste sie! Warum konnte nicht jemand den verdammten Deckel aufmachen?
Während ich auf das quälend langsame Erwachen meines Körpers wartete, kehrte die Erinnerung an einen Alptraum zurück. Oder war es Wirklichkeit gewesen? Ich erinnerte mich an das Messer, Amber hatte es auf meinen Brustkorb gesetzt und schien bereit, jeden Moment zuzustechen.
Oder war es doch nur ihre Hand gewesen und die Waffe hatte durch sie gewirkt? Ich wusste es nicht. Es musste ein Traum gewesen sein. Amber hätte mir so etwas niemals angetan.
Ich konnte meine Freundin spüren. Sie war dort oben bei denanderen Menschen. Ich tastete nach ihr und fühlte ihre Energie ruhig fließen, es ging ihr gut.
Das Zittern erreichte meine Finger, und endlich war ich zurück. Der Sargdeckel flog auf. Sobald ich die Zimmerdecke sah, fühlte ich mich besser. Jetzt konnte ich auch noch einen Moment liegen bleiben und mich an Ambers Geruch berauschen, der im Zimmer hing.
Sie musste noch vor kurzem hier gewesen sein, sie hatte mir die Nachttischlampe angelassen.
Ich lächelte. Ein warmer
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