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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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Parkplatz führte, und lief mit hängenden Schultern voraus. Wir folgten ihm und ließen uns die Tür aufhalten.
    Christina blieb in seiner Nähe und beobachtete ihren Geliebten in stummer Verzweiflung.
    Wortlos öffnete uns Brandon auch die Autotüren. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und genoss seine Demütigung. Doch Brandon war stark für sein Alter, und Curtis brauchte Vampire wie ihn. Wenn tatsächlich ein Krieg mit Gordon ausbrach, konnten wir uns keine Schwäche leisten.
    »Diese Sache sollte nicht zwischen uns stehen, Brandon. Ich will dir nichts Böses«, sagte ich.
    Der Indianer drehte den Kopf in meine Richtung, wagte aber nicht, meinem Blick zu begegnen. »Bitte verschone Christina«, antwortete er und seine Worte klangen seltsam zerrissen. Er hatte wirklich Angst.
    Seine Reaktion machte mich wütend. Was glaubte er, wer ich war? Erwartete er, dass ich ihn quälte, leiden ließ? Er hatte seine Lektion gelernt, oder nicht?
    »Brandon, sieh mich an.«
    »Bitte, nein.« Ungeweinte Tränen erstickten seine Stimme. Der Indianer musste Schlimmes erlebt haben, wenn er mich derart fürchtete.
    Irgendwo in mir erwachte etwas Böses, Lauerndes, und ergriff die Initiative. Plötzlich wollte ich ihm weh tun. Ich wollte wissen, was er fürchtete, ich wollte ihn demütigen, ihn mit Füßen treten, bis er nie, nie wieder wagte, gegen mich aufzubegehren.
    Meine Hand schnellte vor und schloss sich um seinen Kiefer. Ich zwang seinen Kopf herum, bis er mich ansehen musste.Brandon kniff die Augen zusammen wie ein ängstliches Kind, und sein kleiner Protest stachelte mich weiter an.
    »Julius, was hast du vor?«, fragte Christina, Empörung und Angst in ihren Worten. »Du hast doch gewonnen, lass ihn in Ruhe.«
    »Ich sage, wann es genug ist«, fauchte ich.
    Christina duckte sich wie unter einem Schlag und wagte nicht noch einmal, sich einzumischen.
    Ich wandte mich wieder dem Indianer zu. »Sieh mich an, Brandon. Ich sage es zum letzten Mal.«
    Als er immer noch nicht gehorchte, entfesselte er damit einen Sturm. Mit einem einzigen Schlag entlud sich meine Magie und raste durch meine Hand in seinen Kopf. Brandon schrie und riss die Augen auf.
    Es waren schwarze Löcher, die Pupillen riesenhaft erweitert.
    Ich tauchte ein und stieß mit roher Gewalt tiefer und tiefer in sein Bewusstsein vor. Die letzten Barrieren fielen.
    Ich brach in seinen Geist ein und durchwühlte die Erinnerungen aus hundert Jahren unsterblichem Leben. Wie ein fernes Echo drangen leise Schmerzenslaute an mein Ohr, doch ich achtete nicht darauf.
    Bald sah ich Brandons Ängste vor mir, und eine war furchtbarer als die andere. Dämonen der Vergangenheit. Ich zerrte sie erbarmungslos ans Licht. Ich begann mit seiner Kindheit und sah Brandon als kleinen Jungen, der mit seinem gewalttätigen, alkoholkranken Vater in einem schäbigen Blockhaus wohnte. Prügel bis aufs Blut, jahrelang, bis er floh und ausgerechnet einem Vampir in die Arme lief.
    Er war ein unsterbliches Monster, das ihn quälte und ausnutzte.
    Ich hatte schnell genug gesehen. Das Grauen stieß mich ab, und ich trieb aus den Tiefen zurück ans Licht.
    Miteinem Schlag war ich zurück in dem Pontiac auf dem Hinterhof des Lafayette. Mir war elend. Ich drückte mich in den Sitz und schloss kurz die Augen. Das lederbezogene Polster ächzte. Die Welt drehte sich.
    Brandon kämpfte mit den Tränen und verlor. Leise Klagelaute schüttelten seinen Körper. Er war nicht mehr wiederzuerkennen. Die stolze Fassade war dahin.
    Was hatte ich nur getan? Ich hatte seinen Willen gebrochen, ihn zerstört, wie es nur Meister taten, wie nur sie es konnten.
    Brandons schlimmste Alpträume gehörten jetzt mir. Ich bezweifelte, dass Curtis je so tief geblickt hatte. Mein Hass auf den Indianer verschwand so vollständig, als wäre er nie da gewesen, und machte Mitleid und tiefem Verständnis Platz.
    Plötzlich ergab Brandons ganzes Benehmen einen Sinn. Sein arrogantes Gehabe, seine Sinnsuche. Der Perfektionismus, den der Indianer auf sein Äußeres anwendete, war nichts weiter als eine Maske, hinter der er sein zerstörtes Inneres verbarg. Brandons Erinnerungen waren eine schlimme Strafe, schlimmer als das meiste, was ich ihm hätte antun können.
    Es war still im Wagen, als hätte die Welt den Atem angehalten.
    Die Geräusche der Hauptstraße drangen wie durch einen Filter bis hierher. Ein junges Paar ging an der Parkplatzeinfahrt vorbei und strahlte sein Glück in die Welt.
    Wir vier waren in diesem Käfig aus

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