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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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Winkel, und sogar die Musikauswahl war gut. Der Club lag in der oberen Etage eines Art-Deco-Hauses direkt am Wilshire Boulevard.
    Schweigendwarteten wir darauf, dass die Fußgängerampel umsprang.
    Meine Hand ruhte auf Ambers Schulter und drehte rote Locken zwischen den Fingern.
    Sie sah zu mir auf. »Ist deine Haut immer so kalt?«
    Ich erstarrte, zog hastig den Arm fort und ging auf Abstand. »Entschuldigung.« In diesem Moment verfluchte ich mein kaltes Herz. Zornig hämmerte ich mit der Faust auf den Ampelknopf.
    Amber sah mich überrascht an. »Habe ich etwas Falsches gesagt, Julius?«
    Mein Gesicht schien Bände zu sprechen.
    Amber griff nach meinem Arm und legte ihn entschlossen zurück auf ihre Schulter. Ich ließ ihn dort.
    Endlich wurde es Grün und ich konnte diesem scheußlichen Gespräch entfliehen. Mehr und mehr schwarz gekleidete Gestalten fanden mit uns den Weg zu dem Hintereingang, durch den man den Club betrat.
    Ein bulliger Türsteher kontrollierte unsere Führerscheine auf das Alter, und ich ließ mich von ihm betatschen. Ohne Probleme verschaffte ich mir Zugang zu seinen Gedanken, stiftete ein wenig Chaos und zog Amber an ihm vorbei. Er würdigte sie keines Blickes.
    Ich folgte Amber, die zielstrebig die Treppen bis ins Dachgeschoss hinaufstieg. Erst auf den letzten Metern, die durch einen Holzgang im Freien zur Kasse führten, holte ich sie ein. Wir stellen uns ans Ende der Schlange.
    Der Wind pfiff angenehm kühl durch die Holzbretter des Laufgangs und trug einen Hauch von Meeresluft mit sich. Ich schloss schnuppernd die Augen und konzentrierte mich ganz auf meine Sinne. Ambers Körper strahlte Wärme ab wie ein kleines Kraftwerk. Der Duft ihrer Haut und dessen, was darunter lag, war verführerisch. Mein Körper reagierte miterhöhtem Puls und einem flauen, fast schmerzhaften Gefühl in der Magengegend.
    »Kennst du den Laden?«, fragte Amber plötzlich.
    Ich öffnete die Augen und sah sie an. Meine Pupillen waren jetzt wieder bernsteingelb und brennend, doch die Farbe würde rasch verblassen und dunkler werden, sobald ich den Hunger wieder in seine Schranken verwiesen hatte.
    Ablenkend zupfte ich Amber das Haargummi aus dem Zopf. »Ja, ich kenne den Club. Ich war hier schon öfter …«
    Wieder ihr entsetzter, unschuldiger Blick. Wie ich das genoss. Ich konnte es nicht lassen, mit zwei Fingern über ihren Hals zu fahren. Die Ader klopfte verheißungsvoll unter meiner Berührung.
    Amber legte eine Hand auf das Messer, und ich zuckte wie von der Tarantel gestochen zurück. Sobald sie die Waffe berührt und an deren Wirkung gedacht hatte, hatte es nach meinem Herzen gegriffen. Aber als Amber mein schmerzverzerrtes Gesicht sah, nahm sie die Hand sofort weg.
    »Verdammt, warum hast du das gemacht?«, fluchte ich.
    »Du weißt, warum.«
    Einige Gäste sahen uns irritiert an. Ich riss mich zusammen und stellte mich wieder neben sie. Amber lehnte sich zu mir und sprach jetzt leiser.
    »Ich hab nicht geahnt, dass es so schlimm ist. Aber du solltest ein bisschen vorsichtiger sein mit dem, was du sagst und tust.«
    Ich atmete tief durch und versuchte das Messer zu vergessen.
    Endlich waren wir an der Reihe, und ich zahlte.
    An der Bar bestellte ich für Amber einen Rotwein, dann schlenderten wir gemeinsam durch den kleinen Club. Über der Tanzfläche hingen riesige alte Kristallleuchter zwischeneinem Geflecht feiner Wurzeln, die blau beleuchtet waren. In meinem Mausoleum rückte ich jeder Wurzel mit der Zange zu Leibe, aber bitte.
    So früh am Abend bewegten sich nur wenige Tänzer über den Metallboden der rechteckigen Tanzfläche. Die meisten Gäste saßen noch in einer der halbrunden Ledersitzecken, die sich darum gruppierten.
    Wir beendeten unsere kleine Erkundungstour, blieben in der Nähe der Tanzfläche stehen, mit der Bar im Rücken. Von hier aus hatte ich einen guten Blick auf die ankommenden Gäste. Frauen in weiten Röcken, geschminkte Männer mit toupierten Strähnen, andere ganz in Lack oder behängt mit Ketten. Ich sah den Menschen nach, verfolgte einzelne eine Weile mit den Augen und erwählte keinen.
    »Komm tanzen«, sagte ich, ergriff Ambers Hand und zog sie, ohne eine Antwort abzuwarten, hinter mir her. Meine Begleiterin folgte mir widerwillig, doch schon bald wurden ihre Bewegungen flüssiger und ihre Anspannung verschwand. Es war ein Genuss, ihr zuzusehen. Amber schloss die Augen und überließ sich den langsamen Rhythmen und dem getragenen Gesang.
    Es wurde jetzt wirklich Zeit für

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