Septemberblut
gut, war so weich. Ich drückte die Wange daran.
Julias Blut hatte mir Kraft gegeben und meine Haut warm und lebendig gemacht. Ich war satt, dennoch strichen meine Lippen über Ambers seidige Wange und glitten hinab zu ihrem Hals.
Amber erzitterte unter meinen Lippen.
Nein, ich würde sie nicht beißen. Vielleicht hatte ich mein Spiel vor der Kasse ein Stückchen zu weit getrieben, aber diesmal ließ ich es nicht aus dem Ruder laufen.
Ich barg ihre Wange in meiner Hand, beugte mich vor und unsere Münder fanden sich. Ich genoss den weichen Duft ihrer Haut. Wein färbte ihren Atem süß. Ambers Zunge huschte über meine leicht geöffneten Lippen und begehrte zögernd Einlass. Neugierig ertastete sie meine Eckzähne.
»Vorsicht, die sind scharf«, hauchte ich, dann presste ich meine Lippen auf ihre. Sie waren weich, nicht zu voll, nicht zu schmal, genau richtig.
Ambers Zunge drängte erneut in meinen Mund und ihre Wärme erfüllte mich.
Ichzog sie in meine Arme, wollte, dass sich unsere Körper berührten. Die letzte Anspannung wich aus ihren Schultern. Wir küssten uns lange. Erkundeten Münder und Lippen.
Wir waren eins. Ein echtes Paar. Ich hoffte nichts sehnlicher, als dass sie meine Gefühle teilte, denn ich liebte diese sterbliche Frau mit all meinen Sinnen. Um sie zu erobern, waren die besonderen Verführungskünste eines Vampirs wirkungslos, und das war richtig so. Ich wollte Amber, und sie sollte nur mich bekommen, den Rest des Menschen, der ich vor all der Zeit gewesen war, mich, nicht das Monster.
Ich war davon überzeugt, dass wir füreinander bestimmt waren. Selten war ich mir einer Sache so sicher gewesen.
Ich schwelgte in den Gefühlen, die Amber in mir auslöste, bis ich das elektrisierende Prickeln in meinem Nacken nicht mehr missachten konnte.
Stevens Präsenz breitete sich aus und steigerte sich, je näher er kam.
Unwillig löste ich mich von Ambers Lippen und wandte mich um.
Da stand er, keine drei Schritte entfernt. Jungenhaft schlank, blond und stupsnasig.
Hätte sein sterbliches Alter noch gezählt, hätte er diesen Club nicht einmal betreten dürfen, doch wie wir alle besaß auch Steven einen gefälschten Führerschein.
Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie es war, als Curtis Steven zum ersten Mal sah.
Es war in einer lauen Frühjahrsnacht gewesen, wie es sie in LA nur selten gibt. Curtis und ich waren gerade zur Jagd aufgebrochen, als wir Steven und einen anderen jungen Mann aus einem Haus kommen sahen. Curtis blieb wie vom Donner gerührt stehen. Der Sterbliche sah seinem eigenen Sohn, den er vor vielen hundert Jahren bei einer Pestepidemiein Europa verloren hatte, zum Verwechseln ähnlich. Der Meister hatte den Verlust nie überwunden. Ich betörte Stevens Freund, während er unter den Bann des Meisters fiel. Curtis verbrachte Stunden damit, ihn einfach nur anzusehen.
Curtis wollte Steven verwandeln, ihn für die Ewigkeit bewahren, und er machte es zu meiner Aufgabe, das Vertrauen des jungen Mannes zu gewinnen. Steven war schnell bereit, sein kaum gelebtes Leben aufzugeben und sich in das Abenteuer zu stürzen, das er vor sich zu haben glaubte.
Aber ich weigerte mich, Steven zu verwandeln. Curtis war zu mächtig, um es noch selbst zu tun, und bestimmte deshalb den Vampir Manolo zum Schöpfer.
Ich sah zu, wie Steven starb und wiedergeboren wurde, und stand als Zeuge an seiner Seite, während er Curtis die Treue schwor und sich unter dessen Stärke beugte.
Leider enttäuschte Steven die Erwartungen, die Curtis an ihn stellte. Der neugeborene Vampir sah vielleicht aus wie sein Sohn, aber er war es nicht, würde es nie sein.
Curtis hatte es nie laut gesagt, aber ich wusste, dass er Steven seine sexuellen Neigungen zum Vorwurf machte.
Ich schüttelte die Erinnerungen ab und sah auf. Steven legte fragend seinen hübschen Kopf schief.
Ohne ein Wort zu verlieren, lud ich ihn ein, näherzukommen. Ich spürte, dass auch er gesättigt war. Er verzog seinen sinnlichen Mund zu einem nervösen Lächeln.
Amber hatte ihn ebenfalls entdeckt. Sie drehte sich in meinen Armen und drückte auf der Suche nach Geborgenheit den Rücken an meine Brust.
Steven spürte die Gewalt des Messers. Er fürchtete sich. Der unstete Blick verriet ihn, er blinzelte zu oft.
» Komm ruhig « , rief ich telepathisch.
Der Vampir schlich näher wie ein ängstlicher Welpe und reichteAmber die Hand. »Steven«, stellte er sich vor. Seine Stimme war leise und weich.
»Amber.«
»Hallo,
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