Septemberblut
weiß noch nicht wie, aber irgendwie werden wir die Seele deines Bruders von diesem Leid erlösen.«
Amber nickte. Der Gedanke schien sie zu beruhigen.
Dass ich freilich ganz anderes mit Frederik vorhatte, sollte er mir vorher in die Hände fallen, musste sie nicht wissen.
Ich hoffte, dass meine Geliebte stark genug war. Es würde dreckig werden in den nächsten Tagen. Wenn es wirklich zum Krieg kam, hieß das, Gordon und seinen gesamten Clan zu vernichten, jeden einzelnen Vampir, jeden Diener. Es würde ein Blutbad werden wie damals in Frankreich.
Das meiste hatte ich verdrängt, jetzt kam nach und nach alleswieder hoch und krallte sich wie eine Faust in meine Eingeweide. Wir hatten niemanden, dessen wir habhaft geworden waren, am Leben gelassen. Nicht einen Vampir, nicht einen Diener. Welch ein Rausch, welch ein Morden, und wie schrecklich war die Reue danach gewesen. Damals hatte ich eine Axt benutzt. Mein Schwert, das ich jetzt führte, war nicht weniger effektiv.
»Julius, was ist?«
Ich zuckte zusammen. »Nichts, gar nichts«, erwiderte ich mit belegter Stimme und wandte mich ab.
»Gehen wir.«
Ich griff nach dem Kästchen. Sobald ich das Holz berührte, brannten meine Muskeln wie Feuer. Ich drückte es ihr eilig in die Hand und schüttelte meinen schmerzenden Arm. »Nimm du es.«
Kapitel30
Wir verließen den Raum unter der Bühne. Ich löschte das Licht und schloss die Tür hinter mir.
Robert stand draußen und erwartete uns. Er führte uns zu dem Zimmer, das für die nächsten Tage unser gemeinsames Heim sein sollte.
Es lag fast zehn Meter unter der Erde. Wie in allen Gebäuden, in denen Vampire hausten, schützten auch im Lafayette Stahltüren die Räume der Vampire vor Feuer und unliebsamen Besuchern. Meine Kammer war wie Curtis’ Gemächer sogar mit doppelten Türen gesichert. Mein neuer Sarg stand bereits auf einem kleinen Podest, der mit einem dunkelblauen Teppich belegt war.
Ander Wand dahinter rankten Efeu und Lilien. Die Wandmalereien passten genau zu dem Muster des Sargs. Dieser Bereich konnte mit einem schweren Vorhang vom Rest des Zimmers abgetrennt werden.
Anscheinend hatte Curtis den Raum schon lange für mich auserkoren. Er kannte meinen Geschmack genau: Jugendstil. Das hier war alles andere als eine Gruft.
Direkt neben der Tür stand ein verschnörkeltes Eisenbett mit altmodischer weißer Spitzenbettwäsche. Es duftete nach Lilien und Lavendel. Die weißen Blüten entdeckte ich in einer Vase neben dem Sarg, der Lavendelgeruch stieg aus den Kissen.
Wir hielten uns an den Händen und sahen uns um wie ein frisch verliebtes Paar auf Wohnungssuche.
»Ein anderes Zimmer gibt es leider nicht«, sagte Robert amüsiert und händigte Amber und mir je ein Paar Schlüssel aus. Auf einem Tischchen stand ein Korb mit Obst, daneben Gebäck und Tee auf einem Stövchen.
»Amber, wende dich an mich, wenn du noch Fragen hast. Die Küche und die Zimmer der Diener sind im ersten Stock. Meistens essen wir gemeinsam gegen sechs. Wenn du Probleme damit hast …«, sein Blick glitt zu meinem Sarg, »dann stellen wir dir das Bett nach oben. Für kurze Zeit findet sich sicher jemand, der den Raum mit dir teilt.«
»Nein, das ist schon okay. Danke, Robert.«
»Gut.« Der Diener zog die Tür zu. »Eine schöne Nacht wünsche ich euch beiden«, hörte ich ihn noch rufen, dann eilte er die Stufen hinauf.
Plötzlich war es ganz still.
Der Blick aus Ambers Ozeanaugen ließ Schauer über meinen Rücken jagen. Ich brauchte ihre Gedanken nicht zu lesen, um zu wissen, was sie wollte. Was wir beide seit dem Moment wollten, als wir uns dort unten bei Curtis geküsst hatten.
Sietrat einen Schritt näher. Ihre Hände glitten über meine Brust und mein Puls raste, schon jetzt. Nacheinander öffnete sie meine Hemdknöpfe, und ich stand einfach nur da und sah ihr zu.
Wir ließen uns Zeit. Zelebrierten unser erstes Mal wie ein heiliges Ritual.
Ich streifte ihr Shirt über den Kopf, und unsere Lippen fanden sich, während ich ihre kleinen, weißen Brüste berührte. Vorsichtig, als seien sie zerbrechlich, hob ich sie aus dem BH und küsste die rosigen Warzen.
Amber. Sie sollte mir gehören, mir ganz allein, bis in alle Ewigkeit.
Ich wollte nicht daran denken, ob sie mich auf die gleiche Weise begehrte, ob sie mich wollte, mich, der ihr nichts bieten konnte: kein normales Leben, kein Häuschen im Grünen, keine Kinder. Nur Zeit. Doch was nützte Zeit, wenn man nicht glücklich war?
Ich hob Amber hoch und hielt
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