Septembermann: Lovestory (German Edition)
aufnehmen.“
Tino ruft nach Ben, Stefan und Doreen.
„He, Omi.“ Er bleibt Türrahmen stehen. „Da nke.“
„Wofür du, Lauser?“
„Dass es dich gibt.“
Dieser kesse Grünschnabel nach außen, mit seiner inn ewohnenden empfindlichen Seele. Stefanie wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
*
Ben und Tino stürzen aus Stefans Auto, als sie auf dem Kiesweg parken.
„Oje! Der Begrüßungsterror“, nörgelt der Große, als er jedoch seine Wunschlehr erin Cora sichtet, schlürft er freudestrahlend zum Haus. „Bitte nicht ansaugen, ich bin zu alt für diese Wangenknutscherei“, sagt er, reicht ihr euphorisch seine Hand und linst in den Eingang. „Sind das deine Adoptivler?“
„Ja. Das sind Papa Horst und Mama Ingrid.“
„Echt?“
„Echt.“
„Die habe ich mir anders vorgestellt.“ Er schielt blasiert zu Cora.
„Wie denn, Cowboy?“
Horst streckt ihm jovial seine Hand entgegen.
Der Opa hat ja Witz an der Altherrenbacke. Tino beäugt ihn mit einem pr üfenden Blick. „Dann musst du die bald Doppel-Omi Ingrid sein“, steuert er auf die Frau von Horst zu.
„Wieso muss? Ich bin es.“ Sie wuschelt spontan durch sein gegeltes Stoppelhaar. Blitzschnell zieht Tino seinen Halbsta rkenkopf zur Seite.
„Dieses Touching ist megapeinlich! Das macht man mit kle inen Jungs. Hier!“ Er schiebt seinen Bruder Ben vor. „Der mag dieses Getätschel noch.“
Stefanie spürt auf Anhieb eine Herzlichkeit, die von dem Ehepaar aus Vogtlandgrün ausgeht. Die Mutter von Jane hat einen hinreißenden, mädchenhaften Cha rme und ihr Mann ist ein angenehmer liebenswürdiger Mensch.
„Junger Mann, wie sollten wir deiner Meinung nach ausschauen?“, erkundigt sich Ingrid und übe rgeht seine Antiphase.
Die Symptome von Pubertät sind eine Zeit der Extreme. Die Kindheit vorbei, das Erwachsenenleben erst am Anfang, spielen seine Hormone Fußball mit vielen Fehlpässen, denkt Janes Papa und junger Mann ist Musik in Tinos grünen Löffeln.
„Mit geflochtenem, grauem Haarzopf im Schaukelstuhl sitzend und meine Hände klappern mit Stric knadeln?“, entgegnet Ingrid belustigt.
„Oder als Couch-Potato , Bier schlürfend im Schlabberlook vorm Heimkino? Laufen kann ich ohne Krückstock, selbst wenn’s im Moment nicht den Anschein hat.“ Horst zeigt auf seinen Gipsfuß.
Für einen Augenblick sind die kessen Lippen von Stefans Enkel sprachlos. „Hast’e den Haxen gebr ochen? He! Ihr seid ja hipp, wie meine Omi.“
„Und ob, Cowboy. Give me your Fife.“
Horst streckt ihm seine Rechte entgegen. Patsch! Das Eis ist gebrochen.
„Horsti und Grid klingen cooler. Horsti, Ben und ich stellen uns als Testpersonen für das kleine Grandpa-Abc zur Verfügung. Tipps und Tricks inklusive und was Großeltern durchaus vermeiden sollten.
„Oh nein, Tino. Was hast du eingepackt?“
„Den Modellbaukasten. Wie wär’s, Horsti? Bekommst du das Flugzeug zusammen, hast du die Feuertaufe als angehender Oppa bestanden.“
Jane und Coras Blicke treffen sich gri nsend. Tino wird sich wundern. Die Herausforderung nimmt ihr Vater, ein leidenschaftlicher Heimwerker, an. Horst schafft es, den Jungs spielerisch Aufgaben zu delegieren und sie präsentieren stolz ihr Meisterwerk.
„Das war geil. Jetzt solltest du chillen. Lass dich aufs Sofa fa llen, Horsti.“
„Hier kommt euer Preis, ihr Bastelhelden.“
„Sind das Vitalowis? Sieht cool aus. Hast’e den Shaker gekillt, Jane?“
„You, Brombeeren, Orangen, Weizenkeime, Buttermilch, Mineralwasser, Honig und eine Prise Zimt. Prost, du Schla umeier.“
„Horsti braucht eher Hartgas.“
„Cognac? Cowboy, gute Idee.“
„Onkel Peter, schmeißt du eine Runde Giggelwasser? Es gibt Grund zum Anst oßen.“
Peter schwenkt in die Küche und kehrt mit einem Tablett Gläser z urück.
„Meine Damen und Herren und Bruder Ben“, beginnt Tino mit feierlichem Timbre und klirrt mit dem verzierten Goldlöffel an den Glasrand. „Begrüßen wir zwei neue Mitglieder in unserer Patchworkfamilie: Horsti und Grid. Salute!“
In Tino, dem Lausebengel mit dem weichen Herzen macht sich ein Gefühl von Geborge nheit breit. Vater, verpiss dich! Er zeigt ihm gedanklich den Stinkerfinger. Dich braucht keiner, wir haben uns.
Als sie spätabends aufbrechen, rieseln leise Schneefl ocken.
„Grandpa, Tino, fahren wir morgen Schlitten?“, fragt Ben.
„Das ist was für kleine Jungs“, mosert Tino.
„He, Cowboy“, ruft Horst und zieht ihn zur Seite. „Ich bra uche deine
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